Bronzefigur „Der Gerber“ an der Mühlenstraße in Hilden

Bronzeplastik von Olaf Höhnen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Hilden
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 10′ 10,47″ N: 6° 56′ 15,31″ O 51,16957°N: 6,93759°O
Koordinate UTM 32.355.816,03 m: 5.670.704,33 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.565.618,89 m: 5.670.929,65 m
  • Die 1987 errichtete Bronzeplastik "Der Gerber" in einem kleinen Rondell vor der Wohnsiedlung Mühlenstraße in Hilden (2024). Das Werk des Künstlers Olaf Höhnen erinnert an die großen Gerbereien und Lederfabriken, die bis 1860 bis 1961 auf diesem Gelände in Betrieb waren.

    Die 1987 errichtete Bronzeplastik "Der Gerber" in einem kleinen Rondell vor der Wohnsiedlung Mühlenstraße in Hilden (2024). Das Werk des Künstlers Olaf Höhnen erinnert an die großen Gerbereien und Lederfabriken, die bis 1860 bis 1961 auf diesem Gelände in Betrieb waren.

    Copyright-Hinweis:
    Lenartowicz, Barbara / CC BY-NC-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Barbara Lenartowicz
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Die im Jahr 1987 errichtete Bronzefigur „Der Gerber“ an der Mühlenstraße erinnert an die handwerkliche und industrielle Lederverarbeitung in Hilden. Das von dem Künstler Olaf Höhnen geschaffene Denkmal erinnert an die schwere und ungesunde Arbeit, die mehr als 100 Jahre lang in der Stadt verrichtet wurde.

Lederverarbeitung in Hilden
Hildener Umweltpolitik im 19. Jahrhundert
Das Hildener Gerber-Denkmal
Der Künstler Olaf Höhnen
Internet, Literatur

Lederverarbeitung in Hilden
In Hilden gab es zwischen 1820 und 1961 acht Standorte mit Gerbereien und Lederfabriken. Lederverarbeitung war zu einem bedeutenden Industriezweig geworden: Um das Jahr 1900 waren in Hilden 263 Arbeiter mit der Herstellung oder Weiterverarbeitung von Leder beschäftigt.

Einer der größten Betriebe war die Firma J. H. Stürmer und Max Jüntgen. 1860 auf dem Areal zwischen Mühlenstraße und Mettmanner Straße gegründet, entwickelte sich das Unternehmen unter der Leitung von Johann Heinrich Stürmer (1822-1886) zu einem florierenden Großbetrieb. Erst 1928 geriet das Unternehmen in die Krise und musste Konkurs anmelden. Es wurde von Otto Jüntgen (Max Jüntgens Sohn) aufgekauft, der 1932 den Betrieb wieder eröffnete. Die Firma existierte unter seiner Führung noch bis 1961.
Nach dem Abriss der Werksgebäude wurde 1987 auf dem Gelände die Wohnsiedlung Mühlenstraße gebaut, nach Plänen des Architekten Hans Strizewski (1928-2022), der in Hilden 1978 bereits der Stadthalle ihre einprägsame Gestalt verliehen hatte.
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Hildener Umweltpolitik im 19. Jahrhundert
Die Lederindustrie war auch an der ersten umweltpolitischen Auseinandersetzung in Hilden beteiligt. Mitte des 19. Jahrhunderts nutzten die lederverarbeitende wie die Textilindustrie den Itterbach als Wasserquelle sowohl für die Produktion als auch für die Entsorgung ihrer Abwässer.

