Geschichte
Im Tal der Homburger Bröl gründeten die Grafen von Sayn-Wittgenstein zu Schloss Homburg Mitte des 16. Jahrhunderts eine Papiermühle. Diese gelangte 1806 in den Besitz des damaligen dort beschäftigten Papiermeisters und Geschäftsführers Johann Rudolf Geldmacher (Schild 1977, S. 419). 1836 übernahm Wilhelm Geldmacher die Mühlenanlage und ersetzte 1842 die bisher für Papiermühlen üblichen Stampfen durch eine selbstkonstruierte Papiermaschine und konnte damit fabrikmäßig produzieren (Netzwerk Industriekultur Bergisches Land e.V. 2000, S. 128).
1920 ersetzten zwei Turbinen und eine Dampfmaschine das Wasserrad, die Anlage wurde 1924/25 erweitert. „Die Produktion von bisher 1500 Tonnen jährlich wurde auf 12000 Tonnen gesteigert. Wenn bis 1870 hauptsächlich Fein-, Stroh-, Seidenpapier und Spelt angefertigt wurde, so begann in den siebziger Jahren die Herstellung des Tapetenpapiers, das bis zur Neuzeit hauptsächlichstes Erzeugnis blieb“ (Schild 1977, S. 421). Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrikanlage fast vollständig zerstört (Schild 1977, S. 421), jedoch konnte die Produktion im Januar 1947 wieder aufgenommen werden (Schild 1977, S. 422) und sie erreichte nach vier Jahren wieder ihre volle Leistungsfähigkeit.
Laut Schild (1977, S. 422f) erfolgten bis 1974/1976 folgende Neuerungen:
- 1950 Kesselanlage für Steinkohlenfeuerung
- 1956 Aufstellung 3. Papiermaschine
- 1960 Aufstellung 4. Papiermaschine
- 1965 Kesselanlage mit Ölfeuerung
- 1966/1970 Ausbau Stoffaufbereitung, Errichtung einer Streichanlage
- 1971/1972 Ausbau Papiermaschine III zur Herstellung von gestrichenem Duplex-Karton
- 1974 Erweiterung der Abwasserklärung
- bis 1976 technische Verbesserungen der Papierveredelung
Beschreibung
Von der Papierfabrikanlage sind noch erhalten:
- Direkt rechts von der Zufahrt steht ein zweigeschossiges Wohnhaus. Es handelt sich um ein norwegisches Holzhaus in Massivbauweise, welches um 1920 aus Norwegen transloziert wurde. An seinem heutigen Standort an der L 95 wurde es auf einem Sockelgeschoss aus Bruchstein errichtet.
- Ganz im Osten des Fabrikgeländes steht das Fabrikantenwohnhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das zweigeschossige, fünfachsige Gebäude ist an drei Seiten verschiefert und an einer Giebelseite verputzt.
- Das Franzosenhäuschen ist seit 1831 als Wohnhaus ausgewiesen.
- Das Produktionsgebäude wurde um 1842 errichtet und nochmals nach Süden erweitert.
- Der Schornstein wurde 1870 von Rentmeister Jacobs aus Ruppichteroth errichtet. Er steht auf einem quadratischen Sockel und läuft nach oben konisch zu.
- Der Obergraben transportiert über eine Strecke von etwa 1000 Metern Wasser aus dem Brölbach zur Fabrikanlage. Er ist drei bis vier Meter breit und wird einseitig durch einen Damm befestigt.
- Auch der Untergraben ist noch erhalten, wenngleich er abschnittweise verrohrt ist. Er mündet südlich von Erlinghausen in die Bröl.
Kulturhistorische Bedeutung
Die Homburger Papiermühle ist ein wichtiges Zeugnis für die bedeutende Papierherstellung des Oberbergischen Landes. Es handelt sich um eine landesherrliche Initiative, deren Gründung in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückreicht und damit eine enorme historische Tiefe besitzt. Sie verdeutlicht die enormen räumlich-funktionalen Verflechtungen der Grafen zu Schloss Homburg innerhalb ihres Herrschaftsbereiches.
Hinweise
Das Objekt Homburger Papiermühle ist in Teilen ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Gemeinde Nümbrecht, laufende Nr. 31 und 32, Wikipedia: Liste der Baudenkmäler in Nümbrecht) und wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Marienberghausen / Mittlere Homburger Bröl (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 462).
(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2024)
Internet
de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Nümbrecht (abgerufen am 26.08.2025)