Kulturhistorisches
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Landwirt Tilman Linder aufgrund seines evangelischen Glaubens verfolgt und siedelte sich in Holzlar an. Da die verstorbenen Familienmitglieder nicht auf dem katholischen Friedhof in Holzlar beerdigt werden durften, wurden sie im eigenen Garten beigesetzt. Daraus entstand der kleine Friedhof. 1698 baute ein Nachkomme der Familie Linder ein Haus, das noch heute an der Hauptstraße 61 steht. An die Familie Linder, die sich später Linden nannte, erinnert der Lindershausweg, der sich in unmittelbarer Nähe des Friedhofes befindet. Eine zweite evangelische Familie namens Greiff ließ sich in Holzlar nieder. Die drei ältesten Grabsteine stammen von diesen beiden Familien. Der älteste Stein, genannt „Linders Garten“ trägt die Inschrift „M. Linder“ und stammt aus dem Jahr 1658. Nach 1658 wurden die Verstorbenen wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse zeitweise ohne Grabstein beigesetzt.
Der Beginn des Braunkohleabbaus 1757 in Holzlar-Kohlkaul veranlasste den Bergmeister Leopold Bleibtreu (1777 bis 1839), ab 1804 in Kohlkaul und Gielgen Grundstücke zu kaufen und Braunkohle zu fördern. 1806 gründete er zusammen mit dem Kölner Alaunhandelshaus Hermann Löhnis ein gemeinsames Unternehmen, was die Errichtung der Alaunhütte auf der Holtorfer Hardt im Jahre 1809 zur Folge hatte. Als Eigentümer des Friedhofes erweiterte Bleibtreu die Anlage im Jahre 1816 (entgegen der Angabe auf der Informationstafel vor Ort, wo 1860 steht), indem er sich die linke Seite für seine Familie vorbehielt und die rechte den übrigen Gemeindemitgliedern überließ. Er übersiedelte damals vom Stift Vilich zum Kloster Pützchen. Mit Leopold Bleibtreu kamen 53 Arbeiter aus der Gewerkschaft „Alaunhütte auf der Hardt“ nach Holzlar. Bleibtreu umzäunte den Friedhof und versah ihn mit einem Eingangstor. Der Zugang zum Friedhof erfolgte über den Baumhof der Familie Greiff.
Heute tragen 15 Gräber den Namen Bleibtreu. Begraben ist hier außer Leopold und Abraham Bleibtreu auch Johann Wilhelm Windgassen (1779 bis 1852), der Gründer der Friedrich-Wilhelms-Hütte (Troisdorf). Eine Karte mit den Grabsteinen findet sich bei Cramer 2003.
Naturkundliches
Das versteckte und ruhig gelegene Kleinod ist hübsch anzusehen, sein Naturschutzwert aber allein aufgrund seiner Größe nachrangig. Immerhin wurden aber auf diesem kleinsten Friedhof Bonns 33 heimische Pflanzenarten aufgenommen: Im Frühjahr sind die Blütensterne von Schneeglöckchen, Buschwindröschen und Scharbockskraut zu bewundern, später im Jahr Rundblättrige Glockenblumen und Aronstäbe. Auf den verwilderten Gräbern kann man Wald-Erdbeeren, Braunellen, Margeriten und Schafgarben entdecken.
Baudenkmal
Der evangelische Friedhof Holzlar ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Bonn (Nr. A 214).
(Monika Hachtel, Biologische Station Bonn / Rhein-Erft; Claudia Feldhaus, Bundesstadt Bonn, 2023)
Internet
www.bonn.de: Denkmalliste der Stadt Bonn (PDF-Datei, 2,1 MB, abgerufen 7.11.2024)
www.bonn.de: Friedhof Holzlar (abgerufen 25.11.2024)