Jugendherberge Pirmasens

ehemalige Hauptpost

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Pirmasens
Kreis(e): Pirmasens
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 12′ 13,11″ N: 7° 36′ 1,94″ O 49,20364°N: 7,60054°O
Koordinate UTM 32.398.059,36 m: 5.451.036,72 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.398.094,20 m: 5.452.778,05 m
Das im Jahr 1928 errichtete denkmalgeschützte Bauwerk mit Elementen der Bauhaus-Architektur wurde nur 30 Jahre nach dem Königlich-bayerischen Postamt, heutiges Forum Alte Post, eröffnet. Grund war der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt Pirmasens.

Im Jahre 1926 gab es in Pirmasens und im direkten Umland 500 Schuhfabriken mit mehr als 22.000 Arbeitern, deren Produktion fast komplett per Post zu den vielen Einzelhändlern gelangte. Fast zwei Millionen Paketlieferungen wurden in den 1920er Jahren in Pirmasens jährlich aufgegeben. Als eines der ersten Postämter überhaupt erhielt die vom Architekten Heinrich Müller entworfene und 1928 erbaute Hauptpost eine mechanisierte Paketsortierung. Das denkmalgeschützte Bauwerk mit Elementen der Bauhaus-Architektur wurde nur 30 Jahre nach dem Königlich-bayerischen Postamt, heutiges Forum Alte Post, eröffnet.


Das Kraftpostwesen
Das Postwesen seit 1924
Der Aufschwung macht ein neues Postamt notwendig
Der Neubau
Umfunktionierung zur Jugendherberge
Kulturdenkmal
Internet


Das Kraftpostwesen
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren im Jahr 1914 12 Kraftpostlinien unterwegs. Während des Krieges eingestellt, ließ man sie zunächst in der Westpfalz wieder aufleben, so dass in kurzer Zeit die Pfalz schon über 21 eigenständige Linien verfügte. Zu Anfang waren Betriebsstoffe, Ersatzteile und Werkstoffe Mangelware. Nachdem während der Separatistenherrschaft die Linien völlig eingestellt wurden nahm die Flotte auf 48 ständige und 6 Sommerlinien mit einem Wagenbestand von 56 Schweromnibussen, neun Leichtkraftwagen, 15 Personenanhänger, einem Lastenanhänger, vier Paketanhänger, vier Paketwagen, sieben Elektromobilen und sieben Phänomobilen zu. Das gesamte Kraftwagennetz der Pfalz umfasst 677 Kilometer. Hauptstützpunkt war Pirmasens mit elf Linien, die überwiegend die Arbeiter, die in der Schuhindustrie gebraucht werden vom Umland in die Stadt transportieren. Im November 1926 wurden im Schachen eine neu gebaute Werkstätte und eine Kraftwagenhalle für 24 Wagen errichtet. Hauptbahnhof für die Kraftwagen war das 1893 gebaute königlich bayrische Postamt, das heutige Forum Alte Post.

Das Postwesen seit 1924
Krieg, Ruhreinbruch und Separatistenherrschaft waren keine Zeiten, in denen das Post-, Telegrafen und Fernsprechwesen sich entwickeln konnte. Die Post als Vermittlerin des Nachrichten und Geldverkehrs der breiten Bevölkerung und der Wirtschaft entwickelt sich parallel zum Wohlstand des Landes. Die vorangegangenen politischen Verhältnisse beschränkten den Personalstand. Erst mit der Einführung der Rentenmark veränderte und stabilisierte sich die Lage. Mit der Abtretung des Saargebietes hatte auch die Post größere und kleinere Postämter verloren. Pfalzweit waren vor dem Krieg 72 Postämter, ein Postcheckamt, 337 Postagenturen und 289 Posthilfsstellen tätig. Nun nach der Hyperinflation waren es 75 Postämter, ein Postcheckamt, 325 Postagenturen, die die Tätigkeiten im Nachrichtenverkehr übernahmen. Für Briefsendungen galt damals noch eine gestaffelte Zustellung, die in Großstädten über 100.000 Einwohnern bis zu dreimal am Tag sein konnte. Für die Pfalz galten Sonderregelungen, die die Städte Speyer, Ludwigshafen, Neustadt, Landau und Pirmasens mit einer dreimaligen Ortszustellung bedachten. Die Zustellung per Pferdewagen nahm allerdings mehr und mehr ab. Waren es vor dem Krieg noch 65 Postställe, so waren es 1918 gerade einmal 25. Anstelle des Pferdefuhrwerkes traten die Eisenbahn und der Kraftwagen.
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Der Aufschwung macht ein neues Postamt notwendig
Der Paketversand, vornehmlich wirtschaftlich genutzt, nahm nach dem Londoner Übereinkommen vom 30. August 1924 und dem damit verbundenen Wegfall der Ostgrenze einen ungeahnten Aufschwung. In Pirmasens, der Schuhmetropole, wurden anfangs 9.000 Stück, später in der Depression (1925/26) aber immerhin noch 5.000 Stück täglich versandt. Die Zahl wuchs kontinuierlich weiter: 1952 waren es schon vier Millionen Pakete, die von Pirmasens aus in die ganze Welt verschickt wurden. Um die Schnelligkeit der Sendungen zu erhöhen, feilte man an den Umschlagverhältnissen in Ludwigshafen, beförderte vorwiegend mit der Bahn und traf Regelungen für den Sackwagenverlauf. So kam es auch, dass bereits in der Planung für das neue Postamt in Pirmasens für eine schnelle Paketabfertigung die Weichen gestellt wurden und auf einen Handbetrieb, so es ging, verzichtet wurde. An seine Stelle trat von der Paketaufgabe bis zur Verladung eine mechanische Abfertigung.

