Die Anlage eines Mühlbachs
Da das Dorf keinen Bachlauf hatte, wurde aus dem Horbach in Lingenfeld ein „Bachleitweg“, also ein künstlicher Kanal, Richtung Mechtersheim an dem Hang entlang des Schlittbergs, oberhalb der Schwarzwiesen in Richtung Mechtersheim angelegt. Zeitzeugen konnten noch in der dort gelegenen Tongrube, die später als Müll- und dann als Erddeponie diente, Spuren eines Bachbettes ausmachen. Eine Urkunde von 1318 belegt, dass das Kloster Eußerthal, dem das Mechtersheimer Gut gehörte, für diese Wasserrechte der Lingenfelder Kirche jährlich eine Ölrente von 17 Pfund zu entrichten hatte. Auch ein Dokument von 1321 bestätigte, dass der Bach „immerwährend und ohne Widerstand“ nach Mechtersheim geleitet werden kann.
Hoheitliche Erlaubnis zum Bau einer Mühle
1323 erlaubt Ludwig IV. (1282 - 1347), ab 1314 römisch-deutscher König, genannt der Bayer, den Bau einer Mühle auf dem Eußerthaler Hof. Ob dies nur eine Erneuerung der Bachrechte war oder ob die Mühle zwischendurch zerstört war, entzieht sich unserer Kenntnis. 1340 bestätigte Ludwig, inzwischen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die Rechte erneut. König Ruprecht (1352 - 1410), deutscher Regent ab 1400 bis zu seinem Tod, wiederholte dieses Zugeständnis.
Die Mühle wird zerstört
Bis vielleicht einmal bekannt wird, wie lange in ihr gemahlen werden konnte, müssen wir annehmen, dass sie in einem der vielen Kriege, die das Land und besonders Mechtersheim später „verheert“ haben, zerstört wurde oder abgebrannt ist. Mühlen wurden zu allen Zeiten von den Eroberern abgebaut und als Kriegsbeute verschleppt - sofern Unvernunft sie nicht mutwillig zerstört hat. Zum einen waren es kostbare technische Vorrichtungen, die andernorts wieder aufgebaut werden konnten, andererseits war es eine Möglichkeit, die Besiegten auf längere Zeit wirtschaftlich zu schwächen. Die genaue Lage der Mühle im Ort ist unbekannt. Doch gibt es alte Erzählungen über einen unterirdischen Gang (gemauerter Kanal?), der vom alten Friedhof bis in den Altenhof, dem ehemaliges Ortszentrum) geführt haben soll. Auch ist es möglich, dass jeweils vor den anstehenden Mahlen des Getreides der Zulauf des Baches gestaut wurde, mit dem dann die Mühle trotz des geringen Wasserlaufs zeitweise betrieben werden konnte.
In einem Fragebogen von 1771/72 heißt es, Mechtersheim „hat keine Mühl“. Nach einem Autor von 1836 scheint die Mühle „gar vom Rheine verschlungen worden zu seyn“. Der heutige „Müllgraben“ oder der Riedgraben kann als Wasserablauf der Mühle bis in den Rhein gedient haben.
(Hartwig Humbert, Willi Kögel, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V., 2024)
Internet
www.kulturelleserbe-rlp.de: Lost Places in Römerberg - Mühle in Römerberg-Mechtersheim (abgerufen 30.04.2025)