Auf der zweiten Empore in der Pfarrkirche Heilige Kreuzerhöhung in Kirrweiler befindet sich die Mahler-Seuffert-Orgel. Erbauer war Franz Bernhard Ignatius Seuffert (1773-1855). Er hat die Orgel 1809 für die Kirrweiler Pfarrkirche Heilige Kreuzerhöhung erbaut.
Bau der Orgel Bereits am 3. Januar 1801 wurde mit dem in Kirrweiler ansässigen Orgelmacher Franz Seuffert ein Vertrag zum Bau einer ganz neuen Orgel für die Pfarrkirche Heilige Kreuzerhöhung aufgesetzt. In diesem Vertrag wurden 23 Punkte über die Register und Arbeiten festgeschrieben. So wurde zum Beispiel festgehalten, aus welchen Zinn welche Pfeifen gefertigt werden sollen, dass die Windladen mit französischem Leder überzogen werden sollen und dass die „Claves von schwarzem Ebenholtz“ sein müssen. Am 1. März 1809 beschloss der Municipalrat schließlich, die schon lange verakkordierte Orgel durch Seuffert endlich bauen zu lassen. Noch im selben Jahr wurde die Orgel fertiggestellt. Entlohnt wurde die Arbeit mit 1.500 Gulden und 32 Franken.
Orgel im Wandel der Zeit Die ursprüngliche Orgel verfügte über ein Manual, auf dem 13 Register gespielt werden konnten. Das Pedalwerk war der damaligen Musizierpraxis in Süddeutschland entsprechend, mit drei Stimmen ausreichend besetzt. Bis zum Jahr 1900 blieb die Orgel unverändert. Aufgrund des stark veränderten musikalischen Geschmacks, galt die Orgel Ende des 19. Jahrhunderts klanglich als veraltet. Im Jahr 1899 wurden Verhandlungen mit der Orgelbauwerkstätte Carl G. Weigle aus Stuttgart-Echterdingen getätigt. Der Neubau einer Orgel mit 15 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal wurden bei Carl Weigle (1810-1882) in Auftrag gegeben. Weigle übernahm dabei das Gehäuse der alten Orgel Seufferts. Auch die 83 Seuffertschen Prospektpfeifen blieben erhalten, allerdings ohne Funktion, und wurden mit einer silberfarbenen Beschichtung optisch aufgehellt. Die neue pneumatische Orgel wurde ohne jeden Bezug vollkommen eigenständig hinter das alte Gehäuse gebaut. Dabei wurde das alte Spielfenster geschlossen und davor der neue Spieltisch mit Blickrichtung zum Kirchenschiff errichtet. Weigle stellte das Orgelprospekt auf einer neuen zweiten Empore auf und erstellte eine andere Disposition. Die neue Disposition hatte zwei Manuale mit je 54 Tasten, das Pedal hatte 27. Im Jahr 1928 wurde durch die „Orgelbau-Anstalt“ Franz Kämmerer (1868-1951) aus Speyer ein elektrischer Ventilator eingebaut. Im Jahr 1970 beauftrage man den Orgelbauer Hugo Wehr (1928) aus Haßloch die Orgel teilweise umzugestalten um die neuen musikalischen Anforderungen des 20. Jahrhunderts mehr entsprechen zu können. Dabei blieben acht Register unverändert und sieben moderne Register wurden neu angefertigt. Eine dreifache Zimbel wurde als zusätzliches Register in die Orgel eingebaut. Der Spieltisch blieb nahezu unverändert. Die neuen Registernamen wurden mit handgeschriebenen Papierzetteln über die alten Bezeichnungen geklebt.
Ende des 20. Jahrhunderts wurde ein Neubau der Orgel geplant. Dabei sollte das ursprüngliche Gehäuse aus dem Jahr 1809 erhalten bleiben. Für den Neubau wurde der Orgelbauer Rémy Mahler aus Pfaffenhoffen im Elsass betraut. Bei diesem Neubau wurde der Orgel ein weiteres Manualwerk mit 8 Registern hinzugefügt. Einige Farbschichten am Spielfenster wurden abgelöst, sodass Teile der originalen Registerschilder gefunden wurden. Die originalen Prospektpfeifen wurden mit Ultraschall gereinigt, wobei mehrere Farbschichten abgelöst wurden. Um die Einheit zum historischen Gehäuses zu wahren, wurde die Spielanlage von Seufferts Bauweise nachempfunden. Eine Anlage mit drei sehr großen Keilbälgen wurden in einem Gestell hinter der Orgel platziert. Durch diese erhält die Orgel ihren Wind. Die Bälge werden mittels einer aufwendigen Steuerung von einem langsam laufenden Ventilator aufgeblasen. Alle neuen Teile, mit Ausnahme des Motors, sind in der Werkstatt Rémy Mahler angefertigt worden. Die Mahler-Seuffert-Orgel verfügt jetzt über 24 Register und vier Transmissionen. Es ist in Kirrweiler zugleich eine moderne und historische Orgel entstanden, die eine Hommage an die Orgelbauerfamilie Seuffert und gleichzeitig eine Auszeichnung für den Erbauer Rémy Mahler und seine Mitarbeiter darstellt.
