Die Entstehung der Kalkeifel Der Ort Blankenheimerdorf liegt in der Kalkeifel, der nordwestlichen Region der Eifel. Diese verdankt ihren Namen den weiträumigen Kalkabfolgen im Untergrund, welche vor etwa 400 bis 370 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Devon, in einem tropischen Flachmeer abgelagert wurden. Die Region lag zu dieser Zeit auf der südlichen Erdhalbkugel in der Nähe des Äquators. Das Klima war (sub-)tropisch und kann im weitesten Sinn mit der heutigen Südsee verglichen werden. Das devonische Meer war nicht tiefer als 200 Meter, an vielen Stellen eher deutlich flacher, nährstoffarm und damit kristallklar. In Kombination mit angenehmen Wassertemperaturen von 20–30 Grad Celsius ergaben sich daraus perfekte Bildungsbedingungen für Korallenriffe.
Das Leben im tropischen Meer Der ehemalige Steinbruch im Bereich der heutigen Sportanlagen Blankenheimerdorf liegt am Nordwestrand der Blankenheimer Kalkmulde. Sein Kalkstein entstand in eben diesem tropischen Meer im Bereich des sogenannten Vorriffes an der Basis des eigentlichen Riffkörpers. Hier sammelte sich Material, welches durch Wellenbewegung und Stürme aus dem eigentlichen Riff herausgebrochen wurde. Dabei handelt es sich um Stücke von Korallen und Stromatoporen, kalkabscheidende Schwämme, die im Devon maßgeblich an der Bildung von Riffen beteiligt waren. Des Weiteren finden sich häufig Reste von Seelilien in Form von einzelnen Stilgliedern. Seelilien gehören zu den sogenannten Stachelhäutern und sind mit Seesternen und -igeln verwandt. Im Devon bildeten sie teils dichte Wälder oder Rasen im Vorriffbereich. Heute sind sie nur noch in der Tiefsee zu finden. Im Vorriffbereich finden sich auch weitere Tiere, die für das Devon der Eifel typisch sind, etwa Armfüßer (Brachiopoden), Muscheln, Schnecken und Trilobiten (Gliederfüßer). Generell sind uns im Regelfall nur solche Tiere als Fossilien überliefert, welche Hartteile in Form von Schalen, Gehäusen, Skeletten oder ähnliches besaßen. Wenn diese zu Lebzeiten oder nach dem Tod rasch durch Sediment überdeckt wurden, konnten sie die Jahrmillionen schadlos überdauern. Zeitlich datieren die aufgeschlossenen Schichten im Steinbruch Blankenheimerdorf in die Nohn-Formation des Mitteldevons (390 Millionen Jahre). Nach der Ablagerung der Kalke sorgte die Kollision der beiden Kontinente Gondwana und Laurussia für den Rückzug des Meeres und die Bildung einer mächtigen Gebirgskette, welche durch Wind und Wetter allerdings wieder abgetragen wurde.
Die Kalkbrennerei des Gerhard Klein Im späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde hier Kalkstein gebrochen, um daraus in vier Öfen Branntkalk zu brennen. Die erste Erwähnung findet sich in Akten zum Jahr 1888; demnach erhielt der Unternehmer Gerhard Klein aus Köln durch den Kreisausschuss zu Schleiden zunächst die Genehmigung, zwei Öfen zum Kalkbrennen zu errichten. In einer weiteren Genehmigung zum Jahr 1895 wird die „Anlegung eines feststehenden Dampfkessels“ für die bestehende Kalkbrennerei genannt. Gebrannter Kalk diente damals nicht nur der Herstellung von Kalkmörtel, Kalkputz und Kalkfarbe, sondern hatte außerdem als Dünger in der Landwirtschaft große Bedeutung. Kleine Kalkwerke mit bis zu vier Beschäftigten gab es damals in jedem Dorf in der Kalkeifel. Sie bedienten den örtlichen Bedarf an gebranntem Stückkalk. Größere Betriebe, zu denen auch das Kalkwerk in Blankenheimerdorf zählte, produzierten für einen größeren Kreis von Abnehmern. Sie konnten 20 bis 30 Arbeitskräfte beschäftigen und verschickten ihre Erzeugnisse meist per Bahn. Als örtliche Kleinindustrie hatten sie eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für die Region. 1902 ging das „Klein´sche Kalkwerk“ in den Besitz zweier Herren in Duisburg über. Zwei Jahre später heißt es in den „Eifeler Nachrichten – Amtlicher Anzeiger für das Königliche Amtsgericht in Blankenheim“, dass es im Besitz eines P. Knopp „einen bedeutenden Aufschwung genommen“ hat und sich „besonders eines guten Versand-Absatzes [erfreut], welches einerseits der Umsicht und Tätigkeit des Besitzers, andererseits aber auch der bekannt guten Qualität des Kalkes zuzuschreiben ist“. Ausgestattet mit Dampfkessel und Mühlenanlage entsprach es jetzt allen damaligen Anforderungen der Bau- und Düngekalkherstellung. Der Aspekt der Arbeitssicherheit fand hingegen noch kaum Berücksichtigung. Dies belegt für das Kalkwerk in Blankenheimerdorf ein Unfall, der sich am 16. Juni 1904 zutrug, bei dem ein alleine vor dem Ofen tätiger Arbeiter verunglückte. Er konnte zwar durch den großen Einsatz eines Kollegen aus der Gefahrenzone geborgen werden, erlag später aber seinen schlimmen Verletzungen. Aus einer weiteren Zeitungsnotiz von 1912 erfahren wir, dass das Kalkwerk einige Jahre stillgelegen hatte. Nun sollten Investitionen in zwei neue Hochofenwerke getätigt werden, um die Produktion zu steigern. Mittels einer Seilbahn wurde ein Jahr später das Kalkwerk mit dem Bahnhof Blankenheimerdorf der 1913 eröffneten Ahrbahn verbunden. Die Wirtschaftskrise Ende der Zwanzigerjahre brachte dann das Aus für das Kalkwerk im Blankenheimerdorf – ein schwerer Schlag für das Dorf, da es damals kaum andere Verdienstmöglichkeiten für die 20 Entlassenen gab! Beim Neubau der Straße 1963 wurden die letzten Reste des Kalkwerkes entfernt.
Anschauliche Beispiele für Kalköfen in der näheren Umgebung finden sich in Nettersheim „Kaninhecke“, Blankenheim-Lindweiler und Dahlem-Kronenburg.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2022)
Hinweis Der Steinbruch bei Blankenheimerdorf war Station der Archäologietour Nordeifel 2022.
Zum „Dörfer“ Kalkofen. In: Dörfer Heimatbote. Mitteilungsblatt des Dörfer Geschichts- und Kulturvereins 1992 e. V., Frühjahr 2007 Nr. 30, S. 4-8. o. O.
Ribbert, Karl-Heinz (2010)
Geologie im Rheinischen Schiefergebirge Teil 1: Nordeifel. S. 48–55, Krefeld.
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