Bezug der einzelnen Elemente zu Mutterstadt
Die marmorne Säule, bekrönt von einem bärtigen Kopf, der in den Himmel schaut, verweist auf die römische Besiedlung Mutterstadts. Die ältesten menschlichen Spuren im Gemarkungsbereich Mutterstadts sind etwa 200.000 Jahre alt und zählen zu den ältesten in der Pfalz. In der Gemarkung wurde eine Siedlung aus der Älteren Eisenzeit, eine sogenannte Hallstadt-Siedlung, entdeckt. Typische Grabhügel sind „Auf dem Limburg“ im Westen der Gemarkung gefunden worden. Bodenfunde aus der Zeit des römischen Weltreichs zeugen von Niederlassungen und reger Kulturtätigkeit. Fruchtbares Ackerland ließ Mutterstadt bis 1331 zu einem wichtigen Versorgungsgebiet der Reichsfeste Trifels werden. Im 15. Jahrhundert gehörte Mutterstadt zur Kurpfalz. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) wurde das Dorf mehrmals zerstört und bis auf drei verbliebene Familien entvölkert. Der Wiederaufbau gelang dank der schnellen Integration von Zuwanderern: Aus Wallonen, Franzosen, Schweizern, Franken und Pommern wurden Mutterstadter. 1797 wurde Mutterstadt französisch. 1816 kam der Ort zusammen mit dem gesamten Rheinkreis (Pfalz) an das Königreich Bayern.
Mutterstadt als Zentrum des pfälzischen Flachsanbaus im 18. Jahrhundert verkörpert die Bauersfrau aus gelbem Sandstein in der Hechel. Diese oder Letztere war das zentrale Werkzeug, um den Flachs geschmeidig zu machen. Von Anfang 1700 bis 1850 spielte der Hanf- und Flachsanbau eine bedeutende Rolle in Mutterstadts Landwirtschaft. Als Hauptanbaukultur wurden zeitweise bis zu 160 Hektar mit Flachs bewirtschaftet, um Leinenfasern für Textilien und aber besonders auch Leinsamen zu gewinnen. Die Qualität der Mutterstadter Produkte hatte einen ausgezeichneten Ruf und Wert. Bis nach Holland und Riga reichte der Handel. Der Ertrag aus dem Leinsamen war in dieser Zeit oft mehr wert als der Boden, auf dem er wuchs. Im Rekorderntejahr 1830 konnte man mit den Erträgen aus der Flachsernte die kompletten Baukosten für das neue Schulhaus (Johann-Hoffman-Schule) finanzieren. Die Reihenhausbebauung hinter dem Palatinum liegt in dem Gemarkungsbereich, in dem der Flachs und Hanf für die Fasergewinnung geröstet wurde. Später wurde dort eine Tuchbleiche für Verarbeitung des Garns angelegt. Durch die Konkurrenz der Baumwolle verschwand der Flachsanbau nach 1840 allmählich.
Die chemische Industrie wie z.B. die BASF war einer der aufstrebenden Erwerbszweige im 20. Jahrhundert in dieser Region. Eine männliche Figur inmitten eines Tores aus Röhren und Quadern, hergestellt aus Edelstahl, Bronze und Sandstein, symbolisiert die Arbeitskraft in der Fabrik.
(Zusammengestellt von Michael Ceranski, Historischer Verein der Pfalz e.V. Ortsgruppe Mutterstadt, 2024)