Wirkungsgeschichte der Familie Seuffert Johann Philipp Seuffert (1693-1780) war ein bekannter Würzburger Hoforgelmacher. Sein Tätigkeitsbereich reichte von Westfalen bis zum Oberrhein. Als er in die Vorderpfalz zog, baute er unter anderem Orgeln in Hambach und Diedesfeld. Im Jahr 1749 erhielt er den Auftrag eine Orgel für die neu errichtete Kirche (Pfarrkirche Kreuzerhöhung) zu bauen. Dieses Werk ist mit erheblicher historischer Bausubstanz noch erhalten. Es wurde um 1800 von der Pfarrkirche in die Marienkapelle umgesetzt. Sein Sohn Johann Ignaz Seuffert (1728-2807) ging in die Lehre bei seinem Vater und reiste von Würzburg nach Frankreich. Dort begann er eine Lehre beim Orgelmacher Nicolas Dupont (1714-1781). Zu dieser Zeit arbeitete Dupont an einer neuen Orgel für die Stiftskirche in Kronweißenburg. Johann Ignaz bewog seinen Meister Dupont dazu, einige neue Einrichtungen, die er bei seinem Vater erlernt hatte, in diesen Orgelbau einzubringen, die gut zustande kamen. Anschließend baute Seuffert allein eine neue Orgel in Renigen, welche noch besser ausfiel als die Arbeit mit seinem Meister. Der Name Seuffert wurde bekannt. Er bekam so viel Bestellungen, die meisten aus Frankreich, dass er in kurzer Zeit über 30 Orgeln anfertigte. Zu seinen Werken zählen die Orgel für die Stiftskirche in Landau, die Schlosskirche in Rastatt, für die St. Peter Kirche in Bruchsal und in Offenburg. Nachdem er sich eine Zeit in Offenburg und Landau aufhielt, ließ er sich um das Jahr 1770 in Kirrweiler nieder. Dort baute er 100 weitere neue Orgeln. Mit seiner Frau Maria Stoeckel hatte er vier Kinder. Sein Sohn Franz Bernhard Ignatius (1773-1855) erlernte das Orgelbauhandwerk und übernahm im Jahr 1800 die Werkstatt seines Vaters. Durch die Kriegsgeschehnisse um die Französische Revolution und den Einzug französischer Truppen wurden viele Kirchen und Orgeln beschädigt, so dass sich ein weites Feld für die Orgelbauer auftat, für Seuffert sogar in Kirrweiler. Von ihm stammt die Orgel in der Pfarrkirche Kreuzerhöhung. Franz Bernhard Ignatius hatte sechs Kinder. Der jüngste Sohn Franz Martin Seuffert (1772-1847) ließ sich in Wien nieder und eröffnete dort eine Orgel- und Pianowerkstatt. Sein drittes Kind Johann Franz Seuffert übernahm die Werkstatt. Anders als sein Vater und Großvater widmete sich Johann Franz den Reparaturen von Orgeln und baute keine neuen Orgeln. Johann Franz Seuffert hatte mit Luise Eberle drei Kinder. Allerdings erlernte keines von ihnen das Orgelbauhandwerk. Somit ging die Orgelbautradition in Kirrweiler zu Ende.
(Christine Erasmy, Ortsgemeinde Kirrweiler; Sarah Krieger und Noah Waldecker, Universität Koblenz-Landau, 2023)
Literatur
Katholisches Pfarramt Kirrweiler (Hrsg.) (o.J.)
Die Mahler-Seuffert-Orgel von Kirrweiler. Kirrweiler.
Portenlänger, Franz Xaver (1999)
Kirchen und Kapellen Kirrweiler. In: Schnell Kunstführer Nr. 2358, S. 2-18, Regensburg.
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Empfohlene Zitierweise
Christine Erasmy (2023), Sarah Krieger und Noah Waldecker (2023): „Mahler-Seuffert-Orgel in der Pfarrkirche”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344894 (Abgerufen: 19. Januar 2025)
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