Südlich der Ortsgemeinde Kirrweiler und nördlich des Kropsbachs befand sich ein Schloss, das erstmals im Jahr 1280 urkundlich erwähnt wurde. Die damalige Schlossanlage hatte die Gestalt einer als Wasserburg angelegten Rundanlage und befand sich im Besitz der Fürstbischöfe zu Speyer. Bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert wurden von der Burg aus die linksrheinischen Besitztümer der Speyerer Fürstbischöfe (Hochstift genannt) verwaltet. Hier fanden die „Huldigungen“ der Untertanen statt, wurden die Steuern (der „Zehnte“) eingetrieben und die Rechtsprechung ausgeübt. Das Schloss besteht heute nicht mehr. Allerdings sind wesentliche Teile der Nebengebäude erhalten geblieben.
Überblick Unter den Ottonen (912-1024) und besonders unter den Salierkaisern (1024-1125) wurden große Gebiete des Reiches als Lehen an Bischöfe und Äbte übertragen. Vögte wurden eingesetzt, die wiederum niedere Aufgaben in der Verwaltung an Ministeriale übertrugen. Diese Ministerialen stammten zumeist aus dem niederen Adel oder konnten in diesen aufsteigen. In der Region um Kirrweiler wurden zu dieser Zeit viele Burgen gebaut, um den Ministerialen als Wohnstatt oder als Verwaltungsort zu dienen. Vermutlich geht auch die Kirrweilerer Burg auf diese Zeit zurück, was sich jedoch nicht eindeutig belegen lässt.
Erstmals nachgewiesen im Jahr 1280 fungierte auch die Burg in Kirrweiler als Wohnort für die Beamten (Ministerialen) und deren Helfer. Bei den hiesigen Ministerialen handelte es sich um Ritter, denen die Burg als Lehen übertragen worden war. Zeitweise hielten mehrere Ritter gleichzeitig Lehensverhältnisse an der Burg, wohnten demnach auf kleinem Raum unter einem Dach. Im 18. Jahrhundert ließen die Fürstbischöfe Damian Hugo von Schönborn (1676-1743, regierte ab 1719) und sein Nachfolger Franz Hugo von Hutten (1743-1770, regierte ab 1743) die Burganlage zu einem dreiflügeligen Residenzschloss umbauen. In den Jahren 1792/1793 waren zur Zeit des Koalitionskrieges (1792 - 1815), wie schon vorher durch kurfürstliche Truppen, erhebliche Schäden am Schloss entstanden. Mit der Einführung der französischen Verfassung im Jahre 1795 wurde die Region französisch. Somit endete für Kirrweiler die fürstbischöfliche Zeit. Bei der Nationalgüterversteigerung am 06.12.1803 wurde das Schlossareal per Los versteigert.
Architektur Die Wasserburg (Niederungsburg) befand sich auf einer kreisrunden Insel und wurde als Rundbau mit einem Durchmesser von ungefähr 40 Metern errichtet (siehe Geometrie). Die Burganlage ist der älteste Teil der Befestigungsanlage. Sie war von einer wehrhaften Ringmauer mit Zinnen und mächtigen Stützmauern im Süden umgeben. Im Innern des Burgareals, an der Ringmauer anlehnend, befanden sich nach Osten und Süden die ersten Wohngebäude. Ein mächtiger achteckiger Treppenturm im Südosten der Burganlage führte in die oberen Etagen, ebenso wie zwei kleinere, runde Treppentürme an den Seiten, die auch gleichzeitig Aufgänge zur Befestigungsmauer waren. Ein Brunnen befand sich an der Südwestseite der Burginsel. An der Nordwestseite der Ringmauer stand ein mächtiger rechteckiger Torturm mit einer Zugbrücke. Nach Norden und auch teilweise nach Westen öffnete sich ein großer Innenhof, auf dem von den Fürstbischöfen die Huldigungen der Untertanen entgegengenommen wurden. Ein neuerer Übergang im Norden führte zum Ort auf die heutige Schlossstraße.
