Der Frechener Bartmannkrug
Seinen Namen verdankt der Bartmannkrug der Verzierung am Gefäßhals in Form eines bärtigen männlichen Gesichts. Bartmasken als Schmuckelement wurden hauptsächlich in Frechen und Köln in der Zeit zwischen dem frühen 16. und dem 18. Jahrhundert in sehr großer Vielfalt hergestellt. Auf dem Markt in der großen Handelsstadt Köln konnten die Bartmannkrüge gut verkauft und über Amsterdam auf Schiffen in die ganze Welt transportiert werden. So findet man Frechener Steinzeug unter anderem in Nord- und Südamerika, Afrika, China und Australien. In England war insbesondere die durch die Salzglasur mit einem einzigartigen Fleckenmuster bedeckte „tiger ware“ - „getigerte Ware“ - beliebt.
Die Bartmannkrüge wurden neben anderen Steinzeugerzeugnissen und der Irdenware in Frechen aufgrund geeigneter Tonvorkommen und großer Waldbestände in ungeheuren Mengen hergestellt. Man spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer vorindustriellen Massenproduktion. In der Blütezeit des Frechener Töpferhandwerks waren bis zu 50 Töpferbetriebe gleichzeitig tätig, sodass Frechen sich zu einem der wichtigsten Töpferorte des Rheinlandes entwickelte.
Die Herkunft des bärtigen Gesichts als Schmuckmotiv ist nicht genau bekannt. Interpretationsversuche erklären es etwa als Darstellung von Gottvater, Jesus Christus, dem Töpfermeister selbst, dem Auftraggeber oder dem Zecher im Wirtshaus. Im Verlaufe der Zeit veränderten sich die Krugform und einzelne Details der Verzierung. In der Renaissance wurden die Bartmannkrüge als birnenförmige, kugelige Gefäße mit profiliertem Fuß und weitem Hals gefertigt. Im Zeitalter des Barock dagegen waren sie mit einer flachen Standfläche und einem engeren Hals ausgestattet. Die barocken Bartmannkrüge wurden zusätzlich häufig mit Wappenauflagen und floralen Dekoren geschmückt. Die Gesichtsmasken, die zunächst stärker realistisch gearbeitet waren, bekamen mit der Zeit immer abstraktere und schließlich fratzenartige Züge.
Aufgrund seiner hohen Bedeutung und als Wahrzeichen der Stadt ziert er seit 1928 das Wappen Frechens: Darauf ist der steigende Jülicher Löwe zu erkennen, der einen Bartmannkrug in seinen Pranken hält.
Herstellung der Plastik Bartmannkrug
Seine Produktion bedeutete für die beiden Frechener Künstler Manfred Zimmermann (Töpfermeister) und Manfred Holz (Bildhauer) einen ziemlichen Kraftakt:
Für den ursprünglich 2,50 Meter hohen und durch Trockenschwund nun 2,39 Meter messenden Krug wurde über eine Tonne Ton verarbeitet. Er ist aus 5 Stücken zusammengesetzt: Sein Fuß besteht aus zwei Muffen von 700er-Rohren, der Hals ebenfalls aus einem Rohr. Der Körper wurde geformt, indem die Künstler drei Tage lang aus dem Inneren eines weiteren großen (800er) Tonrohres den Bauch herausschlugen. Die Fertigung erfolgte in der Steinzeugröhrenfabrik Steinzeug Keramo GmbH. Nach seinem Brand im Tunnelofen 3 wurde der Henkel befestigt. Damit sich im Krug kein Regenwasser ansammelt und Frostschäden verursacht, fehlt der Gefäßboden.
Insgesamt dauerte seine Fertigung 3 Monate bzw. 65 Stunden reine Arbeitszeit. Neben dem typischen Bartmanngesicht zieren den 1000 Liter fassenden Krug die Konterfeis der beiden Künstler.
Symbolik der Plastik Bartmannkrug
Der aus einem Steinzeugrohr geschaffene Bartmannkrug symbolisiert auf diese Weise die Verbindung „der lokalen Handwerkskunst mit der modernen Steinzeugindustrie, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Töpferhandwerk in Frechen ablöste“ (Informationsschild am Bartmannkrug).
(Keramion/ Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)
Quellen
Stadtarchiv Frechen, Sammlung Bernd Mayerhofer, Ordner Kalscheuer:
- Kölner Stadtanzeiger vom 03./04.02.2001: Reicht es sogar für einen Weltrekord?
- Frechener Wochenende vom 07.02.2001: Dieser Bartmannkrug ist ein echtes Schwergewicht.
- Stadt-Blatt vom 10.02.2001: Zum 50. Geburtstag ein rekordverdächtiger Krug.
- Kölner Morgen vom 03.04.2001: In diesen Krug passen 1000 Liter.
- Stadt-Blatt vom 07.04.2001: 65 Stunden harter Arbeit haben sich jetzt ausgezahlt.
Mündliche Information des Künstlers Manfred Holz, 2023.
Internet
keraion.de: Plastik „Bartmannkrug“ von Manfred Zimmermann und Manfred Holz (2001), Hauptstraße, Frechen; Keramikweg Frechen, Station 7 (abgerufen am 14.12.2023)