Die evangelische Gemeinde in Plaidt
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg lebten in Plaidt nur wenige Protestanten, so dass es keine eigene evangelische Gemeinde gab. Dies änderte sich als zu Beginn der 1950er Jahre viele Menschen aus den alten Ostgebieten in die Pellenz zogen. Aus diesem Grund wurde am 8. Februar 1950 die evangelische Kirchengemeinde in Plaidt gegründet. Das Gemeindegebiet umfasste die Ortsgemeinden Kretz, Kruft, Miesenheim, Plaidt, Saffig, Ochtendung und Lonnig. Da noch keine eigene Kirche existierte, wurden zu anfangs zu bestimmten Zeiten die katholischen Kirchen für den evangelischen Gottesdienst genutzt. Ab dem Jahre 1951 wurde ein Raum der Villa Herfeld in der Miesenheimer Straße zum provisorischen Kirchenraum. Erster Pfarrer der Gemeinde war August Kiesewetter seit September 1950.
Die erste Kirche am Standort
Die evangelische Kirchengemeinde beschloss bereits bei ihrer Gründung, in Plaidt ein eigenes Kirchengebäude zu errichten. In der Rathausstraße entstand ein schlichtes Gotteshaus auf rechteckigem Grundriss mit paarweise angeordneten hochrechteckigen Sprossenfenstern, einem Satteldach, das an der einen Seite tiefer heruntergezogen war und auf jeder Seite drei Dachgauben besaß. Ein quadratisch, hölzerner Glockenstuhl mit Kreuz bekrönt das Dach. Die Gebäudefassade war backsteinsichtig. In der einen Stirnseite, unterhalb des Glockenstuhls, waren hochrechteckige Fenster in zwei Zonen übereinander angeordnet. An der anderen Stirnseite durchbrachen sieben runde Fenster, angeordnet in einem abgerundeten Dreieck das Mauerwerk. Die obersten Fenster waren mit durchsichtigem Glas ausgestattet, die beiden untersten mit schwarzem Glas, darauf die Buchstaben Alpha und Omega (Anfang und Ende). Im Inneren des Kirchenraumes umrahmten diese sieben Rundfenster den Altar und das darauf stehende Kreuz wie ein Strahlenkranz. Der Altar selbst war schlicht, aus einem schwarzen Stein gefertigt und stand auf einem niedrigen, einstufigen Podest. Am 24. Juli 1955 fand die Grundsteinlegung statt und am 18. Dezember 1955 übergab der Architekt Rudolf Pemp den Schlüssel an den Superintendenten Karl Sachsse.
Das Fundament erodiert
Bereits nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass bei der Wahl des Standorts die Beschaffenheiten des Bodens nicht hinlänglich berücksichtigt worden war. Der gesamte Baukörper stand auf Tuff. In der Folge setzte sich der Untergrund wegen darunter liegender Abbauschächte oder bedingt durch natürliche Schrumpfung infolge von Wassereintrag. Schäden am Gebäude wurden sichtbar, die Statik wurde problematisch. Bereits nach drei Jahren zog man einen Ringanker ein, der allerdings das weitere Absetzen des Gebäudes nicht verhindern konnte. Weitere Stabilisierungsmaßnahmen erfolgten in den Jahren 1968 und 1970. Auf die Risse gesetzte „Gipsspione“ zeigten bald den Misserfolg der Bemühungen.
Die Kirche, die für etwa 250 Personen konzipiert war, reichte zudem für die schnell anwachsende Gemeinde mit mittlerweile 1.850 Gläubigen nicht aus. Ein in den frühen 1970er Jahren diskutierter Anbau scheiterte am ungeeigneten Untergrund. Probebohrungen bestätigten dies. Renovierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen am bestehenden Kirchengebäude sowie der ins Auge gefasste Anbau wären von den Kosten her einem Neubau gleich gekommen, den man nun in Angriff nahm.
Der Neubau
Nachdem das Presbyterium schon im Juni 1973 Abriss und Neubau beschlossen hatte, wurde 1974 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den die Koblenzer Architektengemeinschaft Ufer gewann. Der Neubau erfolgte am Standort der ehemaligen Kirche. Da das neue Kirchengebäude nun voll unterkellert werden sollte, konnte ein solides und an die Standortbedingungen angepasstes Fundament geschaffen werden, das weitere Erosion ausschloss.
Im Sommer 1979 wurde die Baugenehmigung erteilt und im Oktober gleichen Jahres die alte Kirche abgerissen. Während der Bauzeit wurde der Gottesdienst in der alten Schule abgehalten. Geschaffen wurde ein moderner mehrstöckiger Flachdachbau auf nahezu quadratischem Grundriss. Die Fassade ist in zwei horizontale Ebenen gegliedert, unten weiß verputzt, oben verschiefert, was die obere Etage und das Massive des Gebäudes betont. In den Gebäudeecken wird die Fassade durch breite, um die Ecken geführte Fenster durchbrochen. Diese Fenster heben den blockhaften Charakter ein wenig auf. Zur Rathenaustraße hin tritt der Glockenturm aus der Fassadenfläche hervor. Charakteristisch an diesem Turm sind zwei ebenfalls um die Ecke geführte Lamellenfenster und das schmale Kreuz.
Der Bau des neuen Gemeindezentrums sollte 1,1 Million Mark kosten. Neben dem Raum für den Gottesdienst wurden eine Halle, ein Versammlungsraum und ein Clubraum mit Bibliothek eingerichtet. Der Raum für den Gottesdienst wurde mit Schiebewänden versehen. Im Keller finden sich Jugendräume und im Dachbereich Schulungsräume. Im neuen Glockenturm fanden die Glocken des Vorgängerbaus ein neues Zuhause, die am 17. Mai 1981 erstmals läuteten
(Florian Weber, Universität Koblenz-Landau, 2022)
Quellen
Setzungsrisse in den Gemäuern. Evangelische Kirche in Plaidt muss abgerissen werden - Ab Oktober Neubau eines Gemeindezentrums. Artikel in der Rhein-Zeitung vom 13./14.10.1979 von P. G. Sahmer.
Wie ein Holzschnitt im Glas: Der Samariter unserer Tage. Artikel in der Rhein-Zeitung vom 14.04.1981 von Harry Lerch.