In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es neben der Oberen und späteren Hofapotheke, bereits die Untere Apotheke in der Tanzstraße. Edenkobens erster Apotheker im modernen Sinne war um 1717 Hieronymus Schrickel. 1762 wird Philipp Leuchsenring, zugleich Spitalverwalter genannt. Ihm folgten 1818 der Apotheker Fröhns und danach Jahann Heinrich Merkle, der bereits in den Räumen der Oberen Apotheke seine Pillen drehte.
Über den Bau bzw. die Entstehung des Gebäudes am Stadtberg gibt es keine fundierten Unterlagen. Fest steht, dass die Innenräume mehrmals umgebaut und in den 1850er Jahren auch die Fassade verändert wurde. Bei Tapezierarbeiten wurde auf Zeitungen (die man früher als Untertapete verwendete) die Jahreszahl1838 gefunden. Im gleichen Jahr hatte die Edenkobener Möbelfabrik Niederhöfer & Söhne den Auftrag zur Neugestaltung der Inneneinrichtung erhalten. Die im neugotischen Stil angefertigte Möblierung ist bis heute komplett erhalten. Ein Kleinod sind die schwarz gebeizten, mit Goldornamenten verzierten Schränke mit zahlreichen Schublädchen.
1850 erwarb der aus Jagsthausen im Kreis Heilbronn stammende Apotheker Karl Theodor Kausler von Merkle die Obere Apotheke und leitete sie bis zu seinem Tod 1885. Kausler war von 1877 bis 1885 auch Edenkobens Bürgermeister. Er hat das Kultur- und Vereinsleben der Stadt nachhaltig geprägt und sich große Verdienste um die Edenkobener Schulen erworben. Um 1870 wurde ihm das Privileg „Königlicher Hofapotheker“ verliehen. Davon zeugen noch heute die entsprechende Inschrift und das Königliche Wappen an der Fassade, sowie die Krone auf der Thekenfront im Innenraum. Noch lange im 20. Jahrhundert firmierte das Haus als „vormals Kauslers Hof-Apotheke“. Nach Karl Theodor Kausler waren folgende Apotheker im Haus Weinstraße 71 tätig: Görgens, Stenger, Weber, Hafner, Schröder, Stannossek, Herta Gillet und bis zur endgültigen Schließung 2012 Walter Voetzsch.
Auf alten Postkarten ist die Eingangstreppe zur Apotheke noch mittig an der Gebäudefront zu sehen. Sie ragte in die Straße hinein und wurde mit dem zunehmenden Autoverkehr zum Hindernis. Nach dem II. Weltkrieg wurde der Eingang an die Seite verlegt.
Kulturdenkmal
Zur Königlichen Hofapotheke in Edenkoben findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Kreises Südliche Weinstraße (Stand Dezember 2023). Der Eintrag lautet:
„Weinstraße 71, Obere Apotheke, ehem. kgl.-bayerische Hofapotheke, dreigeschossiger winkelförmiger Walmdachbau, Maximilianstil, 1845/46; Renaissance-Torbogen, um 1600“
(Hubert Minges, Heimatbund Edenkoben e. V, 2024)