Franz Ignatz Waldmann
Bau der Waldmannsburg
Neuer Besitzer Clemens Grohé und Besuch König Ludwig I.
Zahlreiche Besitzerwechsel und Umbauten
Eigentümerin Stadt Neustadt
Waldmannsburg wird Erholungsheim
Zahlreiche Besitzerwechsel und Umbauten
Schwesternschule und Kriegszeit in der Waldmannsburg
Nachkriegszeit
Der letzte Pächter
Der langsame, aber stetige Verfall
Der Brand im Jahr 2008
Kulturdenkmal
Franz Ignatz Waldmann
Franz Ignatz Waldmann gilt als Erbauer der Waldmannsburg. Er wurde am 14.02.1722 in Neustadt getauft. Nach der schulischen Ausbildung widmete sich Franz Ignatz zunächst in Heidelberg dem Studium der Rechtswissenschaft. Nach dem Studium begann er nach dem Vorbild des Vaters eine militärische Laufbahn, der besseren Aussichten wegen jedoch bei den Franzosen im Regiment Marck.
Während der Militärzeit, die er zeitweise in Bonn verbrachte, ging er im Jahr 1756 eine erste Ehe ein. Diese Ehefrau, Marie Luise Ohlinger (1737-1756), verstarb bald nach der Heirat und kurz nach der Geburt des Sohnes Jean Joseph Maria (geb. 02.11. 1756). Als Leutnant und ebenfalls in Bonn heiratete Ignatz am 28.10.1761 ein zweites Mal und zwar Anna Maria Clara Grabler (1730-1795). In der Zeit in Bonn wurde der Sohn Franz Joseph geboren.
Im Jahr 1763 beendete Ignatz Waldmann als Capitaine (Hauptmann) im Regiment Marck seine Militärzeit und kehrte zurück in seine Heimatstadt Neustadt. Dort kam der Sohn Karl Ludwig zur Welt. Mit seiner Familie, d. h. Ehefrau und den insgesamt drei Söhnen lebte er in einem ihm gehörenden Haus im damaligen Kesselringviertel in der heutigen Badstubengasse. Ignatz Waldmann bewarb sich bei der Universität Heidelberg um die Stelle eines Schaffners für das Kloster St. Lambrecht, die er 1764 erhielt.
Eine besondere Ehrung erfährt der Hauptmann, als er im Jahr 1779 im Auftrag des Königs von Frankreich wegen seiner langen Kriegsdienste zum Ritter geschlagen wird und den militärischen St. Ludwigsorden verliehen bekommt. Ab diesem Zeitpunkt nannte er sich Ignatz de Waldmann.
Auf dem Portrait von Ignatz Waldmann (s. Abbildung in der Mediengalerie) präsentiert dieser stolz seinen Orden.
Seine Einkünfte aus der Tätigkeit als Schaffner legte Ignatz Waldmann vor allem in Grund und Boden an, so dass er im Jahr 1784 Wiesen und Äcker in und um Neustadt mit über 2.000 Gulden Taxwert besaß. Diese Grundstücke dienten im Jahr 1784 zum Unterpfand für eine Kaution, die für Sohn Franz Joseph für dessen Nachfolge in der Schaffnerstelle der Universität Heidelberg gestellt werden musste.
Wenn auch kein direkter Bericht darüber vorliegt, muss Mitte der 1780er Jahre der Geländekauf und der Bau der Waldmannsburg erfolgt sein.
Franz Ignatz Waldmann zog in das neu erbaute Haus am oberen Winterberg außerhalb der Stadt ein.
In den turbulenten 90er Jahren des 18. Jahrhunderts nach der Vereinnahmung der Pfalz durch die Franzosen hatte Ignatz Waldmann wohl mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen und geriet in eine finanzielle Notlage.
Als letztes verkaufte Ignatz Waldmann dann sein im oberen Winterberg gelegenes Haus. Käufer war Hofrath Delamotte, der Vater seiner Schwiegertochter.
Der Witwer, -seine Ehefrau Anna Maria war am 23.09.1795 verstorben-, zog in das Haus seines Sohns Franz Joseph, der im Schöntal bei Neustadt an der Einmündung des Kaltenbrunnerbachs in den Speyerbach eine Puder- und Stärkemühle errichtet hatte.
Am 02.12.1801 verstarb Franz Ignatz Waldmann im Alter von 80 Jahren in Neustadt.
