Burg Lichtenberg ist mit ihren 425 m Länge eine der größten Burganlagen Deutschlands. Als Spornburg wurde sie auf einem lang gestreckten Bergrücken errichtet. Auf dem obersten Punkt der Anlage befindet sich der Bergfried. Der Bergfried ist mit seinen 33 m Höhe das wohl imposanteste Bauwerk auf Burg Lichtenberg. Egal aus welcher Richtung man sich der Burg nähert, er fällt als Erstes ins Auge, was so auch durchaus beabsichtigt war. Er drückt die Macht und Bedeutung seiner Erbauer auf eindrucksvolle Weise aus.
Zunächst einmal: Was ist ein Bergfried überhaupt und wofür war er gut? Als Bergfried - auch Burgfried - bezeichnet man den Hauptturm einer Burganlage, der jedoch nicht für eine dauerhafte Bewohnung vorgesehen war. Solche Türme für einen dauerhaften Aufenthalt gab es auch, man spricht dann sinnigerweise von Wohntürmen. Der Begriff Bergfried wurde in der deutschsprachigen Burgenforschung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführt, wobei man sich an dem althochdeutschen Begriff „bergfrit” und dem mittelhochdeutschen Begriff “bervride” orientierte. Der Bergfried gilt als reiner Angriffs- und Verteidigungsturm ohne dauerhaften Aufenthalt der Burgbewohner. Diese lebten in einem eigenständigen Wohnbereich (Palas), der jedoch durchaus mit dem Bergfried in Verbindung stehen konnte. Im Unterschied zum älteren Wohnturm treten Bergfriede erstmals um oder bald nach der Mitte des 12. Jahrhunderts auf. Vom späten 12. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts prägte er die Burgenlandschaft Mitteleuropas. Es gab mehrere in Frage kommende Plätze innerhalb einer Burg für die Errichtung eines Bergfrieds. Bei einer Spornburg wie der Lichtenberg wurde er oftmals zur Angriffsseite hin verschoben, so dass seine Mauermassen die dahinter liegenden Gebäude gut decken konnten. Außerdem sicherte er häufig den Burgweg und das Zugangstor. Die Form war in der Regel gedrungen rechteckig oder quadratisch, die durchschnittliche Seitenlänge lag bei 6 bis 12 m. Auch hier kann der Lichtenberger Bergfried mit seinen 11 Metern Seitenlänge als in der Norm angesehen werden.
Im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Romantik, wurde der Burgfried hauptsächlich als letzter Rückzugsort definiert. Allerdings wird das durch die neuere Forschung nicht mehr vertreten. Sicherlich hatte der Bergfried eine Schutzfunktion. Die schwere Zugänglichkeit, die Dicke der Mauern, evtl. Zinnen und ein Hocheingang belegen das. Gegen einen reinen Zufluchtsort spricht, dass er für eine effiziente, offensive Verteidigung nicht geeignet war. Er war wie ein Käfig in dem sich die Insassen selbst einsperrten. Ohne einen Entsatz von außen war ein Entkommen nicht möglich. Heute geht man davon aus, dass der Bergfried vor allem eine bedeutende Funktion als Status- und Machtsymbol darstellte.
Unser Bergfried Der Lichtenberger Bergfried dürfte zwischen der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und dem frühen 13. Jahrhundert entstanden sein. Der Bau fällt damit in die Zeit der staufischen Herrschaft und weißt entsprechend Merkmale der Stauferzeit auf (ganz typisch die verwendeten Buckelquader). Er besitzt einen annährend quadratischen Grundriss von ca. elf auf elf Metern und einer Höhe von 33 Metern. Die Mauerstärke beträgt zwischen zwei und über drei Metern. Berechnet man die dadurch entstehende Masse, käme man auf nahezu 1000 Tonnen Gewicht. Eine beträchtliche Last, welche nicht ohne Folgen bleibt, zeigt doch das Gestein auf dem der Turm steht Risse, die auf das enorme Gewicht des Turmes zurückzuführen sind. Der imposante Anblick wird durch eine Eckverbauung mit Buckelquadern, die einen schmalen Randschlag aufweisen, verstärkt. Buckelquader wurden wohl bewusst eingesetzt, um dem Turm ein noch machtvolles Aussehen zu verleihen. Im Inneren ist der Turm über eine breite Holztreppe über 4 Etagen begehbar. Ein Keller bzw. Untergeschoss im Inneren unterhalb der Eingangstür ist nicht vorhanden. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die Ecken jeweils nach Norden, Süden, Osten und Westen ausgerichtet sind und so einem Angreifer am wenigsten Angriffsfläche bieten. Daher erscheint der Turm gegenüber den anderen Gebäuden als im Gelände „gedreht“.
Wie sah der Bergfried früher aus? Es ist deutlich erkennbar, dass der Bergfried im oberen Teil neu aufgebaut wurde. Und tatsächlich zeigen alte Bilder und Gemälde das Gebäude als Turmstumpf von nur ca. 19 m Höhe. Ein Wiederaufbau auf die vermutete alte Höhe sowie eine Holzüberdachung erfolge Anfang der 1980er Jahre. Der Turm weist zwei Eingänge nach Nordwesten und Südosten auf. Ursprünglich lag der Eingang im nordwestlichen Bereich am Tor zur Kernburg und war durch ein dreistöckiges Torhaus gesichert. Die vorhandenen Mauern und massiven Riegellöcher erzählen noch heute von der Wehrhaftigkeit dieses Gebäudes. Der heutige Eingang im südöstlichen Bereich führte hingegen über eine Art Brücke zu Wohnbauten, die sich an die Ringmauer anlehnten und die dort von Süden nach Nordwesten verlaufende Wehrmauer. Oftmals waren solche Blickfänge oder sogar die ganze Burg farblich gestaltet um nochmals die Bedeutung der Anlage und der Eigentümer zu unterstreichen. Hierzu gibt es für die Burg Lichtenberg allerdings keine Belege. Immer wieder kommt die Frage auf, ob in früherer Zeit der Bergfried auf Burg Lichtenberg ein Dach besaß. Auch bei den Rekonstruktionsversuchen, die das Aussehen der Burg um 1620 veranschaulichen sollen, stellte sich diese Frage. Im Endeffekt entschloss man sich im Jahr 1983 über dem Turm ein Dach zu errichten. Dass diese Vermutung letztendlich richtig war, lässt sich durch eine Zeichnung aus dem Jahre 1598 belegen (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Die Zeichnung zeigt zwar hauptsächlich die Saline in Kusel-Diedelkopf, im Hintergrund ist jedoch die Burg Lichtenberg dargestellt. Und siehe da: Der Bergfried ist mit einem Turm versehen (Haarbeck 1975, S. 75).
Geschichte der veldenz-zweibrückischen Burg Lichtenberg (Restkreis St. Wendel-Baumholder, R.-B. Trier). S. 75, Kreuznach.
Hofrichter Hartmut / Deutschen Burgenvereinigung e.V. (Hrsg.) (1993)
Putz und Farbigkeit an mittelalterlichen Bauten. In: Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung e.V., Reihe B, 1: Schriften zugleich Sonderheft der Zeitschrift "Burgen und Schlösser", Stuttgart.
Keddigkeit, Jürgen; Übel, Rolf / Burkhart, U. (Hrsg.) (2005)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 3. I-N. Kaiserslautern.
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Bauaufnahme, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
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