Bei der Begehung zum Kellerkataster fand A. Rosenstein 1994 unter einem Gebäude an der Hasenweide im hinteren Teil des Grundstückes einen sekundär als Keller genutzten frühindustriellen Töpferofen. Eventuell handelte es sich - laut Auskunft der damaligen Eigentümer - um einen frühindustriellen Steinzeugofen für Tonröhren des Fabrikanten Adolph Meier/Meyer, der ab 1890/1900 nicht mehr in Betrieb gewesen sei. Er verfügt über die Maße Länge 7,7 Meter, Höhe 2,58 Meter und Breite 4,2 Meter sowie ein Tonnengewölbe bis zum Fußboden. Angeblich gehörte ein weiterer Ofen auf dem anschließenden Grundstück Alte Straße 133 ebenfalls dazu.
Die Tonröhrenfabrik Adolph Meier/Meyer
In der Literatur sind folgende, teilweise auch widersprüchliche Informationen zu finden:
Adolph Meyer/Meier war laut Göbels (1971, S. 392) ein Kannenbäcker und Steinzeugfabrikant, der am 10. Oktober 1817 in Frechen geboren wurde und am 14.11.1844 Margaretha Herrlich heiratete. Er baute 1849 einen Ofen (Stadtarchiv Frechen 189/83). Im Zuge der sinkenden Nachfrage nach Rheinischem Steinzeug stieg er auf die Produktion von Steinzeugröhren um. Die Firmengründung schätzt Dörner (1953, S. 70) unter mangelnder Aktenlage ungefähr auf das Jahr 1862. Das Werk gehört somit zu einer der frühesten Röhrenfabrikgründungen in Frechen nach der Fabrik von Eduard Sticker in der Breitestraße 1852. Nach Meyers Tod am 03.07.1872 führte seine Frau den Betrieb weiter.
Dies belegen einige Archivalien: Dörner (1953, S. 70) zitiert aus den Akten des Staatsarchives Düsseldorf eine Statistik über die Röhrenbetriebe in Frechen aus dem Jahr 1875: Die Witwe Adolph Meyer führte demnach einen Röhrenbetrieb mit fünf Arbeitern. Am 18. April 1878 erfolgte das Konzessionsgesuch der Firma O. Kramer & Cie. „(..) zur Anlage eines Dampfkessels in der der Witwe Ad. Meyer gehörigen in der Altenstraße zu Frechen gelegenen Thonröhrenfabrik (…)“ (Stadtarchiv Frechen 189/206). Noch im Jahr 1888 war die Fabrik in Betrieb, denn die Eigentümerin unterstützte mit ihrer Unterschrift ein Schreiben an den Provinzial-Verwaltungsrat in Düsseldorf für den Bau einer Gütereisenbahn zwischen Köln und Frechen (Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen).
Laut Kartenanalyse war dieser Grundstücksbereich 1819 (Urkataster) hinter dem Haus Alte Straße Nr. 59 noch nicht bebaut; die Hasenweide existierte nur als unbebaute Straße. Unter der Adresse Alte Straße Nr. 59 war 1795 kein Töpfer verzeichnet, sondern hier lebte die Witwe des Zimmermanns Joh. Herlig. In den westlich anschließenden Häusern wohnten jedoch in der Nummer 60 der Töpfer Justus Statz und in der Nummer 61 der Töpfer Jacob Statz (Heeg 1795). Im Adressbuch von 1899 ist kein Eintrag zu dieser Röhrenfabrik oder Familienangehörigen mehr zu finden.
In einem Zeitungsartikel im Kölner Stadtanzeiger vom 27./28.02.1999 wurde die Steinzeugfabrik Meyer in der Alte Straße ebenfalls thematisiert: Anlass war der Fund einer Postkarte von 1911, die Mathias Meyer, Sohn des Adolph Meyer, aus Serbien in die Heimat schickte. Er hatte dort beim Aufbau eines Steinzeugwerkes geholfen. Die Postkarte wurde dem Stadtarchiv Frechen übergeben, was dem damaligen Stadtarchivar Hans Richartz Anlass zu weiterer Recherche war: „Er forschte in seinen Akten nach und wurde fündig. Erhalten blieb das Gesuch des Adolph Meyer zu Frechen vom 16. September 1849 um Erlaubniß zur Anlage eines Töpferofens. Hinter seinem Haus in der Alte Straße 76 wollte Meyer einen Brennofen bauen, um dort Kanalrohre zu produzieren. Die damalige Bürgermeisterei hatte vor nunmehr 150 Jahren gegen dieses Vorhaben nichts einzuwenden. Sie machte allerdings einige Auflagen, bevor Meyer seinen kleinen Betrieb hinter dem Wohnhaus starten konnte: Der Ofen sollte von massivem Mauerwerk umgeben sein, und auch der Schornstein mußte mit Ziegelstein gemauert werden (Kölner Stadtanzeiger vom 27./28.12.1999)“. Adolph Meyer „spielte wohl auch im damaligen öffentlichen Leben der Bürgermeisterei Frechen eine Rolle. Bekannt ist, daß er zu den Mitgründern der 'Meisterschaft' zählte, einer Vereinigung von Handwerksmeistern, die heute noch besteht. Er war, wie viele seiner Frechener Zeitgenossen, Töpfer. Steinzeugkrüge und -gefäße bekamen starke Konkurrenz. Porzellan und Steingut liefen ihnen den Rang ab. So versuchte man Steckrohre für die Abwasserkanalisation herzustellen. In England standen bereits die ersten Fabriken. Adolph Meyers kleiner Betrieb florierte denn auch ganz gut. Bis Ende des Jahrhunderts. Dann brannte die Fabrik ab. Mit den beiden Söhnen holte Meyer in Köln die Versicherungssumme ab. Sohn Peter wollte nach Amerika auswandern, sein Bruder Mathias fand in der Steinzeugröhrenfabrik Geusgen an der Kölner Straße eine neue Arbeit und brachte es zum Fabrikmeister“ (Kölner Stadtanzeiger vom 27./28.12.1999).
Widersprüchliche Angaben zwischen den Informationen zum Fabrikanten Meier aus Göbels (1971) und dem Zeitungsartikel beziehen sich auf das Sterbejahr 1872 und der Tatsache, dass seine Witwe den Betrieb fortführte, wohingegen der Stadtanzeiger schreibt, dass A. Meyer seinen Betrieb bis zum Brand Ende des 19. Jahrhunderts führte und noch die Versicherungssumme abholte.
(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2024)
Quellen
- Rosenstein, Angela (1995): Kommentar zum Kellerkataster Frechen 12/1995 (Ortsarchiv LVR-Amt für Bodendenkmalpflege).
- Ortsarchiv LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Archiv-Nr. 1177023; Fundstellenkartierung Punkt 58.
- Stadtarchiv Frechen 189/206 (Ordner Steinzeugfabrik Adolph Meyer, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen).
- Stadtarchiv Frechen 189/83: Gesuch des Adolph Meyer zu Frechen vom 16. September 1849 um Erlaubniß zur Anlage eines Töpferofens.
- Kölner Stadtanzeiger vom 27./28.02.1999: In Serbien Kanalrohre produziert. Der Frechener Mathias Meyer half vor fast 100 Jahren beim Aufbau. (Ordner Steinzeug Allgemein, Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen).