Mit dem Aufkommen von Fahrzeugen wurde auch der Bedarf an einer ausreichend bemessenen Wiegemöglichkeit immer größer. Mist (Kuhdung), Lohe, Kohlen etc. wurden von den Einwohnern vermehrt ge- oder verkauft. Die Gemeinde Briedel schaffte daher 1906 eine öffentliche Fahrzeugwaage mit einer Tragfähigkeit von 200 Zentnern an. „Der Gemeinderat überträgt der Firma Wahl und Söhne in Offenbach am Main die Lieferung einer Fuhrwerkswaage mit schmiedeeisernem Bett 5 x 2,2 m Brückengröße, einem neuesten Registrierautomat, Kniehebelentlastung, einem Wiegehäuschen aus verzinktem Wellblech 2 x 1,50 M. mit braunglatter Holzverschalung, 5 Jährige Garantie, zum Preise von vierzehnhundert Mark. Lieferzeit von 4 Wochen auf Abruf.“
Als Wiegetarif wurde festgelegt: 1 Stück Vieh bis 5 Ztr. Gewicht = 30 Pfg. 1 Stück Vieh von 5 - 10 Ztr. = 50 Pfg. 1 Stück Vieh über 10 Ztr. = 80 Pfg. Kohlen und Koks, Dung etc. bis 5 Ztr. = 3 Pfg. pro Zentner dto. ab 5 Ztr. = 2 Pfg. pro Zentner
Durch den Abbruch des Gemeindehauses im Zuge des Ausbaus der Provinzialstraße war auf der „Boar“ ein freier Platz entstanden. An diesem zentral gelegenen Ort wurde die Waage eingebaut. Hinter der Waage, an der „Alten Post“ errichtete man das Wiegehäuschen für die Anzeigemechanik und als Platz für Wiegeunterlagen und den Wiegemeister. In den 1930ern, der Blütezeit des Briedeler Tourismus „Klein Paris“ baute der Verkehrsverein neben das Wiegehäuschen einen gleichfalls aus Wellblech bestehenden kleinen Souvenirladen. Der Krieg war nicht spurlos an der Waage vorübergegangen und im Zuge des Abbruchs der alten Post musste auch die Waage 1949 abgebaut werden. Heute ist es die große Parkfläche vor dem herrlichen Brunnenplatz.
Neuere Waage in der Moselstraße Die Gemeinde fand einen neuen Standpunkt und schon konnte 1953 in der Moselstraße, direkt neben dem Güterschuppen der Moselbahn wieder eine Waage in Betrieb genommen werden. Der Standpunkt hier war optimal, da die im Waggon ankommenden Brikettlieferungen vor Ort gewogen werden konnten. Nicht nur für Fahrzeuge, auch zum Wiegen von Vieh dienten die Waagen. So musste die Briedeler hier ihr Schlachtvieh amtlich wiegen lassen, aus deren Gewicht sich dann das Abgabesoll in der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit richtete. Noch bis 1964 lesen wir in den Wiegebüchern vom Wiegen von Schlachtschweinen durch die privaten Mäster oder die Metzger. Weiter lesen wir in diesem Wiegebuch, betrug die Gebühr für das Wiegen eines Schweines 1,- Mark. Bei dem Wiegen von Fuhrwerken fiel für das Tarawiegen (leerer Wagen) und das Bruttowiegen eine Gebühr von insgesamt 1,50 Mark an. Die Einnahmen erhielt zu einer Hälfte die Gemeinde, zu der anderen Hälfte der Wiegemeister als Lohn. Nach 1965 wurde die Waage dann im Zuge des Ausbaus der B 53 abgebaut. Der Bedarf hatte sich wesentlich vermindert da viele Güter mittlerweile in verpackten Einheitsgrößen geliefert wurden. Die anfallenden Kosten für die jährlichen Eichungen und Reparaturen standen in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu den Einnahmen. Größere und schnellere Fahrzeuge konnten auch andere leistungsfähigere Waagen in der Umgebung anfahren.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.