Das giebelständige Fachwerkhaus war ursprünglich eine Gebäudeeinheit. Wahrscheinlich wurde es irgendwann vor dem Jahr 1800 baulich so verändert, dass zwei separate Wohngebäude entstanden. An dem Strebepfeiler, der das Obergeschoss stützt, ist dies noch zu sehen. Das Urkataster aus dem Jahr 1809 weist beide Häuser auf eigenem Grundstück stehend aus. Im Ursprung stellte das Anwesen unverkennbar eine Hofanlage dar, die typischerweise zur Straße hin durch eine Mauer mit Toreinfahrt abgeschlossen war. Ein an das Haus anschließendes Teilstück dieser Mauer ist noch erhalten. Im rückwärtigen Teil links des Hauses befindet sich ein sehr altes Bruchsteingebäude. Es ist zu vermuten, dass es sich um das Kelterhaus des Hofes, handelte, denn eine Treppe führt hinab zu einem geräumigen Keller mit Tonnengewölbe.
Wer das Haus erbaute und ursprünglicher Eigentümer war, ist unklar, ebenso das Erbauungsjahr. Es wird angenommen, dass es aus dem 16. Jahrhundert stammt. Ein Dokument, das aus dem Jahr 1708 vorliegt und mit dem hier beschriebenen Objekt in Verbindung zu bringen ist, lässt den Schluss zu, dass es einst einen Besitzer hatte, der dem Adelsstand angehörte.
Architektur Keller und Erdgeschoss des Hauses sind aus Schieferbruchstein gebaut. Das „Kernhaus“ ist teilunterkellert. Links neben dem Hauseingang hat sich der überbaute Kellereingang mit einer zweiflügeligen Falltür erhalten. Das zur Hofseite weisende Erdgeschoss des gesamten Gebäudes ist wie der ganze Giebel zur Straße hin verputzt. Das vorkragende Obergeschoss besteht bis zur Traufe aus Fachwerk, das im rechten Gebäudeteil im Zuge einer baulichen Veränderung überputzt, jedoch nicht entfernt wurde. Was dort in der Fläche über dem Erdgeschossfenster und der Hausecke als Fachwerk erscheint, ist originalgetreu aufgemalt.
Bemerkenswert an dem Fachwerk sind die beiden stockwerkhohen gleichartigen Strebefiguren. Die auf der Stockschwelle stehenden, an den Ständer gelehnten geschweiften Streben werden durch zwei halbgeschosshohe Kopfstreben geschnitten. Die gekürzten Streben sind ebenfalls an den Ständer angelehnt. Dadurch ergeben sich zwei fast spiegelbildlich wirkende Figuren in annähend elliptischer Form: ein hohes entrundetes Dreivierteloval, und ein kleineres halbes Oval in gleicher Art. Wenn auch die äußere geschosshohe, gekrümmte Strebe der rechten Seite aufgemalt ist, wird die Symmetrie der Strebefiguren im Fachwerkbild deutlich. Sie gleichen einer Konstruktion, die im rheinischen Fachwerk „toter“ oder „wilder Mann“ genannt wird, weil in ihr ein Mann mit gespreizten Beinen und erhobenen Armen dargestellt sein soll. Es soll früher als unheilabwehrendes Symbol verstanden worden sein.
Ein unscheinbares, aber erwähnenswertes Detail besteht darin, dass die Unterseite der Stockschwelle zwischen beiden Fachwerkbildern gekehlt ist. Die sichtbare Profilierung eines tragenden Fachwerkbalkens ist ein aus der Gotik bekanntes Schmuckelement der Holzarchitektur.
Das gut erhaltene Fachwerkhaus gilt aus bauhistorischer Sicht als wichtiges Zeugnis des ländlichen Bauens der frühen Neuzeit.
Das Fachwerkhaus wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in der kreisfreien Stadt Koblenz (Stand 10.01.2022) geführt. Der Eintrag lautet: „Kaufunger Straße 25 Fachwerkhaus, tlw. massiv, vermutlich 16. Jh., tlw. Veränderung 19. Jh.“
(Richard Theisen, Koblenz-Lay, April 2022)
Quellen Informationen von Christel Weller, Koblenz-Lay LHA Ko, Bestand 54B Nr. 4040; Bestand 655,47 Nr. 118, 120
Literatur
Ungewitter, Georg Gottlob (1896)
Gothische Holzarchitektur. Berlin.
Vogts, Hans (1957)
Die Fachwerkbauten im Moseltal. In: Die Mittelmosel, Neuss.
Weber, Ulrike / Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur; Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Direktion Landesdenkmalpflege (Hrsg.) (2013)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Stadt Koblenz (3.3). (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland.) Worms.
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