Elwetritschebrunnen in Neustadt an der Weinstraße

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Neustadt an der Weinstraße
Kreis(e): Neustadt an der Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 21′ 9,6″ N: 8° 08′ 19,62″ O 49,35267°N: 8,13878°O
Koordinate UTM 32.437.454,76 m: 5.467.017,97 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.437.505,18 m: 5.468.765,76 m
  • Elwetritschebrunnen in Neustadt an der Weinstraße (2024)

    Elwetritschebrunnen in Neustadt an der Weinstraße (2024)

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    Michael Landgraf
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  • Wanderelwetritsche auf dem Marktplatz (2024)

    Wanderelwetritsche auf dem Marktplatz (2024)

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Der Elwetritschebrunnen in Neustadt an der Weinstraße ist dem pfälzischen Fantasievogel gewidmet und wurde am 22.9.1978 eröffnet. Der Bildhauer Gernot Rumpf (*1941 in Kaiserslautern), ehemals Professor an der Universität Kaiserslautern, hat den Brunnen gestaltet, auf dem sich 21 Tritschen aus Bronze tummeln. Ob Männlein oder Weiblein, Feld- oder Waldelwetritsche - der Brunnen zeigt Szenen aus dem Leben der Tiere. Sie wurden zwar noch nie in der Realität gesehen, sind aber dennoch erstaunlich gut erforscht. Beginnend bei Elwetritscheneinern geht es weiter mit neugeborenen Elwetritschen, die sich erhöht im Schutz des Wassers tummeln, bis hin zur Elwetritsche-Jagd, symbolisiert durch die Laterne und den Sack. Allzu neugierige Tritschen krabbeln bereits hinein. Die Nachwuchs-Tritschen werden von der Obertritsche beschützt, die über dem ganzen Geschehen thront und den Oberbürgermeister symbolisieren soll. Die Obertritsche, fuchsköpfig, mit Krawatte, großen Ohren und energischem Blick, versucht auch ihre Tritschen zu beschützen, in dem sie das Licht in der Laterne des Jägers zu löschen versucht. Vielleicht verscheucht sie auch die Maus, das Markenzeichen des Bildhauers Rumpf, die sich an der Laterne versteckt und das Stadtsäckel durchlöchert und angeknabbert hat.

Der Brunnen stellt die ganze Bandbreite des Lebens dar. Auch Kleintiere wie Krebse oder Echsen finden sich im Wasser, das mit seiner ungeheuren Fülle für Lebensfreude, den Schutz der Tritschen und ihren Lebensraum steht. Vielfältig sind auch die Säulen, die alle ihren eigenen Charakter besitzen und für die Ortsteile Neustadts stehen, die erst zehn Jahre vor der Einweihung des Brunnens eingemeindet wurden. Damit sollte der Brunnen auch die Zusammengehörigkeit der Weindörfer mit der Kernstadt stärken. Für die politische Diskussion stehen die beiden Politiker-Elwetritschen, die sich permanent gegenseitig mit Wasserstrahlen bespucken. Die große Mutterelwetrische am Brunnenrand liefert lebensspendendes Wasser. Alle menschlichen Eigenarten und Charakterzüge sind in den unterschiedlichen Elwetritschenfiguren zu erkennen bis hin zu Mutationen etwa mit drei Schnäbeln.
Nur die Wandertritsche ging eine Zeit lang ihren eigenen Weg. Inzwischen ist sie gegenüber dem Rathaus auf Stufen des Brunnens auf dem Marktplatz gelandet und erfreut vor allem Kinder, die auf ihrem Rücken reiten. Von ihrem Standort aus hat die Tritsche das Rathaus und das Geschenen in der Stadt immer genau im Blick. Natürlich sieht sie auch, wer sonntags den Gottesdienst in der Stiftskirche besucht und wer nicht.

Geplant wurde der Brunnen von den Stadtwerken Neustadt. Zuvor standen an der Stelle die Häuser des Klemmhofs, zum Beispiel die berühmte Fischhandlung Chevalier, die im Zuge der Sanierung des Klemmhofs abgerissen wurden. Dort entstanden der Klemmhof und der Marstallplatz mit zwei Brunnen und einem Kinderspielplatz. Im Jahr 1978 hat die Stadt (laut Rheinpfalz) 120.000 Mark in den Marstallplatz für Betonarbeiten investiert. „In der Mitte erhält der Platz einen Brunnen; naturstein-bepflastert soll er eine harmonische Fortsetzung des Kartoffelmarkes und des Markplatzes innerhalb der Fußgängerzone darstellen.“ (Die Rheinpfalz vom 21.2.1978) Dazu kommen eine Sitzgruppe, 13 Bäume, Schmuckleuchten und ein Kinderspielsplatz. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 700.000 Mark.
Im Jahr 2013 wurde mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung eine neue Beleuchtung eingebaut, nachdem die vorige durch Vandalismus zerstört worden war.

Einweihung
Zur Einweihung kamen zwischen 1500 und 3000 Bürgerinnen und Bürger (Die Rheinpfalz vom 28.9.1978) mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Brix (1930 - 2006). Brix wird in der Rheinpfalz zur Berichterstattung zur Einweihung zitiert: „Der Brunnen solle die Stadt Neustadt als Kernstadt darstellen, umgeben von ihren neun Ortsteilen, und an den zusammenschluß vor zehn Jahren erinnern.“ Damals sei ein „verödeter Teil der Innenstadt“ umgestaltet worden. Der OB dankte Land und Bund, ohne die Neustadt das nie geschafft hätte, eine zukunftsweisende Erneuerung ihre Stadtkerns durchzuführen. Ohne die Hilfe der Bezirksregierung hätte man ebenfalls nicht so großzügig planen und gestalten können. Stadtplanung stehe auch für Geist der Zeit und der Epoche, so der OB.
Die Zeitung würdigte den Brunnen als Kleinod für Bürgerinnen und Bürger als auch für Besucherinnen und Besucher und als Spitzenleistung der Städteplanung. Die Landesregierung in Vertretung des Staatssekretärs Schneider dankte dem OB, der Elwetritschenbrunnen sei die Krönung aller Brunnen Rumpfs. Zur Feier des Tages strömte Wein aus dem Schnabel der Elwedritsche. Es gab 100 Liter Freiwein.

Technische Daten zum Elwetritschebrunnen
  • Pumpenleistung 6,7 Kw/h
  • 380 Volt
  • Wasserumwälzung 195 Kubikmeter/Stunde
  • Inhalt der Pumpenkammer ca. 30 Kubikmeter

(Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Neustadt an der Weinstraße, 2024, mit Unterstützung des Stadtarchivs Neustadt an der Weinstraße)

Quellen
„Zur Stadt-Verschönerung über vier Millionen Mark“, Die Rheinpfalz vom 21.2.1978
„Brunnen ein Denkmal für die Elwetritsche“, Die Rheinpfalz vom 28.9.1978
„Tritsch, tritsch“, es werde Licht!„, Die Rheinpfalz vom 29.1.2013

Literatur

Hoffmann, Helmut (1980)
Sanierung Neustadt an der Weinstraße. Band 1. Neustadt an der Weinstraße.
Joeckle, Rudolf (1981)
Die Elwedritsche des Gernot Rumpf. Neustadt an der Weinstraße.

Elwetritschebrunnen in Neustadt an der Weinstraße

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Marstall
Ort
67433 Neustadt an der Weinstraße
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Bauaufnahme, Vor Ort Dokumentation, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Christine Brehm: „Elwetritschebrunnen in Neustadt an der Weinstraße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-351998 (Abgerufen: 9. Mai 2024)
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