Bau der Waldmannsburg
Als Erbauer der Waldmannsburg kommt Franz Ignatz Waldmann in Frage. Dieser besaß im Kesselringviertel in der Stadtmitte Neustadts ein Haus, das er im Jahr 1765 verkaufte. Danach lebte er mit Frau und Kindern in Miete in einem anderen Haus im Kesselringviertel Neustadts. Ein Hinweis auf einen Hausbesitz von Ignatz Waldmann außerhalb der Stadt erscheint in einem Neustadter Stadtratsprotokoll vom 10.08.1784.
Der Text lautet (Transkription A. Rehe):
„Wurde bei Stadtrath angezeigt, daß auf dem vor allhiesiger Stadt gelegenen dem Herrn Hauptmann und Universitäts Schaffner Waldmann zugehörigen Haus in dahiesiger Gemarkung ....“
Es erscheint plausibel, dass Ignatz Waldmann kurz vor oder im Jahr 1784 den Bau begann, als die Heirat des bei ihm wohnenden Sohnes Franz bevorstand und die bisherige Mietwohnung der Familie von Ignatz Waldmann räumlich nicht ausgereicht hätte. Dazu passt auch, dass Franz Waldmann im Jahr 1785 begann, sich mit der Errichtung einer Pudermühle in der Vorstadt ein eigenes Heim und zweites berufliches Standbein zu schaffen.
Wegen fehlender Informationen zum Bau muss man sich mit Plänen und Informationen aus späteren Zeiten begnügen, in der Hoffnung, dass seit der ursprünglichen Errichtung längere Zeit keine wesentlichen Umbauten vorgenommen wurden.
Nach dem im Jahr 1795 erfolgten Verkauf des Anwesens an Delamotte erfahren wir, dass die Fläche, auf welcher der Garten und das Haus stehen, eine Gesamtgröße von 357 Ruthen und 90 Schuh umfasst.
In den Unterlagen für die Versteigerung im Jahr 1831 wird eine Fläche von 312 m² genannt, auf der die Burg und die Nebengebäude standen. Beschrieben wird bei dieser Gelegenheit das Hauptgebäude folgendermaßen:
Zu ebener Erde ein geräumiger Vorplatz, eine Stube, ein Nebenzimmer und eine Küche, oben ein Saal mit Balcon, zwei Zimmer, darüber ein geräumiger Speicher und zwei Bedientenkammern.
Insgesamt wies das Haus damals sechs Achsen und damit lediglich zwei Drittel der Länge des heutigen Hauptgebäudes auf. Es ist zu vermuten, dass die Waldmannsburg von Anfang an an der Ostseite den durch zwei Säulen gestützten Aufgang mit den zwei Treppenzugängen besaß.
In der Nähe des Hauptgebäudes gab es einen Rindviehstall, auf der oberen Seite ein Häuschen mit einem Hühnerhof, neben diesem das sogenannte Kapellchen, dann einen Ziehbrunnen und einen Haus- und Flaschenkeller.
Das Kapellchen wird schon im Jahr 1798 erwähnt.
Über den Bau der Gartenanlagen gibt es keine Informationen. Es ist aber zu vermuten, dass diese schon im Zuge der Errichtung des Erstgebäudes angelegt wurden.
Hofrat Delamotte, Hofrat Horn
Im Jahr 1795 verkaufte Ignatz Waldmann sein im oberen Winterberg befindliches Haus an den Hofrat Delamotte, den Vater seiner Schwiegertochter Maria Elisabeth. (Kaufprotokoll Neustadt a. Hd vom 31.10.1795, StANW Nr. B307).
In der Besitzerfolge taucht ein weiterer Hofrat, nämlich Hofrath Horn, über den keine weiteren Informationen zu finden waren.
Ludwig (Louis) Grohé-Fauth, Sohn von Georg Friedrich Grohé
Zur Unterscheidung von seinen Brüdern Friedrich (später Grohé-Henrich) und Johann Clemens (Grohè) setzte Ludwig Grohé den Mädchennamen Fauth seiner Mutter hinter seinen Nachnamen und nannte sich Grohé-Fauth.
Einen Besitzerwechsel der Waldmannsburg von Hofrath Horn auf Ludwig (Louis) Grohé-Fauth, den ältesten Sohn von Georg Friedrich Grohé, gab es im Jahr 1823.
Ludwig Grohé-Fauth blieb ledig und verstarb schon im Jahr 1829 im Alter von 45 Jahren.
