Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Moselkern
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 11′ 32,68″ N: 7° 21′ 56,4″ O 50,19241°N: 7,36567°O
Koordinate UTM 32.383.343,06 m: 5.561.302,53 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.597.563,36 m: 5.562.703,84 m
  • Die Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern - ein virtueller 360-Grad-Rundgang (2023)

    Die Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern - ein virtueller 360-Grad-Rundgang (2023)

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  • Ortsbürgermeister Peter Mayer aus Moselkern erzählt über die Wollfabrik (2023)

    Ortsbürgermeister Peter Mayer aus Moselkern erzählt über die Wollfabrik (2023)

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  • Josef Weckbecker vom Heimat- und Kulturverein Moselkern e. V. erzählt über die Wollfabrik im Ort (2023)

    Josef Weckbecker vom Heimat- und Kulturverein Moselkern e. V. erzählt über die Wollfabrik im Ort (2023)

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  • Porträt des Koblenzer Unternehmers Christian Ignaz Haan (1830er/40er Jahre)

    Porträt des Koblenzer Unternehmers Christian Ignaz Haan (1830er/40er Jahre)

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  • Ansicht der Haanschen Wollfabrik in Moselkern (1999)

    Ansicht der Haanschen Wollfabrik in Moselkern (1999)

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    Ingeborg Scholz
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  • Logo der Wollfabrik C. Haan & Söhne auf verschiedene Gebäudeteile in Moselkern (2023)

    Logo der Wollfabrik C. Haan & Söhne auf verschiedene Gebäudeteile in Moselkern (2023)

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  • Innenansicht der Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern (2023)

    Innenansicht der Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern (2023)

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  • Blick aus der Wollfabrik C. Haan & Söhne auf verschiedene Gebäudeteile (2023)

    Blick aus der Wollfabrik C. Haan & Söhne auf verschiedene Gebäudeteile (2023)

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Um 1820 gründete der Koblenzer Kaufmann Christian Haan (1783-1857) in Moselkern eine Textilfabrik, die zu den frühesten Industriegründungen im damaligen Regierungsbezirk Koblenz gehörte. Sie war bis 1993 in Betrieb und bot vielen Menschen aus der Region Arbeit. Das Herzstück der Anlage mit seiner beeindruckenden Industriearchitektur kann heute für Veranstaltungen gemietet werden.

Fabrikanlage
Standortvorteile und Gründung
Der Gründer: Christian Ignaz Haan
Waren, Qualität und eingesetzte Technik
Die Menschen hinter dem Erfolg
Erfolg und Expansion
Soziales Engagement für die Arbeiterschaft
Die Haansche Fabrik vom Ersten Weltkrieg bis 1993
Kulturdenkmal
Quellen/Internet

Fabrikanlage
Bei der ehemaligen Wollfabrik in Moselkern handelt es sich um eine vollständig erhaltene Fabrikanlage des 19. Jahrhunderts mit den Produktionsgebäuden, Fabrikantenvilla und Park (1892), Arbeiterhäusern und Mühlenwehr. Das Kerngebäude der Fabrik entstand 1811/13 und war ein langgestrecktes, viergeschossiges Gebäude mit Walmdach. 1880 entstand ein Lagergebäude mit zwei Geschossen und Doppelspeicher. 1888 wurde ein 48 x 24 m großer Bau mit Sheddächern errichtet (Spinnerei). Annexbauten dieser Neuanlage sind ein Kesselhaus mit Schornstein und ein Dampfmaschinenhaus. 1903 wurde die Wolferei um den Schornstein herum errichtet. 1898 wurden die einstöckige neue Färberei und ein dreigeschossiges Magazingebäude mit doppeltem Speicher (Krüppelwalmdach) gebaut. 1912 entstand ein Brückenbau, der das neue Magazin mit dem alten Lagergebäude verband und das Kontor beherbergte. 1912 wurde vor die Spinnerei der „Neubau“ gesetzt, in den Teile der Weberei einzogen. Heute sind viele Bereiche der Anlage verfallen. Der „Neubau“ mit seiner attraktiven Industriearchitektur ist soweit erhalten, dass er als Ausgangspunkt für eine Umnutzung der Anlage dient.

