Hohes Tor der Stader Stadtbefestigung

Neues Tor

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Stade
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 35′ 51,15″ N: 9° 28′ 29,65″ O 53,59754°N: 9,4749°O
Koordinate UTM 32.531.429,05 m: 5.938.850,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.531.512,01 m: 5.940.786,47 m
  • Stade, Standort des ehemaligen Hohen Tores, Blick vom ehemaligen Hohentorsravelin (2024)

    Stade, Standort des ehemaligen Hohen Tores, Blick vom ehemaligen Hohentorsravelin (2024)

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    Claus Weber / CC-BY-SA 4.0
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    Claus Weber
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  • Stade, Hohes Tor. Ausschnitt aus: Grundriß von einem Teil der nördlichen Festung Stade. Handzeichnung von J. P. Isenbart, 1752. Niedersächsisches Landearchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13672

    Stade, Hohes Tor. Ausschnitt aus: Grundriß von einem Teil der nördlichen Festung Stade. Handzeichnung von J. P. Isenbart, 1752. Niedersächsisches Landearchiv, Abteilung Stade: NLA ST Karten Neu Nr. 13672

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    Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade
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    Johann Philip Isenbart
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Das Hohe Tor lag im Südwesten der Stadt, heute im Bereich der Bahnhofstraße am Wallgraben. Errichtet wurde es 1647/48, als der ursprüngliche Zugang zur Stadt von Süden her verlegt werden musste. Im Zuge des Baues der Eisenbahnstrecke nach Harburg und der Umgestaltung der heutigen Bahnhofstraße wurde es 1881 abgetragen.

In der Zeit Heinrichs dem Löwen (um 1129/30 oder 1133/35–1195; Heinrich III. Herzog von Sachsen 1142-1180) wurden die hochmittelalterlichen Siedlungsbereiche in Stade zusammengefasst, um 1180 erhielt Stade die Stadtrechte verliehen und wurde die neue Stadt mit Wall und Graben umgeben.
Im 13. Jahrhundert ersetzte man Wall und Graben durch eine Stadtmauer mit festen Stadttoren. Dazu gehörte das Große Tor im Südwesten der Stadt (heute Bereich Carl-Diercke-Haus). Es sicherte den Zugang von der Geest und aus Buxtehude, Harburg und Lüneburg.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte man neben das mittelalterliche Große Tor ein Rondell gebaut, das der Aufstellung von Geschützen und zur Flankierung entlang den Kurtinen diente. Im frühen 17. Jahrhundert wurden die Festungswerke den neuen militärischen Anforderungen angepasst. Dem Bollwerk am Großen Tor war eine bastionierte Anlage vorgelegt worden. Allerdings ergab sich daraus ein ungünstiger Zugang zur Stadt durch das alte Große Tor und die nördliche Flanke der Bastion.
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Die schwedische Zeit 1645 bis 1712
Stade wurde von schwedischen Truppen unter Hans Christoph Graf von Königsmarck (1605-1663, deutscher Feldmarschall in schwedischen Diensten, Generalgouverneur von Bremen und Verden, Erbauer von Schloss Agathenburg) erobert und 1648 übernommen. Die Stadt wurde Hauptstadt des bremisch-verdischen Territoriums. Entsprechend seiner Bedeutung mussten auch die Festungsanlagen ausgebaut werden. Dies übernahm Erik Jonsson Graf von Dahlberg (1625-1703; schwedischer Feldmarschall, Architekt und Festungsbaumeister), der bis 1648 einen detaillierten Plan des Vorhandenen und der Neuplanungen vorlegte.
Zur Verbesserung des Zuganges von Süden wurde das Große Tor 1647/48 vermauert. In der Kurtine zwischen Hohentorsbastion und Gründelsbastion erbaute man das neue Hohe Tor.

