Geschichte
Wahrscheinlich handelt es sich im Ursprung um das Wohnhaus eines herrschaftlichen Hofgutes, das der Layer Pastor im Jahr 1470 dem Kartäuserkloster auf dem St. Beatusberg in Koblenz schenkte. Hierzu liegt eine von Schöffen aus Güls und Lay gesiegelte Urkunde vor. Die Kartäusermönche besaßen sehr früh Güter in Lay; Weinbergbesitz ist schon seit dem Jahr 1238 belegt. Die Verwaltung der Grundgüter war, wie damals üblich, einem sog. Hofschultheißen übertragen. Er verpachtete den Grund und Boden an einheimische Bürger, verpflichtete sie zu ordnungsgemäßer Bewirtschaftung, bestimmte den Pachtzins und achtete darauf, dass dieser ordnungsgemäß einkam. Es ist davon auszugehen, dass dieses Haus dem jeweiligen Hofschultheißen zeitlebens zur Wohnung und Nutzung überlassen war, bis das Kloster mit seinen Gütern im Jahr 1802 im Zuge der Säkularisation aufgehoben wurde.
Eine dendrochronologische Untersuchung, die im Jahr 1989 an verbautem Holz vorgenommen wurde, führte zur der Annahme, dass das Haus um das Jahr 1470 erbaut worden sein muss. Damit übereinstimmend fällt in diese Zeit die eingangs erwähnte Schenkung.
Vermutlich wurde in der Zeit vor 1900 ein Teil des Hauses auf der Südseite abgetrennt und dem angebauten Nachbarhaus „einverleibt“.
Architektur
Über dem massiven Erdgeschoss erheben sich Obergeschoss und Speicherstockwerk aus Fachwerk, das in repräsentativer Art gezimmert ist. Die drei steilen Giebel des Hauses lassen darauf schließen, dass es ursprünglich freistand. Neben den beiden Hauptgiebeln, von denen der eine, nach Süden ausgerichtete in neuerer Zeit überputzt wurde, besitzt es einen zur Straße weisenden Zwerchgiebel. Die erhaltenen Fachwerkgiebel weisen einen Schwebegiebel auf, auch Freigespärre genannt. Der vorgesetzte Giebel stützt den Dachüberstand, da dieser nicht auf einer tragenden Mittelpfette und Firstpfette ruht. Die freihängende Giebelkonstruktion wird von kurzen Schwellenstücken, Knaggen genannt, gestützt. Es handelt sich um eine für das Spätmittelalter typische Verzimmerungstechnik. Der Eckständer ist beiderseits durch geschosshohe, gekrümmte Streben versteift. Die zahlreichen Köpfe der das Obergeschoss tragenden Balkendecke beleben die Fachwerkfront des Hauses.
Der Hauseingang lag ursprünglich an der Kaufunger Straße. Er wurde erst in den 1970er-Jahren in die Hirtenstraße verlegt. Zur Straßenseite hin ist das Objekt durch ein Schild als historisches Gebäude gekennzeichnet.
Das Fachwerkhaus in der Hirtenstraße 1 wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler in Koblenz (Stand 10.01.2022) geführt. Der Eintrag lautet:
„Hirtenstraße 1, Fachwerkhaus, tlw. massiv, Ständerbau, 1470 und 1750“
(Richard Theisen, Koblenz-Lay, 2022)