Kulturhistorisches
In der Kirche Sankt Martin wurde 1911 ein Weihestein an die römische Göttin Diana aus dem 2. Jahrhundert nach Christus gefunden, der vermutlich zu einem heidnischen Vorgängerbau gehörte. Um Überwindung und Tradition gleichermaßen zu demonstrieren, wurden christliche Kirchen meist über heidnischen Kultstätten errichtet. Dieser Fund ist ein Hinweis darauf, dass Muffendorf schon in römischer Zeit besiedelt gewesen sein muss.
Der heute noch genutzte Friedhof in Muffendorf ist als Kirchhof direkt um die romanische Kirche Sankt Martin angelegt. Außer im Süden ist er von allen Seiten mit einer Bruchsteinmauer eingefasst, über die die dichte Wohnhausbebauung auf den Friedhof „schaut“. Der damalige Bürgermeister Dengler schreibt in seinem Verwaltungsbericht, dass die ursprüngliche Fläche des Friedhofes 1810 Meter betragen habe und das Gelände im Jahr 1897 um den Kirchweingarten mit 787 Metern erweitert worden sei. Das östliche Eingangsportal mit den Stufen ist auf das Jahr 1697 datiert. Es wird von zwei Fachwerkhäusern flankiert, von denen eines bis 1820 als Schule und zugleich Wohnung des Lehrers und gleichzeitigen Küsters diente.
Auf dem Kirchhof befinden sich 30 verwitterte Grabkreuze des 17. und 18. Jahrhunderts. Das älteste ist aus dem Jahr 1626. Die Kreuze gehören unter anderem den Gerichtsschöffen Johannes Wallraff und Doedorus Schwingen. Einige Grabsteine stammen aus dem 19. Jahrhundert, etwa die der Muffendorfer Pfarrer Johann Aloys Dreesen und Jakob Sengersdorf sowie des Besitzers der Kommende Muffendorf, Reichsfreiherr Carl Josef von Fürstenberg.
Der älteste Teil des Friedhofes wurde 1986 unter Denkmalschutz gestellt. Aufwändig skulptierte Grabkreuze zeigen die für die Barockzeit typischen Elemente von Gebeinen sowie Totenköpfen und sind in der Vielzahl ungewöhnlich. Auch lassen diese Kreuze auf den Wohlstand der ansässigen Bevölkerung schließen, die ihre Hauptstraße mit großzügigen fränkischen Fachwerkhäusern bebauten.
Naturkundliches
Der Friedhof ist eher baumarm und erwärmt sich durch seine Lage im Hang recht schnell. Eine Besonderheit ist die äußerst artenreiche Bruchsteinmauer auf der Südseite des Friedhofs: In der Mauervegetation wachsen Gelber Scheinerdrauch (Pseudofumaria lutea), Weiße Fetthenne (Sedum alba), Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre), Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) und Mauerraute (Asplenium ruta-muraria). Bei den floristischen Erfassungen im LVR-Projekt „Lebensstätte Friedhof“ in den Jahren 2020 und 2021 wurden insgesamt 72 heimische Wildblumenarten ermittelt. Damit gehört der Friedhof Muffendorf trotz seiner geringen Größe von 0,5 ha zu den zehn artenreichsten Friedhöfen im Bonner Stadtgebiet. Bemerkenswert sind vor allem größere Bestände der Gemeinen Akelei (Aquilegia vulgaris) zwischen den Grabstätten.
Baudenkmäler
Die Katholische Pfarrkirche (Alt)St. Martin einschließlich eines Teils des Friedhofes Muffendorf (ehemaliger Kirchhof), umgebender Mauer sowie Rundbogentor mit Treppenaufgang sind eingetragene Baudenkmäler der Stadt Bonn (Nr. A 1084).
(Monika Hachtel und Peter Tröltzsch, Biologische Station Bonn / Rhein-Erft; Claudia Feldhaus, Bundesstadt Bonn, 2023)
Internet
www.bonn.de: Denkmalliste der Stadt Bonn (PDF-Datei, 2,1 MB, abgerufen 7.11.2024)
www.bonn.de: Friedhof Muffendorf (abgerufen 25.11.2024)