Standortvorteile und Gründung
Gegründet wurde die Fabrik von dem Koblenzer Kaufmann Christian Haan (1783-1857), sie firmierte als „Christian Haan & Söhne“. Wie Haan auf Moselkern als Standort kam, ist nicht genau bekannt. Eventuell wurde er auf den Ort aufmerksam, weil ihm bekannte Koblenzer Kaufleute sich dort in den Nationalgüterversteigerungen der napoleonischen Zeit engagierten. Denkbar ist auch, dass er über seinen Schwager Paul Müller, der am Ort mit Brennereien und Mühlen befasst war, auf den Standort aufmerksam wurde. Den Ausschlag für die Gründung in Moselkern dürften jedoch die zwei entscheidenden Standortvorteile gegeben haben, die der Ort für diese Gründung bot. Sie hingen beide mit dem Elzbach zusammen: zum Waschen und Walken der Tuche lieferte der Bach reichlich Wasser, das zudem weich war und die Seife gut aufschäumen ließ. Die Strömung der Elz ließ sich für Wasserkraft nutzen und ersparte so die damals in Anschaffung und Betrieb noch extrem kostspielige Dampfmaschine. Dass in der agrarisch geprägten Region reichlich billige Arbeitskräfte zur Verfügung standen, kam hinzu.

1828 wird im Moselkerner Kirchenbuch Peter Nikolaus Ludaster als „Arbeiter in der neuen Mühle“ genannt - es handelt sich um das älteste Quellenzeugnis für die Fabrik, deren genaues Gründungsdatum im Dunkeln liegt. 1831 findet sich ein weiterer Hinweis auf die Fabrik: in einer von romantischem Geist gespeisten Schilderung einer Wanderung durch das Elztal. Dabei wird die Anlage nicht etwa als Störfaktor in der Landschaft wahrgenommen, sondern gelobt als „eine in neuerer Zeit aufgeführte Mühle mit Nebengebäuden, zu den schönsten der Mosel gehörend“.
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Der Gründer: Christian Ignaz Haan
Christian Ignaz Haan wurde am 15.2.1783 in Koblenz geboren und stammte aus einer angesehenen Koblenzer Patrizier-Familie. Der Vater Franz Stephan Haan - verheiratet mit Anna Maria Messard - war Stadtrat, ebenso wie der Bruder Johann Joseph Haan. Am 28.6.1808 heiratete Haan Marie Anne Walburga Aloyse Müller. Sie war - man blieb natürlich unter seinesgleichen - Tochter des Stadtrats Paul Müller.
Christian Haan vermehrte als Kaufmann und Tuchfabrikant den Wohlstand der Familie. Er handelte u.a. mit Tuchen und Baumwolle und bekleidete das Amt eines Vorsitzenden des Prüfungsausschusses für die Gewerbetreibenden. Er war zudem Gründungsmitglied des bürgerlichen Clubs Casino zu Coblenz in der Casinostraße und saß 1836/37 in der Direktion des Clubs. Für sein Engagement wurde er mit dem Roten Adlerorden vierter Klasse ausgezeichnet. Des Weiteren war Haan Mitglied im Handelsvorstand und gehörte gemeinsam mit dem Freiherrn von Hilgers, Dr. Drimborn, Karl Baedeker und Joseph Schmidt zwischen 1847 und 1853 zu den traditionell ernannten Beigeordneten. Sie alle sollten für die Jahre 1850 bis 1852 durch demokratisch gewählte Beigeordnete abgelöst werden, blieben aber im Amt, da die Wahlen von der Koblenzer Regierung für ungültig erklärt wurden. Zudem war Haan Abgeordneter des rheinischen Provinziallandtages für den 3. Stand/Koblenz und wurde dem konservativen Lager zugeordnet. 1855 war er Mitglied des Herrenhauses. Christian Haan starb am 4.3.1857 in Verviers in Belgien.