Luisa Grohé, Witwe von Georg Friedrich Grohé
Da Ludwig Grohé-Fauth keine Nachkommen hatte, ging im Jahr 1829 der Besitz der Waldmannsburg an seine Mutter Luisa Grohé, geb. Fauth, der seit 1812 verwitweten Ehefrau des Vaters Georg Friedrich.
Im Jahr 1831 verstarb Luisa Grohé.
Johann Clemens Grohé
Auf Betreiben ihrer Kinder, den Geschwistern Charlotte, verheiratete Ludwig Daque, Georg Friedrich Grohé-Henrich und Johann Clemens Grohé, kam es am 07.Dezember 1831 zur Erbteilungsversteigerung des Besitzes der Eltern einschließlich des Erbes des schon früher verstorbenen Bruders Ludwig Grohé-Fauth. Da es für die Waldmannsburg keinen Zuschlag gab. Einigten sich die Geschwister in einem Vertrag im Dezember 1831 folgendermaßen:
Frau Daque und Herr Grohé-Henrich erklärten, sie überließen hiermit teilungshalber dem Bruder und Miterben Herrn Johann Clemens Grohe die Waldmannsburg mit allem dazu gehörigen, sowie viele Liegenschaft für eine Summe von sieben Tausend Gulden.
Nach dem Erwerb durch Clemens Grohé im Jahr 1831 begann dieser mit dem Umbau des Wohnhauses und der Umgestaltung in einen Gastbetrieb.
Johann Clemens Grohé war seit dem 06.08.1818 verheiratet mit Philippina Wilhelmina Sahler Auch nach dem Erwerb der Waldmannsburg war Edenkoben weiterhin sein Hauptwohnsitz.
Am 03. Mai des Jahres 1851 verstarb Johann Clemens Grohé in Edenkoben. Seine Witwe und deren Kinder waren die Erben.
Einen Eindruck von der Situation um die Waldmannsburg erhalten wir von dem ersten Katasterplan aus dem Jahr 1836 (s. Abbildung in der Mediengalerie). Auf diesem Plan ist das Haus mit der Häusernummer 639 dargestellt sowie die umgebenden Garten- und Wegeanlagen.
Neben dem Wohnhaus mit Stall und Höfchen umfasste das Gelände einen sogenannten Englischen Garten mit Ruine, ein Kapellchen und Ländereien in der Umgebung.
Neuer Besitzer Clemens Grohé und Besuch König Ludwig I.
Nach dem Erwerb durch Clemens Grohé aus Edenkoben im Jahr 1831 begann dieser mit dem Umbau des Wohnhauses und der Umgestaltung in einen Gastbetrieb. Es ist zu vermuten, dass das Hauptgebäude um etwa ein Viertel nach Süden verlängert wurde, unter Einbeziehung der bisherigen Pergola. In diesem neuen Teil wurde das Gastzimmer eingerichtet.
Die Waldmannsburg in Neustadt muss eine anziehende und noble Lokalität dargestellt haben, denn im Jahr 1852 konnte sogar der abgedankte König Ludwig I. von Bayern am 25. August zur Feier seines Geburts- und Namenstages auf der Waldmannsburg begrüßt werden
Der Besuch in Neustadt fand im Rahmen der Feierlichkeiten statt, die in Edenkoben zu Ehren des Geburts- und Namenstags von Ludwig I. stattfanden. Für diese Feier versammelten sich außer der Familie noch etliche hochgestellte Persönlichkeiten, wie z.B. König Otto von Griechenland, Prinzessin Hildegard von Österreich, Prinz Luitpold, die Herzogin von Modena.
Der Festtag begann mit einem Gottesdienst in der katholischen Kirche von Edenkoben. Der Nachmittag war vorgesehen für den Ausflug zur Waldmannsburg in Neustadt.
Möglicherweise hatte Clemens Grohé, der Eigentümer der Waldmannsburg, den er höchstwahrscheinlich aus dessen Zeit als Bürgermeister von Edenkoben kannte, auf diese seine Lokalität mit der einzigartigen Lage hingewiesen. In Neustadt war eine Ehrenpforte am Eingang der Stadt aufgebaut worden, an der die Wagen der Entourage von König Ludwig begrüßt wurden. Dann muß die Wagengruppe den steilen Viehberg hinaufgefahren sein, denn oberhalb des Schießhauses gab es eine weitere geschmückte Ehrenpforte. Es ist anzunehmen, dass die Besuchergruppe auf der Waldmannsburg die einmalige Aussicht auf die Vorderpfalz genoss und einen Spaziergang durch die Anlagen am Waldrand absolvierte.