Nach Zeichnungen der beiden Fassaden des Fortifikation-Leutnants Grünenberg von 1729 war das Tor ein eingeschossiges Gebäude mit Dreiecksgiebeln auf beiden Seiten. An der Außenfront zeigte sich ein bossierter Bogen, auf der Stadtseite zwei verzierte Eisenanker als Schmuckelemente. Das Symbol der schwedischen Herrschaft (Wappen und Inschrift von 1647) war 1729 bereits beseitigt worden.
Auf der Darstellung von Isenbart 1752 ist der Aufbau der Toranlage zu erkennen. Stadtseits war das Tor durch ein Portal im Festungswall gekennzeichnet. Hier standen auch die Wachthäuser. Durch einen langen unterirdischen Gang durch den Festungswall und durch das äußere Portal gelangte man auf die hölzerne Brücke über den Festungsgraben. In der Brücke gab es eine Zugbrücke. Der Weg führte weiter über den Hohentorsravelin, ein weiteres Tor mit anschließender Brücke - mit Zugbrücke - auf die Contrescarpe. Nach dem Queren eines weiteren halbmondförmigen Festungswerkes (Lünette) und einer weiteren Brücke mit Zugbrücke kam man schließlich auf die Allee nach Buxtehude.
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Die Zeit nach 1712
1712 eroberten dänische Truppen die Stadt, die 1715 wieder an das Kurfürstentum Hannover (später Königreich Hannover) kam. Stade blieb Provinzialhauptstadt der bremisch-verdischen Region. Allerdings war an eine grundlegende Erneuerung der Festungswerke unter hannoverscher Regierung nicht zu denken. Die Anlagen blieben in ihrem Bestand bestehen und wurden lediglich ausgebessert.
Während der napoleonischen Zeit besetzten die Franzosen Stade ab 1803 und erneuerten ab 1813 die Festungswerke wieder in geringem Umfang. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kam die Stadt wieder an das Königreich Hannover, das die Festungsanlagen weiter instand hielt.
1866 eroberten preußische Truppen die Stadt und das Königreich Hannover. Für die Festung Stade bedeutet dies, dass diese Art der Festungsanlagen durch die moderne Militärtechnik überholt war; die Festung Stade wurde 1867 aufgehoben. Ab 1871 planierten französische Kriegsgefangene einige Teile der Festungsanlagen ein und legten Grünanlagen an. Das Hohe Tor blieb allerdings in seinem Bestand und in seiner Funktion erhalten.

In den 1870er Jahren konkretisierten sich die Pläne einer Eisenbahnverbindung von Harburg nach Cuxhaven über Stade. Hier sollten die neuen Bahnanlagen dicht an der Stadt vorbeigeführt werden. Im Zuge des Baus der Eisenbahn und des Bahnhofes wurden das Hohe Tor und die angrenzenden Wälle abgetragen. Als Verbindung von der Stadt zum neuen Bahnhof richtete man 1880 die Bahnhofstraße ein, mit der neuen Hohentorsbrücke (1985 durch Neubau ersetzt). Heute erinnert obertägig nichts mehr an das Hohe Tor.
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(Claus Weber, Stade, 2024)

Hinweis
Das Hohe Tor ist dargestellt in seiner Lage Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Entfestung: Karte von den Festungswerken und Festungsländereien bei der Stadt Stade. Handzeichnung angefertigt nach den Grundsteuergemarkungskarten von Greihn, M 1:2.000, 1880. NLA ST Karten Neu Nr. 13699 (online unter www.arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen 04.01.2024).

Quellen
  • Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade
  • Stadtarchiv Stade

Internet
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Literatur

Bohmbach, Jürgen / Kreissparkasse Stade (Hrsg.) (2000)
Verlorene Namen. Stader Straßen und ihre Geschichte. S. 106-107, Stade.
Stadt Stade (Hrsg.) (1994)
Stade. Von den Siedlungsanfängen bis zur Gegenwart. (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 17.) Stade.

Hohes Tor der Stader Stadtbefestigung

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Neubourgstraße 1
Ort
21682 Stade
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1647 bis 1648, Ende 1881

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Claus Weber: „Hohes Tor der Stader Stadtbefestigung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-346021 (Abgerufen: 13. Februar 2025)
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