Die im Jahre 1781 erbaute katholische Kapelle Kreuzerhöhung liegt in der Naheweinstraße 40 in Laubenheim. Sie gehört neben fünf weiteren Pfarrgemeinden der Pfarreiengemeinschaft Guldenbachtal-Langenlonsheim an. In unmittelbarer Nachbarschaft, nur durch einen Kirchgarten getrennt, befindet sich eine evangelische Pfarrkirche. Aufgrund der Lage der Kapelle war eine Ostung nicht möglich. Der Zugang liegt direkt an der Hauptstraße.
Objektbeschreibung Die circa 65 Quadratmeter große Kapelle auf rechteckigem Grundriss zeigt sich heute in einem mit Mineralfarbe gestrichenen Orangeton. Lediglich die Fenster mit Echt-Antikglas und der Eingangsbereich sind weiß abgesetzt. Insgesamt hat das Gebäude sieben Fenster, jeweils zwei rechteckige in den seitlichen Wänden und drei in der Frontseite, wobei die beiden Fenster rechts und links neben dem Eingang eine querovale Form aufweisen. Tür und Fenster sind von Sandsteingewänden umfasst. Auf dem steilen Satteldach befindet sich ein offener, achteckiger Dachreiter. Die Dachdeckung besteht aus Hohlpfannen mit verschieferten Ortgängen. Im inneren des Dachreiters ist die heute elektrisch betriebene Glocke montiert.
Direkt gegenüber dem aus Eichenbolen nach Original-Plänen gefertigten Eingangstor befindet sich der Altar. Hinter dem Altar wiederum ist ein Kreuz aus Tuffstein in die Giebelwand eingemauert (siehe Bilder in der Mediengalerie). Die katholische Kapelle bietet in ihrem spätbarocken Saal circa 30 bis 40 Sitzplätze. Über eine Scherentreppe im inneren der Kapelle gelangt man zum Dachboden. Von dort aus kann man über eine Leiter bis hinauf zur Glocke steigen (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Ob es sich bei dieser Glocke um die durch die Eifeler Glockengießerei angefertigte Bronzeglocke handelt, konnte bisher nicht genau eruiert werden. Im vorliegenden Kostenvoranschlag der Gießerei (Archiv Langenlonsheim) ist von einer Bronzeglocke mit einem Gewicht von 60 kg und einem Durchmesser von 450mm die Rede. Der Ton ist als b'' angegeben (den Klang der Glocke können Sie in der Audiodatei in der Mediengalerie anhören).
Erbauung Über den Ursprung der Kapelle ist bis heute wenig bekannt. Hofmeister schreibt, dass einer Überlieferung zufolge in den 80er-Jahren des 18. Jahrhunderts „der Bau der Kapelle möglich geworden [sei] durch das Testament von Frau Maria Bender, der zweiten Frau des verstorbenen Johann Bender, die der katholischen Kirche ihren gesamten Nachlass vermacht hatte. Dagegen klagten die beiden Söhne aus erster Ehe, und die katholische Kirche musste die gesamte Summe an die Söhne zurückbezahlen“ (Hofmeister 2020, S. 113).
Drei Quellen kommen darin überein, dass die katholische Gemeinde von Laubenheim im Jahre 1786 zum ersten Mal nach der Reformation einen Gottesdienst im ehemaligen Rathaus gefeiert hat. Daher nimmt man an, dass die Jahreszahl 1781 über dem Türsturz der Kapelle das Baujahr angebe und die Kapelle vormals als Rathaus diente (vgl. Hofmeister 2020, S. 112f; Archiv Langenlonsheim 1981; Häußling/Grammes 1983, S 53). Im Jahre 1936 soll die Kapelle nach einem Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang um zweieinhalb Meter zurückgebaut worden sein (Hofmeister 2020, S. 113).