Zahlreiche Besitzerwechsel und Umbauten
Am 27. April 1870 ersteigerte Wilhelm Dürr, ein Ökonom aus Karlsruhe, die Waldmannsburg. Wilhelm Dürr richtete sich darauf ein, die neu erworbene Waldmannsburg als Hofgut mit Viehwirtschaft und Weinbau zu betreiben. Zum Ausbau der Viehwirtschaft errichtete Dürr gleich im Jahr 1871 einen Schopp, an den im Jahr 1882 ein weiterer Schopp und ein Stall angebaut wurde (Umschreibkataster L 57 S. 5145).
Auf einer Fotografie, aufgenommen im Jahr 1905, sind die oben skizzierten Umbauten dargestellt (s. Abbildung in der Mediengalerie). Das Haus weist im Obergeschoß zehn Fensteröffnungen auf. Etwas verdeckt, nach Westen zum Wald hin, erstreckt sich ein zweistöckiger Queranbau. In südlicher Richtung, auf dem Foto nach links gerichtet, ist der lange, schmale und niedrige Stallanbau gut zu erkennen.
Jakob Christian Kindervater, seit 1902 verheiratet mit Caroline, der Tochter von Wilhelm Dürr war ab dem Jahr 1906 der Eigentümer und Wirt der Waldmannsburg. Er hatte das Anwesen 1906 in Gemeinschaft mit der Ehefrau Karo-line vom Schwiegervater für 70.000 Mark gekauft. Die Schwiegereltern Dürr wohnten weiterhin auf der Waldmannsburg. Jacob Kindervater setzte ebenso wie sein Vorgänger, den Betrieb als Hofgut und die Öffnung der Waldmannsburg als Sommerwirtschaft fort.
Im Jahr 1906 wurde der nördliche Teil des Stallgebäudes abgerissen. An dessen Stelle entstand im Winter 1906/07 ein Saal mit sieben großen Ostfenstern und einem Eingang am südlichen Ende. Die Abdeckung dieser sogenannten „Sommerhalle“ wurde als Freiluftterrasse für die Bewirtung von Gästen genutzt. Neu war auch ein firsthoher Kamin an der Südfront des Wohnhauses. Am verbliebenen Stallrest lehnte sich in südlicher Richtung ein Schuppen an (s. Abbildung in der Mediengalerie).
Eigentümerin Stadt Neustadt
Im Jahr 1917 verkaufte die Witwe Karoline Kindervater das Anwesen, einschließlich der umgebenden Ländereien an die Stadt Neustadt für die Summe von 115.000 Mark. Der Ankauf der Stadt Neustadt erfolgte im Rahmen von Erwägungen, dort ein Pfälzisches Kriegererholungsheim einzurichten. Bis zur endgültigen Entscheidung des Pfälzischen Kriegerbunds für dieses Projekt sollte die Waldmannsburg weiterhin als Gastwirtschaft verpachtet werden.
1919 übertrug die Stadtverwaltung den Pachtvertrag der Gastwirtschaft für den Sommerbetrieb des Jahres 1919 an Albert Kranz, den Wirt des Saalbaus in Neustadt. Albert Kranz kümmerte sich weniger um die Bewirtschaftung der Waldmannsburg, dafür umso mehr um das Wohlergehen seiner wichtigeren Gastwirtschaft, den Saalbau.
Da sich nach dem Ende des Krieges die Pläne zur Einrichtung eines Pfälzischen Kriegerheims in Neustadt zerschlagen hatten, saß die Stadt auf einem Objekt, das sich trotz der Verpachtung als Gastwirtschaft insgesamt als wenig rentabel erwies. Deshalb entschloss sich die Stadt, die Waldmannsburg zum Verkauf anzubieten.
Waldmannsburg wird Erholungsheim
Unter den eingelaufenen Kaufangeboten befand sich auch eines der Stadt Ludwigshafen. Der Neustadter Stadtrat erhoffte sich die Heranziehung Ludwigshafener Bürger in das Naherholungsgebiet Neustadt, dadurch einen Zustrom von Besuchern und eine Belebung des Neustadter Geschäftslebens.
Im Jahr 1920 gelangte die Waldmannsburg und das zugehörige Gelände durch Verkauf an die Stadt Ludwigshafen am Rhein. Es erfolgte eine gründliche Innenrenovierung und der Ausbau des Wohnteils zu einem Erholungsheim für die städtischen Beamten Ludwigshafens.