Die Verschmutzung der Itter nahm in einem Maße zu, dass sich 1857 Bürger bei der Stadtverwaltung über den Gestank beschwerten, der von dem Gewässer ausging. Auch der Lederfabrikant Stürmer machte in regelmäßigen Schreiben den Bürgermeister auf die Situation aufmerksam, allerdings schob er die Schuld daran seinem Konkurrenten Carl Bergmann in die Schuhe. Der Streit über die Verantwortung für die Verschmutzung zog sich über Jahrzehnte hin.
Schließlich wurde der Fall zum Politikum, da die Itter auch die Teiche von Schloss Benrath in Düsseldorf speiste und entsprechend verschmutzte. Schloss Benrath war in preußischem Besitz und wurde regelmäßig von Kaiser Wilhelm I. zu den Herbstmanövern des Militärs besucht. Um die Teiche rechtzeitig reinigen zu können, wurden den Hildener Fabrikanten Abwassereinleitungen in der zweiten Jahreshälfte verboten. Eine Verbesserung der Wasserqualität wurde erst 1907 mit dem Bau einer Kläranlage erreicht.
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Das Hildener Gerber-Denkmal
Die von Olaf Höhnen geschaffene Bronzeplastik „Der Gerber“ wurde 1987 in einem kleinen Rondell errichtet, als Erinnerung an die schwere und durchaus ungesunde Arbeit, die mehr als 100 Jahre lang an diesem Ort verrichtet wurde.
Bekleidet mit einer schweren Schürze, mit groben Holzschuhen an den Füßen, beugt sich der Gerber über ein aufgespanntes Fell, dessen Innenseite er mit seinem Schabmesser säubert. Im Kontrast zur Detailgenauigkeit der Darstellung steht die raue, grobe Oberflächenmodellierung, in der sich die Härte dieser Arbeit widerspiegelt. Der Betrachter bekommt eine Vorstellung, welch körperlichen Verschleiß die Arbeit auf Dauer nach sich zog.
Vor der Plastik befinden sich zwei in Kanaldeckel eingelassene Bronzeplaketten mit Hinweisen zur Geschichte des Ortes.
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Der Künstler Olaf Höhnen
Der als Bildhauer, Maler und Grafiker tätige Künstler Olaf Höhnen (1933-2009) studierte nach seiner Steinbildhauerlehre bis 1957 an der Kölner Werkschule und schloss diese als Meisterschüler ab. Seit 1979 lebte und arbeitete er in Frechen.
Er schuf zahlreiche Plastiken für den öffentlichen Raum und sakrale Kunst für Kirchen. Viele seiner Figuren sind Porträts ortsbekannter Persönlichkeiten, aber auch Darstellungen aus der Geschichte der Industriearbeit und des Handwerks. 1985 wurde er mit dem Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises ausgezeichnet.

(Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz, im Auftrag des Kulturamts der Stadt Hilden, 2024)

Internet
geoportal.hilden.de: Geoportal Hilden, Kunst im öffentlichen Raum, „Olaf Höhnen, Der Gerber (Bronze, 1986)“ (PDF-Dokument, 223 kB, abgerufen 04.07.2024)
de.wikipedia.org: Gerbereien in Hilden (abgerufen 04.07.2024)
de.wikipedia.org: Kunstwerke im öffentlichen Raum in Hilden (abgerufen 04.07.2024)
de.wikipedia.org: Olaf Höhnen (abgerufen 04.07.2024)
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Literatur

Ebert, Michael; Unger, Ulrike (1986)
Dönekes und Heimatkunde. Geschichte und Geschichten aus Hilden. S. 32-33, Düsseldorf.
Wennig, Wolfgang / Stadt Hilden (Hrsg.) (1974)
Geschichte der Hildener Industrie von den Anfängen gewerblicher Tätigkeit bis zum Jahre 1900. (Niederbergische Beiträge, Bd. 30.) Hilden.

Bronzefigur „Der Gerber“ an der Mühlenstraße in Hilden

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Mühlenstraße 1
Ort
40721 Hilden
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1987

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Barbara A. Lenartowicz-Senguel und Rainer Hotz: „Bronzefigur „Der Gerber“ an der Mühlenstraße in Hilden”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354152 (Abgerufen: 10. Dezember 2024)
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