An der Stelle des ehemaligen Sportplatzes „Spielwiese“ oberhalb von Oberdollendorf dehnt sich heute eine große Wiese aus. Nichts erinnert mehr an die intensive Nutzung der Fläche durch die Handballmannschaft des TUS Oberdollendorf als Vereinssportplatz sowie durch die lokalen Fußball- und Schulsportvereine. Vor der Einrichtung eines neuen, zentral gelegenen Sportplatzes im Tal um 1960 schlug hier das sportliche Herz Oberdollendorfs.
Geschichte Schon 1912 hatte sich Pfarrer Peter Herkenrath für die Errichtung eines „Jugendspielplatzes“ eingesetzt und das Gelände auf der Bredershecke an den nördlichen Ausläufern des Petersbergs für neun Jahre vom Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) gepachtet. Offenbar ruhten die Pläne dann.
Erst 1920 finden sich weitere Belege: Der VVS verpachtete der Gemeinde Oberdollendorf für 120 Mark jährlich Flächen von insgesamt knapp 152 Ar. Im Vorfeld war eine Diskussion geführt worden, inwieweit es in dieser Krisenzeit zulässig sei, Ackerland zu einem Sportplatz umzuwandeln. Die Sportvereine verteidigten ihr Projekt mit den langfristigen positiven Auswirkungen auf die Jugend, die der Sport mit sich bringe. Pfarrer Herkenrath unterstützte sie, und Mitglieder der Pfarrei halfen bei den Planierungsarbeiten. Der Teil des verpachteten Grundstücks, der bislang Acker war und nicht für den Platz gebraucht werde, musste weiterhin Acker bleiben, so der Pachtvertrag. Der Ertrag der bestehenden Obstbäume falle der Pächterin zu. Der Bau von Baracken für die Sportgeräte und als Umkleide wurde gestattet. Die Arbeiten am Platz sollten als Notstandsmaßnahmen durchgeführt werden.
Nach dem Krieg klagte man über die Lage außerhalb des Ortes: „Der Platz ist im An- u. Abmarsch nur zu erreichen durch Wege, die durch Weinberge und Obstplantagen führen und wir haben wiederholt mitgeteilt bekommen, dass Zuschauer sich an Weintrauben und Obst vergriffen haben.“ (Oberkasseler Zeitung, 1.7.1949) Auch sei der Platz bei Regen kaum zu benutzen. Man würde gerne den Ort wechseln und schlug konkret ein Gelände in der Ebene vor. Aber alle Pläne eines neuen Platzes zerschlugen sich. Bis in die späten 1950er Jahre wurde der Platz auch durch die Schüler der nahen Volksschule auf dem Schnitzenbusch genutzt, bis diese letztendlich mit dem Schulneubau eine Sporthalle bekamen. Der Fußballverein klagte, dass durch den zunehmenden Siedlungsbau und die Erweiterungen des Lemmerzwerkes die Möglichkeiten, anderswo Sportanlagen anzulegen, sehr gering geworden seien.
1957 erfolgt die Sanierung der „Spielwiese“ mit staatlichen Zuschüssen. Ein Luftbild von 1957 zeigt indes einen einfachen Rasenplatz ohne erkennbare Infrastruktur inmitten einer von Streuobstwiesen dominierten Landschaft.
Nach der Einweihung des neuen Sportplatzes an der Flurgasse im Tal um 1960 verfällt die Spielwiese.
Ein Luftbild von 1972 zeigt den Platz als große Brachfläche. Zuletzt wird 1985 geplant, auf der Spielwiese einen großen Kreisjugendzeltplatz einzurichten, was nicht zuletzt an den Protesten der Anwohnenden scheitert.
Zustand Heute stellt die Spielwiese einen botanisch wertvollen Sonderstandort dar. Er wird durch Staunässe beeinflusst und durch nährstoffarme Pseudogleyböden mit einer niedrigen Ackerleitzahl von 25-45 charakterisiert. Für eine ackerbauliche Nutzung ist er daher nur schlecht geeignet und wurde wohl nur in Notzeiten bestellt. Daher konnte sich nach Nutzungsende des Platzes ein abwechslungsreiches Mosaik verschiedener Grünlandgesellschaften etablieren. Unter anderem ein kleines Areal mit Borstgrasrasen. Am Rande des Platzes zeugen durchgewachsene Kopflinden von einer ehemaligen „Verschönerung“ des Platzes. Kopflinden sind in der Regel typische Promenaden- bzw. Terrassenbäume und wurden gerne im Bereich der Außengastronomie verwendet. So liegt am Ostrand der Spielwiese ein rund 55x55 Meter großes, mit Linden bestandenes Areal. Die Bäume stehen in einem gleichmäßigen Pflanzmuster von etwa 7 Metern Abstand. Zahlreiche Offenlandarten finden auf der Spielwiese ihren Platz, die sonst durch eine zunehmende Verbuschung und Bewaldung in ihrem Bestand bedroht sind.
Datierung 1920-1960
Zugang kein Zugang, Naturschutzgebiet; vom Petersberger Weg einsehbar
Hinweis Das Objekt „Sportplatz Spielwiese in Oberdollendorf“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Siebengebirge (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 446).
Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge. Historische Nutzungen und ihre Auswirkungen auf die Landschaft. (Kulturlandschaftspflege im Rheinland, Band 2.) S. 325-327, Köln.
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