Nachdem die Umbau- und Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren, konnte 1921 die Waldmannsburg als Ludwigshafener Erholungsheim eröffnet werden. Unter dem neuen Pächter Joseph Frosch wurde die Waldmannsburg als ganzjähriges Restaurant mit Pension geführt.
Schwesternschule und Kriegszeit in der Waldmannsburg
1939 machte man sich seitens der Stadt Neustadt Gedanken, die Waldmannsburg wieder zurück zu kaufen. Der Stadtrat von Neustadt beratschlagte über ein Verkaufsangebot von Ludwigshafen und empfahl, das Angebot anzunehmen, um das wertvolle Gelände zu erhalten. Das Anwesen sollte der Wehrmacht angeboten werden.
Im Jahr 1942 war es dann soweit, dass das Anwesen wieder an die Stadt Neustadt übereignet wurde. Nach dem Rückkauf entschied die Stadt, die Wirtschaft zu schließen und das Gebäude als Schwesternschule des Deutschen Roten Kreuzes einzurichten. Die Schwesternschaft des Roten Kreuzes nahm in der Waldmannsburg einige Reparaturen und Umbauten für die Verwendung als Schwesternschule vor. Am Tag des geplanten Einzugs, am 1. August 1943, kam die Anweisung der Gauleitung der NSDAP, die Waldmannsburg kurzfristig zu räumen, weil dort eine Befehlsstelle eingerichtet werden sollte. Deutschland befand sich im Zweiten Weltkrieg und die weitreichende Aussicht an dieser Stelle eignete sich vorzüglich zur Unterbringung eines Befehlsstandes der Wehrmacht, von dem aus eine gute Überwachung der Rheinebene möglich war.
Im Falle eines Bombenangriffs auf die Waldmannsburg sollte sich die Besatzung retten können. Deshalb baute man über dem Keller, der sich in westlicher Richtung an das Wohngebäude anschloss, über dessen nach oben führendem Notausgang einen Schutzbunker mit dicken Mauern in den Berg hinein.
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Wohnteil der Waldmannsburg einige Jahre als Unterkunft für Neustadter Bürger, die durch Bombardierungen während des Kriegs ihre Wohnung verloren hatten.
Während der Besetzung des nicht weit entfernten Hotels Kurhaus Kohler durch die Franzosen in der Nachkriegszeit gab es am Eingang der Kurhaus-Garage eine soldatische Wache. Diese Wachmannschaft logierte im Erdgeschoss der Waldmannsburg. Nach der Freigabe des Kurhaus Kohler im Jahr 1948 zog die französische Wachmannschaft ab. Danach waren in der Waldmannsburg Neustadter Bürger mit nationalsozialistischer Vergangenheit interniert und bewacht.
Nach der Schließung des Internierungslagers stellte sich im Jahr 1948 die Frage, was aus der Waldmannsburg werden solle. Die Entscheidung fiel dahingehend, dass sie wie früher schon auch künftig eine Gastwirtschaft beherbergen solle. Nachdem im Jahr 1948 Kriegsschäden an der Waldmannsburg ausgebessert waren, verpachtete die Stadt die Waldmannsburg an die Winzergenossenschaft Neustadt. Diese richtete dort eine Ausschankstelle ein, die Ende des Jahres 1948 eröffnet wurde
Der letzte Pächter
Nach mehrfach wechselnden Pächtern und kleinere Umbauten sowie der Anlage von Parklätzen vor der Waldmannsburg war ab 1977 Pächter Kurt Salm (1926-2004), der vielen Neustadterinnen und Neustadtern noch in Erinnerung ist und die Gastwirtschaft mit Frau und Tochter führte. Hemdsärmelig und jovial war sein Stil. Die Stammgäste wurden gerne zu Festessen geladen, häufig zu französischen Fischgerichten oder thailändischen Spezialitäten, beides Rezepte, die er frisch von seinen Reisen mitgebracht hatte.
Im Jahr 1977 führte er eine Waldmannsburg-Feier durch, die zu einem jährlichen Fest ausgebaut werden sollte. Im Jahr darauf veranstaltete Kurt Salm ein weiteres Waldmannsburgfest, bei dem 3.000 Gäste erwartet wurden.
