Die Ausrufung einer „Rheinischen Republik“ am 21. Oktober 1923 führte in den folgenden Monaten zu heftigen Aktivitäten und Kämpfen in vielen rheinischen Orten, so auch im Raum Bonn und im Siebengebirge. Einige Orte bewahren markante Relikte oder Erinnerungen an diese Geschehnisse und ihre Nachwirkungen.
Das heute noch so beschriftete „Jagdhaus im Schmelztal“ war am Anfang des 20. Jahrhunderts als Pension mit Café entstanden und wurde später als „Waldschenke“ betrieben. Am Donnerstag, 15. November 1923 wurde das Haus abends zum Schauplatz separatistischer Aktivitäten. Ein Erkundungstrupp hatte mit zwei Fahrzeugen eine Fahrt von Honnef aus auf die Höhe unternommen. Dort in Himberg kam es zu einem Zusammenstoß mit einer Einheit der Bürgerwehr, die sich gegen drohende Plünderungen der Separatisten gebildet hatte. In der Folge wurde ein PKW dort zurückgelassen, mit dem zweiten Fahrzeug - einem LKW - flüchteten die Separatisten zurück ins Tal.
Eine rasch informierte andere Abteilung der Bürgerwehr bildete daraufhin in der Nähe dieses Jagdhauses einen Hinterhalt. Im Schutz der Dunkelheit wurde der herannahende LKW unter Beschuss genommen. Dessen Besatzung ergriff die Flucht in den angrenzenden Wald, das Fahrzeug blieb im Graben liegen. Manche zeitnahen Berichte sprachen anschließend von vielen Toten, glaubwürdiger erscheinen jedoch Angaben, wonach es „nur“ Verletzte gab. Die Wirtsleute der „Waldschenke“ sahen sich jedoch bedrohlichen Repressalien ausgesetzt, weil sie von später wieder anrückenden Separatisten der Kooperation mit der Bürgerwehr beschuldigt wurden. Der Wirt selbst berichtete von einem am folgenden Morgen aufgefundenen „schwerverwundeten Menschen, der von Zivilpersonen bedroht war und um sein Leben bat“. (nach Prost 1927, S. 22) Auf seine Meldung hin wurde der Verletzte von separatistischen Kameraden abgeholt. Wegen seiner strategisch günstigen Lage an der wichtigen Verbindungsstraße spielte das Haus auch am folgenden Freitag vor allem als Sammelplatz der Separatisten eine wichtige Rolle.
(Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2023)
Literatur
Prost, Peter (1927)
Denkschrift "Reichsdank für Aegidienberg" - Die Separatistenherrschaft am Rhein und die Befreiung des Rheins durch die Abwehrkämpfe der Aegidienberger im Siebengebirge. herausgegeben im Auftrage des Herrn Landrats Dr. Wessel von Hauptlehrer Prost. Aegidienberg.
Scheuren, Elmar (2017)
Besatzung, Not und "Separatisten" - Aufruhr in Aegidienberg.. In: Bürgerverein Aegidienberg e.V. (Hg.): Aegidienberg - Unsere Heimat im Naturpark Siebengebirge, S. 210-220. Aegidienberg.
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