Der Neubau
Im Neubau integriert waren drei verschiedene Vertriebswege: die Briefabfertigung und Verwaltung, die Paketzustellung und die Paketannahme. Die Briefabfertigung erhielt 12 Tag- und zwei Nachtschalter. An der Paketzustellung konnten bei der Verladung gleichzeitig sechs Zustellwagen angefahren werden. Für die Paketannahme standen sechs Massenschalter mit direkt angeschlossenen Sortier- und Beförderungsbändern zur Verfügung. Sie waren mit den im vierten Untergeschoss untergebrachten Bahnanschlussrampen verbunden und fassten zwei Arbeitsgänge in einem zusammen. Transport und Sortierung gelang. Die Gleichförmigkeit in Größe, Form und Gewicht der zum Versand kommenden Schuhpakete und die natürlichen Höhenunterschiede der Anlage begünstigten die Einrichtung dieser mechanischen Förderanlage im besonderen Maße. Die architektonische Gestaltung war im Wesentlichen beeinflusst von der Funktion im Inneren. Die künstlerische Gestaltung war einfach und klar und verzichtete auf dekorative Elemente. Eine Straffung der Massen war das einzige wirkende Element.
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Umfunktionierung zur Jugendherberge
Nicht zuletzt als Folge des Niedergangs der ortsansässigen Schuhindustrie wurde die Hauptpost im Jahr 2005 geschlossen. Nach dem Kauf des Gebäudes durch das amerikanische Investor-Unternehmen „Lone Star“ und mehreren Jahren Leerstand übernahm 2015 der Pirmasenser Unternehmer Ralph Barlog das Haus und nutzte es für Konzerte und Kunstausstellungen. Mit dem Umbau der ehemaligen Hauptpost zu einer modernen City-Star-Jugendherberge geht die Stadt Pirmasens einen weiteren wichtigen Schritt in ihrer strukturellen und touristischen Entwicklung. Nach Eröffnung der City-Star-Jugendherberge im Jahr 2019 zählt sie zu den modernsten Einrichtungen ihrer Art.
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Kulturdenkmal
Die Jugendherberge Pirmasens wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in der kreisfreien Stadt Pirmasens (Stand 2023) geführt. Der Eintrag lautet:
„Schützenstraße 14
Hauptpost, 1926 ff.; sechsgeschossiger Flachdachbau, niedriger Zwischenbau, dreigeschossiger Walmdachtrakt“

(Norman Salzmann, Stadtarchiv Pirmasens, 2023)


Internet
de.wikipedia.org: Hauptpost (Pirmasens) (abgerufen 18.09.2023)
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Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Pirmasens. Denkmalverzeichnis Kreisfreie Stadt Pirmasens, 06. Mrz. 2023. Mainz.

Jugendherberge Pirmasens

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schützenstraße 12-14
Ort
66953 Pirmasens
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Empfohlene Zitierweise
„Jugendherberge Pirmasens”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345775 (Abgerufen: 17. Mai 2024)
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