Der Club „CREAMCHEESE“ (so die Eigenschreibung der Marke) wurde 1967 in der Düsseldorfer Altstadt, Neubrückstraße 12, eröffnet und bestand dort bis 1976. Das Creamcheese war eine legendäre Institution in der deutschen Clubszene und ein bedeutendes kulturelles Zentrum in den 1960er und 1970er Jahren.
Konzept und Umsetzung Gegründet von Hans-Joachim Reinert und Bim Reinert, wurde der Club konzeptionell von einer Gruppe Kunstschaffender gestaltet: den Künstlern Günther Uecker, Heinz Mack und Ferdinand Kriwet, dem Filmemacher Lutz Mommartz sowie dem Designer Danilo Silvestrin, der auch selbst in dem Haus wohnte. Gemeinsam erschufen sie in der Neubrückstraße 12 ein Lokal, das Kunst und Musik in seinen Räumlichkeiten vereinte. Das Creamcheese war nicht nur ein Club, sondern vielmehr eine experimentelle Mischung aus Diskothek, Konzertlocation, Kunstgalerie und einem Treffpunkt für Kreative. Es entwickelte sich zu einem Gesamtkunstwerk und einem Stück Zeitgeschichte, welches über eine Ära hinausragt (vgl. creamcheese-ev.de).
Günther Uecker, der sich 1961 der von Heinz Mack und Otto Piene gegründeten Künstlergruppe ZERO angeschlossen hatte, brachte deren künstlerische Prinzipien in das Creamcheese-Konzept ein. Die Arbeiten der Gruppe ZERO drehten sich um Licht, Bewegung, Raum und Zeit, Dynamik und Vibration. Die Idee der Verbindung von Kunst und Popmusik hatte bereits Andy Warhol in seinem Club „The Dom“ in New York erfolgreich umgesetzt und diente somit als Inspirationsquelle. All diese Elemente flossen in die Gestaltung des Creamcheese ein. Sie machten es zu einem Erlebnisort, der neue Maßstäbe für Nachtclubs und Kulturorte setzte.
„Im Creamcheese gab es auch ein Manifest, das Günther Uecker und Ferdinand Kriwet noch in einer Nacht vor der Eröffnung notiert hatten: 'Ich will eine Gesellschaft auf der Flucht vor sich selbst am Ort ihrer Wünsche zeigen!', liest man auf dem neben der Bar hängenden Flugblatt. Zudem Aufforderungen wie: 'Schwimmen Sie' , 'Fliegen Sie', 'Holen Sie keine Luft. Atmen Sie'“ (Bosetti 2023).
Die Inneneinrichtung war ständig im Wandel, beeinflusst von den Kunstschaffenden, die ihre Installationen und Werke präsentierten. Hinter der Theke bedienten heute bekannte Künstler*innen, wie Blinky Palermo oder Katharina Sieverding. Musikalisch war das Creamcheese ebenso innovativ wie seine künstlerische Gestaltung. Gespielt wurde progressiver Musiksound von international bekannten Interpret*innen. Frank Zappa inspirierte mit der fiktiven Person „Suzy Creamcheese“ aus seinen Songs nicht nur zu dem Namen des Lokals, sondern schaute auch persönlich als Gast vorbei. Zudem traten die wichtigsten Bands des deutschen Musikgenres „Krautrock“ wie Kraftwerk, Can oder Tangerine Dream hier live auf (vgl. creamcheese-ev). Das Creamcheese zog ein heterogenes Publikum an, darunter Künstler*innen, Intellektuelle und Subkulturfiguren aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Künstler*innen wie Joseph Beuys, welcher hier 1968 seine „Handaktion“ performte, gehörten zum Stammpublikum. Es war ein Ort, an dem Ideen ausgetauscht wurden und neue kulturelle Strömungen erprobt wurden. Hier wurde einer der Grundsteine für die Entwicklung Düsseldorfs zu einer bedeutenden Metropole für moderne Kunst und Musik gelegt.
Nach dem Umzug im Jahr 1976 in die Flingerstraße 11 eröffnete das Lokal unter dem neuen Namen „Cream“, konnte jedoch nicht an die alten Erfolge anknüpfen. Mit der Namenskürzung bestand das „neue Creamcheese“ nur drei Jahre.
Das Creamcheese heute Das Gebäude in der Neubrückstraße 12 dient heute als Wohn- und Geschäftshaus. Nach der Schließung des Creamcheese ging die Innenausstattung 1978 in den Besitz des Düsseldorfer Kunstpalastes über. Im Jahr 2023 wurde der translozierte (an einen anderen Ort versetzte) Thekenbereich des legendären Hotspots für die Musik- und Kunstszene als „Creamcheese-Raum“ mit originalem Interieur - bestückt mit Werken von Künstlern wie Günther Uecker, Gerhard Richter, Daniel Spoerri - in dem Museumsgebäude wieder zum Leben erweckt.
Baudenkmal Mit Eintragung vom 1. Oktober 1985 wurde das aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammende Gebäude in der Neubrückstraße 12, in dem sich das 1967 eröffnete Creamcheese befand, unter der laufenden Denkmalnummer 05111000 D 931 als Baudenkmal in die Düsseldorfer Denkmalliste aufgenommen (www.inprobauauskunft.duesseldorf.de).
(Ines Müller, LVR-Redaktion KuLaDig, 2024)
Internet www.creamcheese-ev.de: Creamcheese. Gesamtkunstwerk in Düsseldorf seit 1967 (abgerufen 22.08.2024) www.kunstpalast.de: Der Creamcheese-Raum (abgerufen 22.08.2024) www.visitduesseldorf.de: Creamcheese-Bar im neuen Kunstpalast. Keimzelle der deutschen Popkultur: Das original Creamcheese der sechziger Jahre (abgerufen 22.08.2024) rp-online.de: Legendärer Club „Creamcheese“. Atemlos durch die Nacht (Text Annette Bosetti, RP-online vom 28.09.2023, abgerufen 22.08.2024) www.wz.de: Die Kneipe, die ein Gesamtkunstwerk war (Text Thomas Frank, Westdeutsche Zeitung vom 02.11.2018, abgerufen 22.08.2024) inprobauauskunft.duesseldorf.de: Neubrückstraße 12 (abgerufen 22.08.2024, Inhalt nicht verfügbar 01.10.2024)
Der "Lichtraum (Hommage à Fontana)" und das "Creamcheese" im museum kunst palast. Zur Musealisierung der Düsseldorfer Kunstszene der 1960er Jahre (zugl. DIssertation Universität Köln, 2003). Bielefeld.
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