Gebäude
Das ursprünglich größere 1564 errichtete Fachwerkhaus ist nur noch ansatzweise erhalten. Vorhanden ist der nördliche Bauteil und damit nur die Hälfte, vielleicht sogar nur ein Drittel des 1564 errichteten Hauses. Der südliche Teil des Gebäudes wurde im 19. Jh. abgebrochen und durch einen als Schulhaus errichteten Neubau ersetzt (heute Lahnstraße 10). Der seitdem eigenständige nördliche Teil des Hauses wurde etwa 1920/30 in Massivbauweise bis zur Straßenflucht (Nordseite) verlängert. Der heute sichtbare Fachwerkgiebel lag mitten im Haus und kam erst 2006 bei Entkernungsarbeiten durch den neuen Eigentümer zum Vorschein. Die dendrochronologische Datierung der drei am 24.04.2006 aus originalen Eichenkonstruktionshölzern entnommenen Bohrkerne ergab das Baujahr 1564. Die gesamte westliche Außenwand des Gebäudes wurde vermutlich im 18. Jh. vollständig erneuert und dabei um ca. 65 cm nach innen, also vom Nachbarhaus weg, verrückt.
Das bauhistorische Kurzgutachten (Reck 2006) belegt, dass der Bau dem sogenannten Hallenhaustyp mit einer Breite vor dem Versetzen der Außenwand von ca. 8 - 8,2 m und einer Tiefe von ca. 6 m zuzuordnen ist. Die Untersuchungen lassen vermuten, dass es sich dabei um eine mittig längsgeteilte Halle handelte, dessen westlicher Teil als Eingangsdiele diente und der östliche Teil besaß eine Zwischendecke. Der Hallenbereich mit einer Höhe von 4 - 4,5 m hatte ursprünglich eine lichte Breite von ca. 4,1 m und eine Tiefe von 5,7 m, also eine Fläche von ca. 23 m². An diesen Hallenraum schloss sich im östlichen Schiff eine gleichgroße Stube mit einer darüber liegenden Oberstube an.
Vom zweiten Obergeschoss mit dem im Prinzip gleichen Grundriss wie das Hallengeschoss sind von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten:
- Die nördliche Außenwand (mit mehreren Türdurchbrüchen aus der ersten Hälfte des 20. Jh. durch den Anbau Richtung Norden)
- Die südliche Querwand am westlichen Ende
- Die nördliche Hälfte der inneren Längswand
- Teile der Decken und Dachbalkenlage
Vom Dach sind durch eine vollständige Neukonstruktion um oder nach 1900 nur der nördliche Giebel und die Binderachse über der südlichen Querwand der Vollgeschosse erhalten. Auch wenn insgesamt von dem Gebäude nur noch wenig Originalbausubstanz vorhanden ist, kommt der gut erhaltenen Fachwerknordfassade eine besondere Bedeutung zu, repräsentiert sie doch die Bauweise vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) mit den damals üblichen Schmuckformen im kleinstädtisch-ländlichen Milieu.
Kulturdenkmal
Das Fachwerkhaus Lahnstraße 8-10 wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Rhein-Lahn-Kreis geführt (Stand 2023). Der Eintrag lautet:
„Lahnstraße 8/10
Hallenhaus 16. Jh.“
(Heidemarie Jung, Dausenau, 2022)