Mit dem grobschlächtigen Auftreten des Wirts, das sich allmählich noch verstärkte, waren viele Gäste nicht mehr einverstanden, so dass der Besuch deutlich nachließ. In dieser Situation war es für Kurt Salm ein Glücksfall, dass im Jahr 1985 von der Stadt Neustadt Unterkünfte für Asylsuchende bereitgestellt werden mussten. Diese wurden im Obergeschoss der Waldmannsburg untergebracht und von Kurt Salm verpflegt. Die finanzielle Unterstützung dafür von Seiten der Stadt war so gut, dass Kurt Salm sich noch einige Jahre trotz des fast zum Erliegen gekommenen Gastbetriebs über Wasser halten konnte.
Nachdem Frau und Tochter verstorben waren, sah Kurt Salm wohl keine Möglichkeit mehr, die Gastwirtschaft zu betreiben und beendete das Pachtverhältnis.
Der langsame, aber stetige Verfall
Seit dem Weggang von Kurt Salm gab es einen Leerstand der Gastwirtschaft. Die Fremdenzimmer wurden aber vorerst weiterhin von der Stadt Neustadt als Asylantenheim und danach als Unterkunft für Sozialfälle verwendet.
In dieser Zeit kam es zu einem Brand in einem Zimmer des Erdgeschosses im Nordwesten, wahrscheinlich durch fahrlässiges Hantieren eines damaligen Bewohners. Der verbrannte Raum wurde nie repariert und verblieb bis heute (2024) in diesem Zustand.
Im Jahr 1997 verließen die letzten noch verbliebenen regelmäßigen Bewohner, von der Stadt Neustadt untergebrachte Sozialfälle, das Haus. 2006 wohnte in der Waldmannsburg niemand mehr. Lediglich der ehemalige Gastraum diente noch einige Jahre als Lager für das Neustadter Stadtmuseum.
Die Waldmannsburg stand vollkommen leer. Allmählich entstanden durch Vandalismus immer mehr Schäden an Türen und Fenstern, so dass diese zumindest im Erdgeschoss mit Schutzbretten versehen wurden. Dennoch war es für Kundige möglich, ins Innere einzudringen.
Der Brand im Jahr 2008
In der Nacht zum 28.11.2008 brannte es im Dachgeschoss des nördlichen Bauteils, wahrscheinlich als Folge einer unberechtigten nächtlichen Nutzung als Nachtquartier.
Das Feuer entstand im Obergeschoss nahe dem Treppenhaus im Nordteil, erreichte das Dachgebälk und breitete sich fast im gesamten Dachgeschoss aus. Die rasch herbeigeeilte Neustadter Feuerwehr konnte den offenen Brand im Dachstuhl eindämmen und das Übergreifen auf andere Gebäudeteile verhindern Zum Schutz des beschädigten Gebäudes entstand eine Dachabdeckung, die von einem stabilen Gerüst getragen wurde
Nachdem das Dach wieder mit roten Ziegeln versehen worden war, bemühte sich die Stadtverwaltung weiterhin um den Verkauf mit der Aussicht auf eine für die Stadt sinnvolle Nutzung. Unabhängig von konkreten Kaufabsichten gab es seitdem mehrere, bislang vergebliche Ansätze der Stadt Neustadt, Konzepte für die Verwendung dieser Immobilie erarbeiten zu lassen.
Nachdem die verlassene Waldmannsburg immer öfter Zielpunkt für Vandalismus geworden war, errichtete die Stadt ein nahezu undurchdringliches Gitterrings um das Gebäude. Zudem eroberte sich üppig wuchernder Efeu und nachwachsendes Buschwerk zunehmend das Gelände.
Kulturdenkmal
Zur Waldmannsburg findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in Neustadt an der Weinstraße (Stand Dezember 2023). Der Eintrag lautet:
„Waldstraße 107 Gasthaus Waldmannsburg (Bauliche Gesamtanlage) sog. Waldmannsburg, stattliches Wohn- und Gasthaus; sechsachsiger Krüppelwalmdachbau vor 1784, klassizistischer Balkonportikus um 1831, dreiachsige Erweiterung 1883, Gewölbekeller und Wirtschaftsgebäude, Verbreiterung und Terrassenaufbau des eingeschossigen Anbaus um 1906; 19. Dez. 2023 21 Gesamtanlage mit Landschaftsgarten“
(Dr. Axel Rehe, Neustadt an der Weinstraße, 2024; zusammengefasster Auszug aus seinem Buch „Die Familie Waldmann in Neustadt und die Chronik der Waldmannsburg“, erschienen 2023)