Waren, Qualität und eingesetzte Technik
Eine erste Darstellung, die Klarheit über die technischen Aspekte der Produktion und die hergestellten Waren gibt, wurde 1836 verfasst. Demnach waren in jedem Jahr 40-50 Menschen beschäftigt und stellten auf sechs Webstühlen Biber, Flanell und Wolldecken her. Die Jahresproduktion lag bei 400-500 Stück. Ein „Stück“ sind 22 Tuche zu 32 Ellen, wobei eine preußische Elle ab 1816 mit 66,7 cm gerechnet werden kann. Das entspricht dann 21,3 m das Tuch. Der Betrieb gliederte sich auf in eine Spinnerei, Weberei, Walkmühle, Appretur und Färberei. Verkauft wurden die Waren vor allem ins „Inland“, womit das Königreich Preußen gemeint ist, und ins Königreich Bayern.

Die Moselkerner Wollfabrik war damals technisch und organisatorisch auf der Höhe ihrer Zeit: alle Produktionsschritte waren unter einem Dach vereinigt und die Wasserkraft trieb die Spinnmaschinen an. Die Webstühle waren höchstwahrscheinlich teilmechanisierte Trittwebstühle. Sie zeichneten sich durch die Verwendung eines sogenannten Schnellschützen aus, eines weiterentwickelten Weberschiffchens, mit dem der Schussfaden wesentlich schneller durch das Fach geschossen werden konnte als beim reinen Handwebstuhl. Das gewebte Tuch wurde gespült und kam dann in die Walkmühle. Dort standen drei Walktröge (Kumpen), in denen die halbfertigen Tuche (Loden) bearbeitet wurden. Wiederum durch Wasserkraft angetriebene Holzhämmer setzten den Loden Druck und Bewegung aus, sodass die vorstehenden Haare verfilzten und das Tuch dicht und strapazierfähig wurde. In der Appretur folgten weitere Arbeitsgänge, u. a. das Kämmen. Das wurde damals manuell und wahrscheinlich mithilfe von Kardendisteln (Rauhkarden) durchgeführt. Diese wachsen heute noch an vielen Stellen der Moselkerner Gemarkung. Die Färberei hatte 1835 zwei Kessel, verwendet wurden nicht-lichtechte Pflanzenfarbstoffe.
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Die Menschen hinter dem Erfolg
Auch Frauen und Kinder waren in der Moselkerner Wollfabrik beschäftigt, bei Arbeitstagen von 14-15 Stunden. Verstöße der Fabrikherren gegen die 1837 erlassenen, ersten Arbeitsschutzgesetze für Kinder unter 16 Jahren wurden aktenkundig. Während Christian Haan sich vorwiegend in Koblenz aufhielt, war sein Schwiegersohn, der aus der belgischen Textilstadt Verwiers stammende Jules Duesberg, vor Ort in Moselkern aktiv. Späterhin beteiligte sich auch Christians ältester Sohn Paul an der Leitung der Fabrik, bis er 1854 alle Anteile selbst übernahm. Von einigen Neuanschaffungen von Maschinen abgesehen änderte sich am Fabrikbetrieb während seiner Zeit nichts, auch Paul lebte mit seiner Familie zumeist in Koblenz. Erst 1873 wurde auf dem Fabrikgelände wieder nennenswert investiert, und 1874 übernahm Pauls Sohn Heinrich die Fabrik allein, indem er seinen Bruder Julius auszahlte. Heinrich heiratete 1882 Emely Becker, Tochter eines reichen Überseekaufmanns aus Hamburg. Emely Becker war protestanisch, und bei Eheschließung wurde vereinbart, die gemeinsamen Kinder im protestantischen Glauben zu erziehen. Bemerkenswert ist auch, dass das junge Paar sich in Moselkern niederließ. Fünf Kinder wurden in Moselkern geboren. 1892 entstand die Haansche Villa, die der Fabrikantenfamilie einen repräsentativen Rahmen für ihr Leben bot.

