Steinzeugfabrik Valentin Rossmann

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Frechen
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 56,14″ N: 6° 46′ 37,28″ O 50,93226°N: 6,77702°O
Koordinate UTM 32.343.795,46 m: 5.644.645,25 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.667,69 m: 5.644.398,41 m
1927/1928 gründete Valentin (I) Rossmann in Neubuschbell an der ehemaligen Klosterstraße, heute Augustinusstraße 40, das Steinzeugwerk Valentin Rossmann.

Geschichte
Der 1881 geborene Töpfer war 1899 aus Mannheim-Friedrichsfeld nach Königsdorf gekommen und arbeitete zunächst in der Steinzeugfabrik Hensmann, bevor er als Meister bei Grosspeter-Lindemann begann (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 74). Hier entwickelte er einige Patente, u.a. auch ein sehr bedeutendes: Bereits vor dem Ersten Weltkrieg meldete er ein Verfahren an, mit dem die Rohrmuffe in einem Arbeitsgang mit dem Rohr gepresst werden konnte, was den Arbeitsvorgang erheblich beschleunigte und die Produktqualität verbesserte. Dieses Patent verkaufte er der Firma Grosspeter-Lindemann, um seinen Traum von der eigenen keramischen Werkstatt zu verwirklichen (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 74).

Einen Antrag auf Errichtung einer Keramischen Werkstatt stellte er am 29.08.1928, die Baugenehmigung erhielt er im Januar 1929. Während die Werkstatt nach den Plänen des Frechener Architekten Toni Maxrath errichtet wurde, plante die Firma Ooms, Ittner & Cie. den Bau von Ofen und einem 15 Meter hohen Schornstein (Unterlagen aus dem Archiv Rossmann im Ordner Steinzeugwerk Valentin Roßmann, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen). Produziert wurden Pökelbottiche, säurefeste Wannen für die Industrie, Gartenkeramik, Stallartikel und Einmachtöpfe.

Ein weiteres Patent erhielt das Steinzeugwerk Valentin Rossmann im Jahr 1968 auf seine bis in die 1970er Jahre sehr gefragten Kaminaufsätze mit dem Namen 'Vollzug' (bereits entwickelt von Valentin I). Nach dessen Tod 1955 übernahmen die Söhne Valentin II und Konrad Rossman (krankheitsbedingt nur bis 1958) den Betrieb. Letzter Geschäftsführer war Valentin Rossmann III ab 1981, dessen Produktion Kaminaufsätze, Sinkkästen, Pökelbottiche und Gartenkeramik umfasste; vor allem aber lag der Haupterwerb in der Herstellung von Abdeckhauben für stillgelegte Kamine (Unterlagen aus dem Archiv Rossmann im Ordner Steinzeugwerk Valentin Roßmann, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen).

Das Steinzeugwerk wurde stets als Familienunternehmen geführt, das bis zu vier Mitarbeiter beschäftigte. Eine Werkstatterweiterung mit Errichtung eines zweiten Kammerofens erfolgte um 1963 (Bauantrag); weitere kleine An- und Umbauten wurden in den Jahren 1965 und 1968 umgesetzt. Bis 1977 wurde mit Steinkohle geheizt, danach mit Propangas und ab 1999 mit Erdgas. Der Produktionsprozess passte sich insgesamt kaum technischen Neuerungen an, sondern verblieb bis zum Schluss beim Salzbrandverfahren und gestaltete sich in der Hauptsache als Handarbeit (Unterlagen aus dem Archiv Rossmann im Ordner Steinzeugwerk Valentin Roßmann, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen). Die benötigte Tonmasse erhielt das Werk fertig aufbereitet zunächst aus dem Frechener Tonaufbereitungswerk, später von der Steinzeugfabrik Hensmann und den Westdeutschen Steinzeugwerken in Euskirchen (Stadtarchiv Frechen 2002, S. 74). Freie Flächen auf dem langschmalen Grundstück dienten als Lager- und Verkaufsplatz für die Produkte. Die Firma Rossmann war auch auf dem Frechener Töpfermarkt vertreten.

2005 kündigte sich das Ende des Werkes in der Augustinusstraße an: „Durch zunehmenden Import aus Fernost ist der Gartenkeramische Markt nun nicht mehr rentabel“ (Rong 2005, S. 1). Der letzte Salzbrand erfolgte im Dezember 2005 (Ordner Steinzeugwerk Valentin Roßmann, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen).

Die sich hinter dem Wohnhaus entlang der nördlichen Grundstücksgrenze erstreckenden Werkstattgebäude wurden in den Monaten August und September des Jahres 2007 abgerissen; der Abbruch des Kamins wurde am 11.09.2007 vorgenommen. Das Wohnhaus blieb erhalten.

Im Jahr 2004 überließ Valentin Rossmann (III) die mittlerweile fast 100 Jahre alte Töpferscheibe, auf der bereits sein Großvater und Firmengründer Valentin Rossmann (I) produziert hat, dem Frechener Stadtarchiv. Sie wurde restauriert und ist nun im Foyer des Stadtarchives ausgestellt (Ordner „Steinzeugwerk Valentin Roßmann, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen).

(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)

Quellen
  • Unterlagen aus dem Werksarchiv Rossmann (Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Steinzeugwerk Valentin Roßmann, noch nicht inventarisiert durch das Stadtarchiv Frechen).
  • Rolf Rong: Steinzeug aus Königsdorf - Eine Ära geht zu Ende. In: Königsdörfchen, Ausgabe 20, Oktober 2005 (online unter koenigsdorf.weebly.com, abgerufen 15.12.2023).

Literatur

Plück, Christian; Mayerhofer, Bernd; Madsack, Werner; Schumacher, Reinhard / Stadtarchiv Frechen (Hrsg.) (2002)
150 Jahre Frechener Steinzeugindustrie. Frechen.

Steinzeugfabrik Valentin Rossmann

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Augustinusstraße
Ort
50226 Frechen - Königsdorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1927, Ende nach 2005

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Nicole Schmitz (2023): „Steinzeugfabrik Valentin Rossmann”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355860 (Abgerufen: 3. Mai 2025)
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