Beschreibung
Das Aussehen der alten Plaidter Pfarrkirche lässt sich in ihren Grundzügen nachvollziehen. Neben Grundrissen aus dem Landeshauptarchiv in Koblenz finden sich Angaben zum Aussehen der Kirche in einem Brief, den der damalige Pfarrer Johann Josef Retz (1793-1864) im Jahre 1857 an den König von Preußen schrieb. Demnach soll die Kirche zwei Schiffe und einen nach Osten ausgerichteten Chor besessen haben. Das Gebäude ging vermutlich aus einem romanischen Rechteckbau hervor.
Die Maße des Gebäudes lassen sich anhand eines maßstäblichen Katasterplanes aus dem Jahre 1826 genau ermitteln. Demnach besaß die Kirche eine Länge von 20 Metern und eine Breite von zehn Metern. Die gesamte Kirche umfasste eine Fläche von etwa 1.525 Fuß (ca. 141,7 Quadratmetern). Mit einem quadratischen Turm schloss das Gebäude im Westen ab. Er soll sowohl fünf Meter breit, als auch hoch gewesen sein. Das Dach des Hauptschiffs war nicht gewölbt, sondern mit Brettern zugedeckt. Es ist davon auszugehen, dass die Kirche im Rahmen größerer Umbaumaßnahmen dem jeweils herrschenden Zeitgeschmack angepasst wurde, beispielsweise eine barocke Prägung erhielt. Es ist überliefert, dass die Kirche in ihrem Inneren im Jahre 1593 neben dem Hauptaltar auch über zwei Seitenaltäre verfügte. Einer der Seitenaltäre war dem Heiligen Kreuz geweiht.
Geschichte
Das Patrozinium legt eine Gründung durch die Abtei Echternach nahe, die nachweislich ab dem Jahre 895 über Grundbesitz in Plaidt verfügte. Als erster Pfarrer der Kirche lässt sich für das Jahr 1272 ein Pfarrer namens Richwin nachweisen. Wann genau die alte Pfarrkirche Sankt Willibrord in Plaidt erbaut worden war, lässt sich nicht einwandfrei belegen.Zwischen den Jahren 1610 und 1617 wurde die Kirche um einen Chor an der Ostseite und eine Vorhalle im Süden erweitert. Bereits 1758 wurde die Kirche allerdings als baufällig, veraltet und zu klein bemängelt.
Pläne für den Bau einer neuen Kirche
In seinem Brief im Jahre 1857 warb Pfarrer Retz beim Preußischen König für den Neubau einer Pfarrkirche an einem anderen Standort in Plaidt. Die Größe der alten Kirche reiche lediglich für 400 Personen und somit nicht mehr aus, der wachsenden Bevölkerung von Plaidt als Gotteshaus zu dienen. Die Finanzierung des geplanten Neubaus aber gestaltete sich schwierig. Bereits ein Jahr zuvor, im Jahre 1856, zeigte sich die Regierung der Gemeinde in Koblenz noch skeptisch, was einen Abriss der alten Kirche angeht. Neben der Finanzierung musste die Frage nach dem Umgang mit den Gräbern, die sich auf dem Gelände des Kirchhofs befanden, geklärt werden Mit dem Anlegen des neuen Friedhofs in der Gemarkung „Auf'm Läusköpfchen“ wurde eine wichtige Voraussetzung für die Niederlegung der Kirche und der damit verbundenen Auflösung des Kirchhofs gegeben. Grabkreuze des alten Kirchhofs wurden in der nördlichen und der südlichen Mauer des neuen Friedhofs mit eingefasst (Neupert 2006, S. 13ff.).
Durch einen glücklichen Zufall wurden umfangreiche Tuffsteinvorkommen auf Kirchengrund entdeckt. So schwemmte die Schneeschmelze im Jahr 1845 Tuffstein auf dem Grund des Gemeindeweges zwischen dem Pommerhof und dem Orte frei. Das Gestein wurde verkauft, der Erlös kam dem geplanten Neubau zugute.
„Die alte Kirche steht auf Pfeilern.“
Dieser Satz verweist auf das unterirdische Stollensystem im Hügel, auf dem die alte Pfarrkirche stand. In diesem Stollensystem wurde vermutlich bereits durch die Römer Tuff abgebaut, der in Folge des Laacher Vulkanausbruchs vor rund 13.000 Jahren entstanden war. Um dabei die Sicherheit ihrer Arbeiter zu gewährleisten, ließen die Römer in regelmäßigen Abständen Tuffsteinpfeiler stehen. Diese Pfeiler besaßen einen Durchmesser von ungefähr einem Meter, boten der Kirche einen sicheren Untergrund und stellten zudem ein begehrtes Rohstofflager dar.
Das wertvolle Tuffsteinvorkommen unter der alten Pfarrkirche und dem alten Friedhof wurde bis hinein in „Marzis Loch“, der Grube hinter der neuen Gemeindehalle, abgebaut und verkauft, wobei der Kirchhügel vollständig abgetragen wurde. Schließlich konnte so ein Großteil der Finanzierung des Neubaus aufgebracht werden. Der Neubau der Pfarrkirche erfolgte etwa 150 Meter in südöstlicher Richtung in der Mühlenstraße.
Modell der alten Kirche
Ein Modell an der Plaidter Gemeindehalle stellt dar, wie die alte Pfarrkirche ausgesehen haben könnte. Das Modell wurde mithilfe von mündlichen Berichten, eines Grundrisses der Kirche und in Anlehnung an die Architektur ähnlicher Kirchenbauten in der Umgebung von Klaus Marzi und dem Bildhauer Christoph-Klaus Zernia erstellt. Das Modell stellt demnach nur eine mögliche, nicht die realitätsgetreue Nachbildung der alten Pfarrkirche dar. Die Säule jedoch, auf der das Steinmodell installiert wurde, stammt aus dem Innenraum der alten Kirche.
(Noorina Choudry, Universität Koblenz-Landau, 2021)