Erfolg und Expansion
Unter Heinrich Haan erlebte die Moselkerner Fabrik ihre Blütezeit. Unter anderem wurde die Wasserversorgung verbessert: 1887 ließ Haan den Mühlgraben verbreitern und das Wehr neu anlegen, 1889 kaufte er zusätzlich die Friedgenmühle („Felsenkeller“) mit ihrem Mühlgraben. Gegenüber der Fabrik konnte Haan weitere Parzellen Land erwerben und nun daran gehen, den Betrieb zu erweitern und zu modernisieren. Die Zahl der Beschäftigten war bis um 1890 auf 80-100 gestiegen. Das inzwischen alte Fabrikgebäude war zu klein und die oberen Geschosse für neue Maschinen nicht tragfähig genug. Von 1888 bis 1912 entstand nun gegenüber dem Ursprungsbau auf der rechten Seite des Mühlwegs eine völlig neue Fabrikanlage.
1888 wurde ein großer ebenerdiger Bau errichtet, der durch Sheddächer beleuchtet und belüftet wurde. Hier entstand die neue Spinnerei. Um vom schwankenden Pegel der Elz unabhängiger zu werden, setzte Haan nun auf Dampfantrieb. Er ließ ein Kesselhaus mit Schornstein und Dampfmaschinenhaus errichten. Anschließend wurden eine neue Färberei und ein Magazingebäude gebaut. 1912 entstand ein Brückenbau, der das neue Magazin mit dem alten Lagergebäude verband und das Kontor beherbergte. 1912 wurde vor die Spinnerei der „Neubau“ gesetzt, in den Teile der Weberei einzogen. Auch im Inneren wurde investiert. Weiterhin wurden in Moselkern sämtliche Arbeitsschritte vom Waschen der Rohwolle bis zur Appretur in einer Fabrikanlage durchgeführt, nun weitestgehend mechanisiert. Wasserkraft und Dampfkraft wurden auf dieselbe Haupttransmission geleitet. Geheizt wurde mit Dampf, zur Beleuchtung dienten (bis zur Einführung elektrischen Stroms in Moselkern um 1920) Petroleumlampen.
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Soziales Engagement für die Arbeiterschaft
Obwohl streng kalkulierender Geschäftsmann, sorgte Heinrich Haan auch für die sozialen Belange seiner Arbeiterschaft. Dabei wandte er sich drei Bereichen zu: der Errichtung von Arbeiterhäusern, der Gründung einer Niederlassung von katholischen Schwestern, und der Gründung einer Stiftung. Die Arbeiterhäuser lagen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fabrik und bildeten so zusammen mit dieser und mit der Fabrikantenvilla einen Komplex. Die räumliche Nähe zur Fabrik ersparte den dort wohnenden Arbeitern lange Wegezeiten, ermöglichte aber auch eine Kontrolle durch den Fabrikherrn oder seinen Beauftragten. Das Leben in einer Werkswohnung stärkte die Bindung der Arbeiter an die Fabrik, konnte aber auch als Disziplinierungsmittel eingesetzt werden, indem dieses Privileg entzogen wurde, wenn das erwartete Wohlverhalten nicht gezeigt wurde. Diese Häuser wurden 1903 zur Keimzelle der Schwesternniederlassung. Mit der Berufung dieser Schwestern wollte Haan vor allem die Betreuung auswärtiger junger Arbeiterinnen verbessern, die nach den langen Arbeitszeiten komplett auf sich allein gestellt waren. Das Aufgabenspektrum der bis 1969 bestehenden Niederlassung umfasste neben der Betreuung der Fabrikarbeiterinnen auch soziale Dienste für den Ort selbst und die Nachbargemeinden: Kindergarten, Nähschule und zeitweise auch ambulante Krankenpflege. Die Haansche Fabrikstiftung wurde 1907 mit einem Stiftungskapital von 100.000 Mark gegründet und bestand bis 1941. Aus den Erträgen wurde die Arbeit der Schwestern unterstützt, aber auch bedürftige Arbeiter, und es wurden Prämien für „treue Pflichterfüllung“ ausgelobt.

