Baugeschichte
Bei der Stadterweiterung im 15. Jahrhundert wurde um 1485-1487 ein mächtiger runder Turm als südliches Bollwerk der Stadtbefestigung errichtet, der als Dicker Turm, Diebsturm und Stollenturm in den Akten erscheint. Der Name Stollenturm rührt daher, dass er seit 1871 Eigentum der Schiefergrubenbetreiber war.
Aussehen
Dieser Turm, mit der außen schwach vortretenden Wand des Treppenschachts und einem auf halber Turmhöhe vorspringenden Gusserker, besitzt einen zwölfeckigen hölzernen mit Schieferdach versehenen Wehrgang. Darüber erhebt sich ein Pyramidendach, bei dem als Spitze ein kleines mit Gauben versehenes Walmdach aufsitzt.
Zum Schutz der Stadt vor Hochwasser und Eisgang verlief von diesem Turm, vor Erbauung des Eisenbahndammes, eine mächtige, 6 Meter hohe und etwa 30 Meter lange Mauer als Eisbreche bis zu einem Rondell (runder Geschützturm) am Rheinufer in Nähe der Volkenbachmündung. Nach Angaben in alten Dokumenten beträgt der Durchmesser des Turms 9,65 Meter, seine Höhe 28,20 Meter und die Mauerstärke im unteren Bereich 2,60 Meter.
Restaurierung und Funde
Von 1990 bis 1992 ist der hölzerne Dachaufbau mit Wehrgang komplett erneuert und originalgetreu wiederhergestellt worden. Am Fuße des noch bis 1871 bewohnten Turms wurden beim Vortrieb eines der Dachschieferstollen Scherben gefunden, die nach ihrer lückenlosen Zusammensetzung ein Tongefäß aus der Übergangszeit von der Hallstatt- zur La-Tène-Kultur (etwa 500 v. Chr.) ergeben, ein Beleg für die einstige keltische Besiedlung des Ortes.
Kulturdenkmal
Der Dicke Turm in Kaub wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Lahn-Kreis in zwei Einträgen geführt (Stand 2024). Die Einträge lauten:
„Stadtbefestigung, Reste der wohl in der 1. Hälfte des 13. Jh. angelegten Stadtbefestigung: sog. Dicker Turm (Zollstraße/Ecke Adolfstraße), sog. Mainzer Torturm (bei Zollstraße 48/50), Mauerpartien nordöstlich des Dicken Turms (im Gelände der Schiefergrube), in der nördlichen Hälfte der Rheinfront (Auf der Mauer), sog. Weseler Turm (hinter Marktplatz 3), Turm der sog. Philippinenburg (Blücherstraße 31A)“,
sowie:
„Adolfstraße/ Ecke Zollstraße, Schiefergrube Wilhelm-Erbstollen, Gesamtanlage; zehnachsiges Stollen- und Zechenhaus, Backstein, bez. 1837; Spalthalle, tlw. Backstein bzw. Beton (nach 1916), tlw. Fachwerk; Schiefermahlwerk, Bruchstein, nach 1916; auf dem Gelände der sog. Dicke Turm und weitere Stadtmauerreste“.
(Florian Weber, Universität Koblenz, 2024, unter Verwendung der Ortschronik von Kurt Dehe, Stadt Kaub, 2021)