Gebäude
Bei dem Haus in der Weinstraße 107 in Edenkoben handelt es sich ursprünglich um einen stattlichen barocken Wohnbau mit Walmdach. Es verfügt über zwei Stockwerke und ist an den Längsseiten zur Straßenseite hin in sechs Fensterachsen, an den anderen beiden Seiten in fünf Fensterachsen gegliedert. Eine Hauptfassade besitzt das Haus nicht, was ungewöhnlich ist. Freitreppen führen an den Schmalseiten zu den Haustüren, wobei die südliche modern ergänzt ist.
Die Fenster und Türen sind mit profilierten Sandsteingewänden eingefasst, die in der oberen Mitte verkröpft und an den oberen Ecken herausspringende Ohren besitzen. Dieses Stilmerkmal ist typisch für den Barock in der Gegend. Auf einem Holzgesims auf allen vier Seiten thront das Walmdach, das zwei Dachgaube auf den Lang- und je eine auf den Schmalseiten trägt.
Im Innern des Gebäudes teilt ein Flur den Wohnraum in zwei Hälften mit Zimmern. Eine zweiläufige Treppe führt ins Obergeschoss. Besonders hervor stechen die aufwändig restaurierten Holzpaneele, die aus dem 18. Jahrhundert stammen und größtenteils noch erhalten sind. Sie sind mit Spiegeln oder Landschaftsmalereien verziert und gehörten zur ursprünglichen Ausstattung. Sie sind zwischen 0,6 und 1,4 Metern breit. Die Malerei gilt als lebhaft und dekorativ und lehnt sich an die flämischen Landschaftsmalereien des späten 16. Und frühen 17. Jahrhunderts an, das eine Kolonie der Frankenthaler Maler in die Pfalz mitgebracht hat. Da es nur sehr wenige solcher Paneelmalereien im ländlichen Raum gibt, gelten sie als außergewöhnlich bedeutsam. (Meißner, S. 16)
Geschichte
Der Sturz über der südlichen Eingangstür datiert das barocke Haus auf das Jahr 1716. Erbaut hat es der Klosterschaffner des Klosters Heilsbruck Konrad Winkelblech, einer der reichste Männer Edenkobens. Im Jahr 1794 quartierten sich französische Revolutionstruppen ein und plünderten das Anwesen, vor allem dessen Weinkeller. Von 1841 bis 1926 dienste das Haus als Lateinschule und Progymnasium, bis 1933 als Töchterschule, bis 1961 als Berufsschule und bis 1967 als katholische Pfarrschule. Je nach Nutzung wurde das Wohnhaus immer wieder umgebaut. Schließlich quartierte die Stadt dort bis in die 1980er Jahre Mietschuldner in Notwohnungen ein. Als das Haus schließlich leer stand, wurde es von Vandalismus heimgesucht.
Eigentlich wollte die Stadt Edenkoben das Haus schließlich abreißen lassen, da es heruntergekommen war. Nach längerem Hin und Her und gesetzlichen Neuerungen setzte sich der Denkmalschutz durch. Die Stadt willigte letztendlich zur Sanierung ein und entschied sich für die Nutzung als Museum. Die aufwändige Restaurierung und der Erhalt des Hauses gelten heute als „Lehrstück für die Notwendigkeit des Denkmalschutzes“ (Meißner, S. 16). Denn so wurde wertvolles Kulturgut nicht nur erhalten, sondern auch einer gemeinnützigen Nutzung zugeführt.
Museum für Weinbau und Stadtgeschichte
Das Museum Edenkoben informiert in insgesamt acht Räumen über die Geschichte der Stadt Edenkoben von der Merowingerzeit bis heute. Im Dachgeschoss, dem Museumsspeicher, finden regelmäßig Sonderausstellungen, Vorträge und Veranstaltungen statt. Im Gewölbekeller und der Scheune des Anwesens wird umfangreich die Geschichte des Weinbaus und der Kellerwirtschaft präsentiert. Eine weitere Abteilung befasst sich mit dem Handwerk.
Kulturdenkmal
Das Haus in der Weinstraße 107 findet sich bereits 1928 im Inventarband der Kunstdenkmäler der Pfalz. Mit dem Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes in Rheinland-Pfalz 1981 wurde das Gebäude als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt.
Das Haus in der Weinstraße 107 findet sich im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz im Kreis Südliche Weinstraße, Stand 09.11.2022, dort S. 29. Der Eintrag lautet:
Weinstraße 107a, Heimatmuseum, repräsentativer barocker Walmdachbau, bez. 1716, Wirtschaftsgebäude Mitte 19. Jh. über älterem Fasskeller.
(Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2022, mit Unterstützung des Heimatbunds Edenkoben)
Internet
www.museum-edenkoben.de: Museum Edenkoben (abgerufen 03.01.2023)