Nach dem Bau der Eisenbahn ab 1871 von Berlin über Koblenz entlang der Mosel bis Metz, Kanonenbahn genannt, regte sich auch an der ganzen Mosel der Wunsch nach einem Eisenbahnanschluss. Die neue Hauptlinie der Bahn verließ in Bullay das Moseltal um die vielen Schleifen des Flusses zu umgehen und verlief bis Trier durch die Eifelsenke. Damit war Briedel wie viele andere Orte an der oberen Mosel, nicht angeschlossen. Pläne für den Bau einer Kleinbahn entlang des Flusses fanden im Briedeler Gemeinderat 1878 keine Zustimmung. Als sich ab 1890 viele Orte um einen Normalspur-Bahnanschluss bemühten, war auch Briedel mit dabei und die Gemeinde stellte 1897 einen Baukostenzuschuss von 16.500 Mark in Aussicht. Nach vielen Verhandlungen musste man jedoch einsehen, dass der Bau einer staatlichen Bahn nicht zustande käme und so forcierte man den Bau einer privaten Kleinbahn und gründete dazu 1899 die Moselbahn AG. Diese nahm bald die Bauarbeiten auf. Die Bahngleise wurden am Moselufer Briedel über einen Steindamm geführt. Zur Durchfahrt zum Fluss wurden darin 5 Gewölbe errichtet. Die Gemeinde stellte der Moselbahn AG den Briedeler Steinbruch zum Abbau der benötigten Steine zur Verfügung. Zum Bau wurden damals schon viele italienische Arbeiter eingesetzt.
Gebäude Der Bahnhof mit Ladegleis, Empfangsgebäude und luftdurchlässigem Güterschuppen wurde 1904/05 am Ortsrand erbaut. Das Erdgeschoss wurde in Bruchstein ausgeführt und darüber in Fachwerk mit Walmdach. Die Ausstattung und Anlage war typisch für die ganze Moselbahnstrecke. Im Erdgeschoss befand sich der Dienstraum und ein Wartezimmer, der Bahnhofsvorsteher wohnte im Obergeschoss.
Die benötigten Flächen für Bahnhof und Strecke waren teilweise in Privateigentum. Hier bedurfte es einiger intensiver Verhandlungen. Der Bahnhof war an den Ortskern nur über einen schmalen Karrenweg durch die Gemüsegärten angebunden. Erst 1934 konnte die Gemeinde die Straße pflastern, „um den ankommenden Sommerfrischlern einen guten ersten Eindruck vom Ort zu vermitteln“. Eine wesentliche Verbreiterung gelang damals noch nicht, die Eigentümer waren „zu verstockt“.
Die Nutzung des Bahnhofs nahm schnell zu. Die günstige Möglichkeit, den Wein in Halbstückfässern und die Flaschenweine nunmehr einfach und preiswert zu den Kunden transportieren zu können, mehrte die Akzeptanz. Ab 1934 brachten Sonderzüge der NS-Reiseorganisation KdF regelmäßig feierwütige Wochenurlauber nach Briedel. Das Bahnhofsgelände entwickelte sich auch zu einem Lager- und Umschlagplatz für die Eichenlohe von der Briedeler Heck. Brikett und Düngemittel waren die wesentlichen Artikel, die hier angeliefert wurden. 1953 errichtete die Gemeinde hier eine neue Fahrzeugwaage. Aber erst 1956 konnte die Straße verbreitert und neu ausgebaut werden. In den letzten Kriegstagen wird ein Bogen des Bahndammes von zurückweichenden deutschen Truppen gesprengt. Die einrückende französische Armee reparierte den Schaden aber schnell, damit sie das requirierte Holz aus den Briedeler Gemeindewäldern einfacher abtransportieren konnten.
Im Jahr 1961 wurde der Schienenverkehr der Moselbahn eingestellt, die Gleise zurückgebaut, die Gebäude verkauft und 1964 abgebrochen. Der Ausbau der Ortsumgehung der Bundesstraße nutze die Freiflächen und den alten Bahndamm als Teil der Trasse. Die Grundstücksverhältnisse blieben offen und wurden erst 1978 im Rahmen der Flurbereinigung geregelt.
(Herrmann Thur, Briedel, 2023)
Quellen Gemeindechronik und Protokollbücher Briedel
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