Stattdessen gab es von 1925 bis 1973 das „Heimathaus des Kreises Bergheim”. In erster Linie handelte es sich dabei um ein Museum, es beherbergte aber auch ein Archiv und eine Bildstelle. Das Archiv hatte die Aufgabe, für die Geschichte des Kreises bedeutsames Schriftgut zu sammeln und zu bewahren. In der Bildstelle sammelte man Bildmaterial und Fotos zum Kreis Bergheim. Nach seiner Auflösung im Jahr 1973 ging das Museumsgut an den Kreis Bergheim über.
Im Jahr 1975 ging der neu gegründete Erftkreis aus dem Kreis Bergheim und Teilen des Landkreises Köln hervor. So sollte das seit 1979 bestehende Archiv des Erftkreises auch die Akten der beiden Vorgängerkreise übernehmen. Dazu zählte auch das Museumsgut des ehemaligen “Heimathaus des Kreises Bergheim”.
Das Archiv wurde im Kreishaus des Erftkreises in Hürth eingerichtet. Die noch nicht aufgearbeiteten Akten des ehemaligen Kreises Bergheim lagerten im Keller des Bergheimer Kreishauses (Bethlehemer Straße). Sie hatten teils erheblichen Wasserschaden erlitten, darunter waren auch wertvolle Buchbestände aus der Barockzeit. Das noch nicht näher aufgearbeitete Archivgut des ehemaligen Landkreises Köln lagerte noch im Kreishausgebäude des Vorgängerkreises in der Kölner Sankt Apernstraße und musste nach Hürth überführt werden. Auch diese Akten waren sehr verschmutzt und teils stark beschädigt.
Es war also eine umfangreiche Archivalienrestaurierung notwendig, mit der die Restaurierungswerkstatt des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) betraut wurde. Die beschädigten Buchbestände wurden in Aachen und den Niederlanden restauriert. 1993 zog das Archiv erneut um, diesmal in das Untergeschoss des neu errichteten Kreishausgebäudes in Bergheim, Willy-Brandt-Platz 1, wo es noch heute untergebracht ist. Neben Akten und Büchern beherbergte das Kreisarchiv auch Kunstgegenstände des Kreises, darunter unter anderem Keramiken, Fotos, Irdenware und Bildbände, die in mehreren Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Großes Interesse an den Beständen und Sammlungen des Archivs zeigte nicht nur die Kreisverwaltung, sondern auch Heimatforschende und die interessierte Öffentlichkeit.
Das Kreisarchiv heute
Auch heute noch sind die Aktenbestände der beiden Vorgängerkreise im Kreisarchiv zu finden, inklusive den Beständen des Erftkreises bzw. - seit der Namensänderung im Jahr 2003 - des Rhein-Erft-Kreises. In den letzten Jahren konnte das Kreisarchiv viele Akten und Buchbestände aufarbeiten und nachweisen. Seit dem Jahr 2016 werden die Akten in einem Digitalisierungs- und Entsäuerungsprojekt für die Zukunft erhalten und zugänglich gemacht. Es ist geplant, die Bestände in das Portal Archive NRW (www.archive.nrw.de) einzupflegen, sodass darüber Akten auch bestellt werden können. Seit April 2022 kann die Literatur der Archivbibliothek über den Verbund der Bibliotheken im Rhein-Erft-Kreis (Erftbib, www.erftbib.de) recherchiert und entliehen werden.
Neben Akten finden sich im Kreisarchiv unter anderem eine Fülle von Fotos von 1900 bis heute, darunter die des Fotografen und Journalisten Helmut Weingarten. Aber auch Nachlässe verschiedener Persönlichkeiten des Kreises sind im Archiv zu finden. Darüber hinaus beherbergt es eine umfangreiche Präsenzbibliothek mit ca. 21.200 Medieneinheiten. Gesammelt werden Werke zur Geschichte des Kreises, Veröffentlichungen der Kreisverwaltung und der Heimatvereine, aber auch Literatur von und zu Unternehmen im Kreis. So beherbergt die Bibliothek zum Beispiel eine große Literatursammlung zum Thema Braunkohle. Aufsätze werden ebenfalls nachgewiesen.
(Sandra Wagner, Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis, 2022)
Internet
www.archive.nrw.de: Das Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis bei Archive.NRW (abgerufen 18.05.2022)
www.rhein-erft-kreis.de : Homepage des Kreisarchivs (abgerufen 18.05.2022)
www.augias.net: Bibliothek des Kreisarchivs im Rhein-Erft-Kreis jetzt online (abgerufen 18.05.2022)
www.archive.nrw.de: Fundgruben, Die Archive in den Kreisen Rhein-Erft und Düren, PDF-Dokument, 8 MB (abgerufen 18.05.2022)
www.erftbib.de: Verbund der Bibliotheken im Rhein-Erft-Kreis (Erftbib) (abgerufen 20.06.2022)
Quelle
Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis, Bestand 101 - Keis Bergheim, Akte 615.