Von der eigenen Hände Arbeit leben? - Die Zisterzienser und die Landwirtschaft

Klosterlandschaftsweg Altenberg, Station 4

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Odenthal
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 02′ 59,88″ N: 7° 09′ 35,34″ O 51,04997°N: 7,15982°O
Koordinate UTM 32.371.018,51 m: 5.656.992,40 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.371,20 m: 5.657.845,71 m
„Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt sein. […] Wenn die Ortsverhältnisse oder die Armut fordern, dass sie die Ernte selber einbringen, sollen sie nicht traurig sein. Sie sind dann wirklich Mönche, wenn sie wie unsere Väter und die Apostel von ihrer Hände Arbeit leben. Alles aber geschehe wegen der Kleinmütigen wegen maßvoll.“
Benediktsregel, entstanden um 540, Kapitel 48: Die Ordnung für Handarbeit und Lesung)

Ackerbau
Die Mönche des Zisterzienserordens lebten nach den Idealen der Abgeschiedenheit, der Askese, der Armut und der Autarkie. Ein einfaches Leben nach dem Leitsatz ora et labora (bete und arbeite) war der Grundgedanke des Ordens. Die Brüder waren daher, insbesondere während der Erntezeit, auch selbst auf den Feldern tätig, die die Klosteranlage umgaben. Trotz des Ideals, von der eigenen Hände Arbeit leben zu können und unabhängig von allen weltlichen Gütern zu sein, lagerten die Zisterziensermönche harte Arbeiten in der Regel an so genannten Konversen aus. Als Laienbrüder empfingen diese zwar keine Weihen, lebten aber dennoch in der Klosteranlage, wenn auch stark separiert von den geweihten Brüdern. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts lebten und arbeiteten bereits 138 Konversen im Kloster Altenberg, denen lediglich 107 geweihte Mönche gegenüberstanden.

Die europäischen Klosteranlagen der Zisterzienser entwickelten sich im Laufe der Zeit zu großen landwirtschaftlichen Betrieben, die - trotz des Ideals von Verzicht und Bescheidenheit - weit mehr als den Eigenbedarf produzierten und über Möglichkeiten der Lagerung und Bevorratung verfügten. Seinen Überschuss verkaufte der Orden in den nahegelegenen Städten, was den Wohlstand der mittelalterlichen Klosteranlagen rasch wachsen ließ.

Dreifelderwirtschaft
Lange ging man davon aus, dass die Zisterziensermönche nach Gründung der Altenberger Abtei zunächst damit begannen, das sie umgebende Land nutzbar zu machen, um es bewirtschaften zu können. Im direkten Umfeld der Klosteranlage seien etwa große Waldflächen gerodet worden, um Ackerland für den Anbau von Getreide und anderen Nutzpflanzen zu gewinnen. Inzwischen weiß man allerdings, dass ortsansässige Bauern bereits lange vor den Zisterziensern mit der Kultivierung des Landes begonnen hatten, sodass die Mönche auf bereits bestehende Strukturen zurückgreifen konnten.

Bis heute wird den Ordensbrüdern darüber hinaus besonderes Geschick in der Landwirtschaft nachgesagt, wodurch sie die Erträge ihrer Ackerflächen um ein Vielfaches steigern konnten. So sollen es etwa auch die Zisterziensermönche gewesen sein, die entscheidend zur Verbreitung der Dreifelderwirtschaft im Mittelalter beigetragen haben. Bei dieser Form der Bewirtschaftung wurde die gesamte Anbaufläche in drei Teile - eine Winterflur, eine Sommerflur und eine Brache - geteilt. Innerhalb eines dreijährigen Zyklus bestellte man die Anbauflächen im Wechsel: Im Herbst wurde der Acker gepflügt und ein Wintergetreide wie Roggen oder Weizen ausgesät, welches im Spätsommer geerntet wurde. Im Frühjahr darauf wurde ein Sommergetreide, etwa Hafer oder Gerste, ausgebracht, dessen Ernte man erneut im Spätsommer einholte. Die Fläche lag daraufhin ein Jahr brach, sodass sich der Boden erholen konnte, und wurde im nächsten Herbst erneut gepflügt.

Räderpflug
Auch durch den Einsatz des Räderpfluges ließen sich die landwirtschaftlichen Erträge deutlich steigern. Dieser ersetzte etwa seit dem 10. Jahrhundert den hölzernen Hakenpflug, der nur mit enormer Kraftanstrengung des Bauern betrieben werden konnte. Der hingegen von Ochsen, später auch von Pferden, gezogene schwere Räderpflug zeichnete sich insbesondere durch eine eiserne Schneide aus, die tief in den Boden eindringen und ganze Schollen anheben konnte. Das unmittelbar dahinter angebrachte Streichbrett wälzte die angehobene Erde um, wodurch der Ackerboden viel stärker aufgelockert und für die Aussaat vorbereitet werden konnte, als zuvor.

(Der Klosterlandschaftsweg Altenberg ist im Rahmen des Projektes „CISTERSCAPES – Europäisches Kulturerbe-Siegel Klosterlandschaft Altenberg“ entstanden, Text: Lisa Kröger, 2023)

Internet
intratext.com: Benediktsregel, deutsche Übersetzung (abgerufen am 12.12.2023)

Von der eigenen Hände Arbeit leben? - Die Zisterzienser und die Landwirtschaft

Schlagwörter
Ort
51519 Odenthal
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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„Von der eigenen Hände Arbeit leben? - Die Zisterzienser und die Landwirtschaft”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345908 (Abgerufen: 18. Mai 2024)
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