Frühmesserhaus in Briedel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 21,4″ N: 7° 08′ 58,46″ O 50,02261°N: 7,14957°O
Koordinate UTM 32.367.451,42 m: 5.542.785,13 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.423,83 m: 5.543.557,23 m
  • Frühmesserhaus in Briedel (2023)

    Frühmesserhaus in Briedel (2023)

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  • Blick von oben auf das Frühmesserhaus in Briedel (2023)

    Blick von oben auf das Frühmesserhaus in Briedel (2023)

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  • Blick von oben auf das Frühmesserhaus in Briedel

    Blick von oben auf das Frühmesserhaus in Briedel

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  • Frühmesserhaus in Briedel

    Frühmesserhaus in Briedel

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An der Ecke Hauptstraße zur Zehntstraße liegt etwas versteckt hinter einem Innenhof das große „Frühmesserhaus“.

Der Gebäudekomplex war Sitz der bereits um 1313 errichteten gemeindlichen Frühmesserstiftung. Diese Stiftung hatte den Zweck, für die Gemeinde einen dritten Geistlichen für Briedel zu finanzieren. Neben dem von der Gemeinde bereitgestellten Wohn- und Wirtschaftsgebäuden entwickelte sich die Stiftung durch Schenkungen und Erbschaften zu einem der größten Grundbesitzer im Ort.
(siehe: Elmar Kroth, Die Frühmesserstiftung in Briedel in Heimatjahrbuch Kreis Cochem-Zell 2009).

Zunächst handelte es sich um ein Wohnhaus mit anschließenden Wirtschaftsgebäuden in der Hauptstraße, heute Nr. 78. Im Laufe der Zeit wurde talseitig ein weiteres repräsentatives Wohnhaus errichtet (heute Zehntstraße 4). Der große Hof im Winkel der beiden Häuser war mit einer massiven Bruchsteinmauer eingefriedet. In den Steuerlisten von 1784 ist das vordere Haus, die Frühmesserei mit der Gemeinde als Eigentümer, mit 450 Thalern und der hintere Flügel, im Privatbesitz der Witwe Johann Fischer und Sohn, mit 400 Thalern recht hoch bewertet.

Die Frühmesserstiftung wurde 1802 durch die napoleonischen Truppen aufgelöst und die Güter säkularisiert. Die Gemeinde legte, leider ergebnislos, Widerspruch dagegen ein. So kam es letztendlich 1820, schon unter der preußischen Herrschaft, zur Versteigerung des Hauses und des gesamten Grundbesitzes.

Das Gebäude wurde von Peter Martin Fischer, einem Sohn der Nachbarfamilie erworben. Die beiden Gebäude wurden danach optisch zu einem Bauwerk zusammengeführt, blieben jedoch im Kataster zwei eigenständige Besitze, deren Trennung in zwei Wohnungen in der Front nicht ersichtlich blieb, zumal der neue Giebel genau mittig über der Besitzgrenze aufragt.

1867 wurde im Zuge des Ausbaus der Provinzialstraße, heute Hauptstraße, die gesamte Front der Frühmessergebäude abgebrochen und um etwa 3 Meter zurückversetzt. Diese Maßnahme ist an dem Wirtschaftsteil noch heute gut in der zur Straße hin gebrochenen Dachkonstruktion zu erkennen. Dem verkleinerten Wohnhaus wurde eine komplett neue Fassade aus Stein vorgesetzt und verputzt.

In den Lageplänen des Urkatasters von 1832 sind die ursprünglichen Grenzen des Gebäudekomplexes gut zu erkennen. Ein Vergleich mit den aktuellen Katasterkarten zeigt den Rückbau des vorderen Gebäudes und die vorgenommene Nutzungs-Teilung des hinteren Wohnhauses.

Um 1930 wurde das Haus Fischer in der Zehntstraße 4 um einen Anbau erweitert, der sich optisch an die vorhandene Front anpasste. In den 1950ern haben die Besitzer daran anschließend ein weiteres Wohnhaus errichtet (Zehntstraße 6). Ein Teil des großen Hofes wurde 1962 mit einem tiefliegenden Fasskeller unterbaut.

Während die verschiedenen Teile des Haupthauses in der Frontansicht kaum unterscheidbar sind, zeigen die rückwärtigen Dächer klar die einzelnen Bauphasen an.

Heute sind alle Gebäudeteile einheitlich im Besitz eines Nachkommens des Peter Martin Fischer. Im örtlichen Sprachgebrauch werden die Bewohner des Hauses noch bis heute als „Frühmesser“ bezeichnet, obwohl eine persönliche Verbindung zu dem Amt nicht gegeben war.

Bei einer geplanten Sanierung sollte der 1930er Anbau und der Rest des alten Wirtschaftsflügels abgebrochen werden. Die Freilegung der alten Fachwerkfront hätte das Haus zu einem Blickpunkt im Ortskern gemacht. Leider scheiterte es bisher wohl an Forderungen des Denkmalschutzes.

Kulturdenkmal
Das Frühmesserhaus in Briefel ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. eingetragen (Stand Januar 2020). Der Eintrag lautet:
„Zehntstraße 4/6, Nr. 4 Fachwerkhaus, verputzt, 16. Jh. Nr. 6 Putzbau.“

(Hermann Thur, Briedel, Mai 2023)

Quellen
Lagerbuch der Pfarrei Briedel, Pfarrer Dillinger, ca. 1875.
Akten der Besitzerfamilie.

Literatur

Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, Trier.
Kroth Elmar (2009)
Die Frühmesserei in Briedel. In: Heimatjahrbuch Kreis Cochem-Zell, Cochem-Zell.

Frühmesserhaus in Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Zehntstraße
Ort
56867 Briedel
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Hermann Thur: „Frühmesserhaus in Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345384 (Abgerufen: 3. Dezember 2024)
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