Der bereits im Jahr 1912 im Siegburger Norden westlich der Aulgasse erbaute Sportplatz des Siegburger Sportvereins SV 04 (SSV 04) wurde nach dem Ersten Weltkrieg Ende August 1919 mit einem Spiel gegen Victoria Köln wieder eröffnet. Die inzwischen seit Jahren nicht mehr genutzte Anlage ist mit Mauern und Zäunen umgeben und nicht frei zugänglich.

Radrennbahn
Ab 1924 wurde das Spielfeld des Sportplatzes mit einer Radrennbahn umgeben. Die als Aschen- / Erdbahn erbaute Anlage hatte eine Länge von 315 Meter bei einer Breite von ca. 5 Meter. Die Kurvenüberhöhung betrug 18°.
Der Rennbetrieb erfolgte in den Jahren von 1924 bis 1929 mit national und international besetzten Veranstaltungen.

Einer Anzeige im General-Anzeiger zufolge gingen hier etwa im Oktober 1925 „Nur Kanonen“ an den Start. Besonders hervorgehoben wird dabei die Teilnahme des Lokalmatadors Paul Oszmella (1903-1967) aus dem Kölner Eigelsteinviertel an einem „Flieger-Rennen“ (Sprintrennen). Der wegen seiner Körpergröße „d'r Lang“ genannte Bahnradsportler Oszmella wurde von 1923 bis 1925 Deutscher Flieger-Meister der Amateure und konnte zwischen 1927 und 1934 auch als Profi-Rennfahrer überzeugen, deren Vereinigung er nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre vorstand (www.radsportseiten.net und www.cycling4fans.de).
Neben Oszmella werden als „Kanonen“ ferner die damals bekannten Fahrer Theo Frankenstein (1906-?), Peter Steffes (1907-~1992), Jean Steingaß (1892-?), Gottfried Hürtgen (1905-1952), Jean „Klotz“ Schorn (~1901-?) und Hans „der Chinese“ Bragard (1906-1983) angeführt (vgl. Abbildung).

Leider lassen sowohl die historischen Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) wie auch die topographischen Karten TK 1936-1945 weder den Sportplatz noch die Radrennbahn auf dem Areal westlich der Aulgasse erkennen (vgl. Kartenansichten). Auch die topographische Karte von 1936 zeigt das nicht bebaute Gelände nur unspezifisch und ohne Benennung (landkartenarchiv.de).

Aktuelle Planungen
An der Siegburger Sportanlage erhielt später der SSV 04 das Erbbaurecht bis 2055, das jedoch 2015 an die Stadt Siegburg zurückgegeben wurde. Da der Sportplatz bereits seit Jahren nicht mehr genutzt wurde und seit langem brach lag, beauftragte der Rat der Stadt Siegburg die Stadtverwaltung Ende 2019, einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für den Bereich des ehemaligen Sportplatzes durchzuführen (siegburg.de).
Aktuell (2021/23) wird das Gelände überplant, um es einer neuen Nutzung zuzuführen. Für ein „Bamberg-Quartier“, das fünf Mehrfamilienhäuser mit 60 Wohnungen umfassen soll, werden dabei Varianten zur Entwicklung einer nachhaltigen Wohnnachbarschaft diskutiert. Das möglicherweise autofreie „Bamberg-Quartier“ soll dabei die sanierungsbedürftige Kindertagesstätte Sankt Anno und die erweiterungsbedürftige Grundschule Nord mit einbeziehen, deren Turnhalle direkt an den ehemaligen Sportplatz Waldstraße angrenzt (ksta.de und ga.de).

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2023)

Quelle
Freundliche Hinweise und recherchierte Zeitungsartikel von Herrn Dr. des. Jost Mergen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2023.

Internet
www.cycling4fans.de: Kleine Geschichte des deutschen Radsports - Teil II, 1919 bis 1945 (abgerufen 30.05.2023)
www.radsportseiten.net: Paul Oszmella (abgerufen 30.05.2023)
landkartenarchiv.de: Topographische Karte 1:25.000 Wahlscheid (Meßtischblatt 5109, 1936) (abgerufen 31.05.2023)
siegburg.de: Städtebauliches Konzept Waldstraße - Variantenstudie zum ehemaligen Sportplatz Waldstraße (abgerufen 30.05.2023)
ksta.de: Auf altem Sportplatz in Siegburg soll autofreies Viertel mit 60 Wohnungen entstehen (Text Cordula Ophal, Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.12.2022, abgerufen 31.05.2023)
ga.de: Bamberg-Quartier in Siegburg - Anwohner kritisieren Pläne für Sportplatz Waldstraße (Text Paul Kieras und Nadine Quadt, Bonner General-Anzeiger vom 20.03.2023, abgerufen 31.05.2023)