Renovierung Im Jahre 1955 wurde die Kapelle durch das Engagement der ortsansässigen Familie Häußling renoviert (siehe auch die Audios in der Mediengalerie mit Johannes Häußling, dem Sohn von Hildegard Häußling). In einem Rückblick aus dem Jahre 1983 zur Wiederbelebung bzw. den damit verbundenen Renovierungsarbeiten heißt es: „Der Portalschlüssel wurde in Münster-Sarmsheim beim Pastor geholt. Man kann sich vorstellen, wie es innen aussah. An der linken Seite lag der steinerne Altar, der jetzt aufgebaut ist. Er wurde von dem damaligen Kaplan Lehmann, später Pastor von Bretzenheim, in Maria Laach im Zweiten Weltkrieg gekauft und sollte später in der Kapelle aufgebaut werden“ (Häußling/Grammes 1983, S. 53). Zunächst wurden die mit „Salpeter getränkten Wände mit Platten“ isoliert und neu verputzt. Dann wurde der „Boden ausgehoben, gut isoliert und mit Estrich versehen. Die Dekoration wurde nach einem Plan von Bruder Lothar aus Maria Laach angefertigt. Die Balken wurden neu gestrichen, neue Bretter zwischen die Balken gelegt und das Dach provisorisch hergerichtet. Die Bänke bekamen wir von den Englischen Fräulein des Institutes St. Mariä in Bingen. Sie waren während des Krieges weggeholt und dort verwahrt worden“ (ebd. S. 53f.) Am 11. Juni 1961 wurde nach langer Vakanz und aufwändigen Renovierungsarbeiten ein festlicher Gottesdienst abgehalten: „Pastor Stricker feiert die ‚Benefizierung' der Kapelle und bringt dazu einen Reliquienstein aus Münster-Sarmsheim mit. Der Kirchenchor von Münster-Sarmsheim umrahmt den Gottesdienst, der sehr gut besucht ist. Außen sind gelb-weiße Fahnen gehißt, und Birkengrün steht an der Wand“ (ebd. S. 54).
Restaurierung Im Laufe der Zeit rückte die Kapelle zunehmend in den Fokus der katholischen Gemeinde. Neben der Zeremonie zum 200. Jubiläum im Jahre 1981 (siehe Programm als PDF-Datei in der Mediengalerie) kam hier auch die allgemeine Wertschätzung gegenüber kulturellen Objekten zum Tragen. Im Unterschutzstellungsbescheid aus dem Jahre 1985 heißt es daher: „Als Kulturdenkmal gem. § 3 Nr. 1 c des Denkmalschutz- und -pflegegesetzes besteht an seiner Erhaltung und Pflege aus städtebaulichen Gründen und zur Förderung des Geschichtsbewußtseins ein öffentliches Interesse (§ 3 Nr. 2 a und b DSchPflG)“ (Archiv Langenlonsheim).
