Kulturhistorisches
Im Jahre 1888 trennte sich Lannesdorf von Mehlem und wurde selbständige Pfarrei. Nach dem Bau einer Kirche erwarb die Gemeinde 1890 eine Fläche von über 1800 Quadratmetern, die als Begräbnisplatz geeignet war und weit außerhalb des Dorfes an der Grenze zu Muffendorf lag. Durch Kauf und Tausch kam noch einmal ein gleich großes Stück hinzu, da die erste Fläche sehr bald zu klein wurde. 1935 wurde Lannesdorf zusammen mit Mehlem in Godesberg eingemeindet, Godesberg wiederum gelangte 1969 zu Bonn.
Eine kleine Leichenhalle aus der Zeit Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich in der Mitte des Friedhofs. Ein hohes Steinkreuz in der Nähe der Leichenhalle wurde vom Ortsausschuss Lannesdorf und der Stifterfamilie Sieburg um die Jahrhundertwende aufgestellt.
Der Friedhof ist jeweils zur Hälfte von Straßen und Wohnbebauung umgeben. Beim Eintritt durch das Tor fällt eine zentrale Birkengruppe im Eingangsbereich ins Auge, die der Fläche lichten Schatten gibt. Der Friedhof liegt hangaufwärts und ist ummauert. Im mittleren Feld finden sich eher weniger Bäume, erst am hinteren Rand stehen unterschiedliche Gehölzarten, die allerdings nicht sehr hoch wachsen. Hier steht auch die moderne geklinkerte Trauerhalle, die sich durch ein schlichtes Satteldach und eine zurückhaltende Gestaltung auszeichnet.
Naturkundliches
Der Friedhof Lannesdorf gehört trotz seiner geringen Größe mit 70 gefundenen Wildblumenarten zu den artenreichsten im Bonner Stadtgebiet. Bemerkenswert sind kleine Vorkomme des im Stadtgebiet seltenen Doldigen Milchsterns (Ornithogalum umbellatum). Auch im zeitigen Frühling lassen sich hier viele Frühjahrsblüher ausmachen. Unter anderem ist der gelbe Winterling an einigen Stellen zu bestaunen. Aber auch Frühlings-Krokus, Gewöhnliches Schneeglöckchen, Scharbockskraut oder Armenische Traubenhyazinthe verleihen dem Friedhof schon im eher grauen Jahresbeginn die ersten Farbtupfer des Jahres. Das Duftveilchen (Viola odorata) hüllt etwas später im März/ April den Friedof in einen süßlichen Duft. Auf dem Lannesdorfer Friedhof finden sich drei Wegerich-Arten. Besonderheit ist der eher seltener anzutreffende Mittlere Wegerich (Plantago media), der durch seine Blüte in der auffälligen violetten Staubfäden farblich durchaus zu überzeugen weiß.
Ornithologische Besonderheit ist das Vorkommen des wärmeliebenden Girlitzes, eine Finkenart, die an den dörflichen Rändern Bonns besonders im Süden noch vorkommt in anderen Stadtbereichen allerdings als Brutvogel bereits verschwunden ist.
(Monika Hachtel und Peter Tröltzsch, Biologische Station Bonn / Rhein-Erft; Claudia Feldhaus, Bundesstadt Bonn, 2023)
Internet
www.bonn.de: Friedhof Lannesdorf (abgerufen 25.11.2024)