Die Haansche Fabrik vom Ersten Weltkrieg bis 1993
1912/13 ging die Fabrikleitung an Heinrichs Sohn Heinz (geb.1883 + 1944) über. Schon seit etwa 1908 hatte der Betrieb sich rückläufig entwickelt. Ein kurzfristiges Hoch brachten im Ersten Weltkrieg Staatsaufträge für die Produktion von Decken für Mannschaften und Pferde. Für den Rückgang der Produktion und Beschäftigtenzahl während des Krieges sind nicht nur der allgemein herrschende Rohstoffmangel und Konsumzurückhaltung verantwortlich zu machen. Es lag auch am Betrieb selbst: er zeigte sich zunehmend rückständig. Dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen 1918 folgte schließlich die Stilllegung, über deren Ursachen keine völlige Klarheit herrscht. Ein Neuanfang zeichnete sich lange nicht ab, trotz der Bemühungen Heinz Haans, die Spinnerei als reinen Zulieferbetrieb wieder ans Laufen zu bringen. 1933 war für einige Monate ein Lager für den Reichsarbeitsdienst in der Fabrik eingerichtet. Ab 1936 war die Fabrik an verschiedene Textilfabrikanten verpachtet. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Fabrik, namentlich russische Zwangsarbeiterinnen. Ein dauerhaftes Pachtverhältnis, das den Arbeiterinnen und Arbeitern aus Moselkern und Umgebung auch wieder dauerhafte Arbeitsverhältnisse eröffnete, kam ab 1945 zustande. Der Direktor der Bedburger Wollindustrie Bertil Brunström pachtete die Fabrik, später seine Tochter und den Schwiegersohn Fuhrmann. Trotz Modernisierungen war die Anlage immer weniger wettbewerbsfähig. Das verheerende Moselhochwasser 1993 betraf auch die Produktionsanlagen. Eine Wiederinbetriebnahme wäre nicht rentabel gewesen, und so endete das fast 175jährige Kapitel industrieller Wolltuchproduktion in Moselkern.
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Kulturdenkmal
Die Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern wird als Teil der baulichen Gesamtanlage im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Cochem-Zell geführt (Stand 2023). Der Eintrag lautet:
„Elztal 8-10 (Bauliche Gesamtanlage), Alte Lohmühle, 19. Jh.; späthistoristische Bruchsteinvilla, Ende 19. Jh.; zwei Bruchsteinmühlengebäude; Fabrikgebäude; Gesamtanlage mit Garten.“

(Ingeborg Scholz, Moselkern; mit einem Zusatz zu Christian Haan von Florian Weber, Universität Koblenz, 2023)


Quellen
Kurzbiografie von Christian Ignaz Haan; Auszug aus der Datenbank des Stadtarchivs Koblenz, Signatur: StAK DB 13 Nr. 4, Beigeordnete

Internet
de.wikipedia.org: Heinrich Theodor Schmidt (abgerufen 20.02.2024)
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Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 21. Sep. 2023. Mainz.
Haan, Heiner (2013)
Die Haans. Geschichte einer rheinischen Kaufmannsfamilie vom Zeitalter der Französischen Revolution bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. In: Industrialisierung und Bürgertum 1, Trier.

Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Elztal 8-10
Ort
56254 Moselkern
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Ingeborg Scholz (2023): „Wollfabrik C. Haan & Söhne in Moselkern”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346030 (Abgerufen: 23. März 2025)
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