In den Jahren 1985-1986 fand schließlich die Restaurierung unter Leitung des Architekten Werner Müller aus Koblenz, Pfarrer Rudolf Krassler unter Beteiligung der Gemeinde statt. Aus einem Schreiben Müllers geht die Dringlichkeit der Restaurierung hervor. Rückblickend schreibt er: „Das Mauerwerk zeigte Rissebildungen, war teilweise stark ausgewaschen und durchfeuchtet, sowohl durch aufsteigende Feuchtigkeit, als auch durch witterungsbedingte Niederschläge. Der Außenputz, überwiegend im Sockelbereich, war bereits teilweise abgefallen. Die Witterungseinflüsse gingen an den Natursteinumrahmungen der Fenster und der Türe ebenfalls nicht spurlos vorüber. Die stilfremden Elemente in Form der Eingangstüre, sowie der mit einfachem Gußglas verglasten Fenster mit Holzsprossen, paßten überhaupt nicht zum Gesamtbauwerk. Die vorhandene Dacheindeckung aus Tonziegel befand sich in einem so desolaten Zustand, daß eine Reparatur unmöglich war, zumal diese Dachziegel nicht mehr erhältlich sind. Die Schiefereindeckung des Dachreiters war nagelfaul, d.h. die zur Befestigung dienenden Nägel sind durchgerostet. Der Befall von Insekten und Pilzen beeinträchtigte ferner die Holzkonstruktion derart, daß die stat. Funktion der Tragkonstruktion nicht mehr gewährleistet war. Im Kircheninnern waren die Wände stilfremd mit Platten bekleidet. Mauerwerk und Putz zeigten fast die gleichen Schäden wie außen. Der Fußboden aus normalem Zementestrich, ohne jegliche Isolierung gegen aufsteigende Feuchtigkeit. Die Kapelle besaß keine festinstallierte Heizung. Der vorhandene Altar war für den kleinen Raum zu groß und beeinträchtigte das Raumgefühl äußerst negativ. Die Decke besteht aus waagerecht verlegten Deckenbalken mit dazwischen liegenden Feldern, die mit Spanplatten verkleidet waren“ (Archiv Langenlonsheim).
Entsprechend mussten hier mehrere verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Gegen die Feuchtigkeit sind Injektionen mit chemischen Zusätzen angeordnet worden. Das Mauerwerk wurde mit Trasskalkmörtel unter Zusatz eines Luftbildners verputzt. In den Boden wurde eine Filterschicht eingebracht, eine Betonplatte mit Dampfsperre in Form einer Schweißbahn und dann ein Plattenbelag. Neben vielen weiteren Details wurde schließlich auch der Altar unter ästhetischen Gesichtspunkten verkleinert. Auch das Kreuz aus Tuffstein wurde nun in die Wand hinter dem Altar eingemauert (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Aus einem Schreiben der katholischen Rendantur im Bistum Trier aus dem Jahre 1986 geht hervor, dass die Kosten der Restaurierung 225.221,67 DM betrugen. Anteilig ist auch eine Auflistung der Erd-, Mauer-, Beton- und Putzarbeiten der Kirchengemeinde in Höhe von 575 Stunden und einem Stundenlohn von 15 DM nachgewiesen (Archiv Langenlonsheim).
Ausschilderung Im Jahre 1988 wurden die kulturellen Objekte im Landkreis systematisch erfasst und mit einem Schild versehen. In dem Schreiben der Kreisverwaltung Bad Kreuznach, unterzeichnet von Landrat Hans Schumm (1927-2007), ist zu lesen: „Sehr geehrter Herr Pfarrer [Krassler, Ergänzung durch den Autor], wie Sie vielleicht der Presse entnommen haben, ist im Kreis Bad Kreuznach vorgesehen, alle [Hervorhebung im Original] sehenswerten Gebäude in den Städten und Gemeinden des Kreises zu erfassen und zu beschreiben. Die Objekte sollen mit einem dem Gebäude angemessenen Schild einheitlich im gesamten Kreisgebiet gekennzeichnet werden, das einen kurzen Text mit Angaben zu dem betreffenden Gebäude enthält. […] Dieses Vorhaben soll dazu beitragen, daß sowohl die Bürger des Kreises anhand der Beschreibung der einzelnen Objekte Land und Geschichte besser kennenlernen, es soll aber auch insbesondere im Bereich des Fremdenverkehrs zu einer Besonderheit in unserem Kreis werden“ (Archiv Langenlonsheim). Zwei Monate später, am 18.11.1988, unterzeichnet Pfarrer Krassler die Einverständniserklärung zur Anbringung einer Informationstafel (siehe Abbildung in der Mediengalerie).
Die katholische Kapelle Kreuzerhöhung wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Bad Kreuznach (Stand 2021) geführt. Der Eintrag lautet: „Kath. Kapelle Kreuzerhöhung Naheweinstraße 40, kleiner spätbarocker Saal, bez. 1781.“
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