Auf einer zweiten rechteckigen, langgestreckten, ebenfalls befestigten Insel befand sich das Wirtschaftsareal. Es lag westlich der Wasserburg und war über einen Steg mit der Burg verbunden. Das Wasserschloss verfügte über einige Nebengebäude, die sich teilweise auf der Wirtschaftsinsel, teilweise auf dem Festland befanden. Auf der Wirtschaftsinsel waren der Bauhof, die Wirtschaftsgebäude, der Marstall/Pferdestall, ein Holzplatz sowie zu einem späteren Zeitpunkt die Schaffnerei mit Schlosskellerei angegliedert. Dort soll sich auch das im Jahr 1422 erwähnte Kelterhaus befunden haben. Das Wachthaus, der Edelhof, der Kutschhof und die Wagenremise befanden sich auf dem Festland.
Anfänge der Wasserburg Über die Entstehung der Wasserburg gibt es keine Angaben. Wahrscheinlich war die Burg als Niederungsburg schon deutlich vor ihrer ersten urkundlichen Erwähnung erbaut worden. Bischof Friedrich II. von Bolanden (13. Jahrhundert - 1302, regierte ab 1272), Fürstbischof des Hochstiftes Speyer, stellte in Kirrweiler eine Urkunde zugunsten des Klosters Maulbronn aus. In dieser Urkunde wurde von einem früheren Aufenthalt seines Amtsvorgängers Bischof Heinrich von Leiningen (1245 - 1272, regierte ab 1245) in der Wasserburg berichtet. Sie befand sich zu dieser Zeit in fürstbischöflichem Besitz und wurde in den frühen Jahrhunderten als Rückzugsort der Bischöfe bei Bedrohung genutzt. Im Jahr 1316 wurde die Burg erneut urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde erteilte der Bischof Emich von Leiningen (13. Jahrhundert - 1328, regierte ab 1314) dem Ritter Dietrich von Kirrweiler die Erlaubnis, eine Mitlehnschaft an den Edelknecht Walter von Schifferstadt sowie an Friedrich von Venningen zu übertragen. Dabei blieb die Burg Eigentum des Hochstifts von Speyer. Die Herren von Venningen sowie die Herren von Kirrweiler dienten seit dem beginnenden 13. Jahrhundert als bischöflich-speyerische Ministerialen. Im Jahr 1340 belehnten die Ministerialen Dietrich von Kirrweiler, Friedrich von Venningen sowie Heinrich von Schifferstadt die Burg. In den Jahren 1343 und 1347 besaßen die Ritter Dieter von Kirrweiler (wohl identisch mit dem vorgenannten Dietrich), Heinrich (Klugerlin von Kirrweiler) und Friedrich von Venningen ein Viertel der Burg als Lehen. Zu dieser Zeit wurde die Burg häufig als Gerichtsstandort genutzt.
Im Jahr 1366 bestätigte Kaiser Karl IV. (1316 - 1378, regierte ab 1346) dem Bischof Lamprecht von Brunn (um 1320/1330 - 1399, regierte ab 1374) die Rechte und Besitzungen des Hochstifts. Vier Jahre später wurde die Burg durch Pfalzgraf Ruprecht I. (1309 - 1390) und Erzbischof Adolf I. von Mainz (1353 - 1390, regierte ab 1371) an die Vormünder des Stifts Speyer, Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen (1270 - 1331) und Ulrich von Hanau (gestorben 1305/06) übergeben. Sie erhielten damals amtsweise die Anlage mit genauen Instruktionen. In den Jahren 1391 und 1394 wurde durch den Bischof von Speyer veranlasst, Hausratslisten für seine Burgen zu erstellen. Die Wasserburg in Kirrweiler verfügte zu dieser Zeit über wenig Mobiliar. Im Jahr 1397 diente die Burg dem Bischof Raban von Helmstätt (1362-1439, regierte ab 1396) als Zufluchtsort, als dieser vor den Speyerer Bürgern flüchteten musste. Der Bischof lag damals mit der Stadt Speyer im Streit. Ansonsten wurde die Burg hauptsächlich als Verwaltungsort der bischöflichen Besitztümer genutzt. In dieser Funktion war sie den Ministerialen als Lehen übergeben. Sie war somit auch Wohnort für die bischöflichen Beamten und Hilfskräfte. Seit dem Jahr 1431 wurde Kirrweiler als Amt des Hochstift Speyers unter dem Bischof Raban Freiherr von Helmstätt (1396-1439) geführt. Aus dem Lehenbuch der Speyerer Bischöfe aus dem Jahr 1460 ging hervor, dass die Ritter von Venningen zwei Häuser als Lehen in der Burg hatten, die auch auf den späteren Kanzler der Kurpfalz, Florenz von Venningen (1466-1538), als Lehen übertragen wurden. In dem Inventurverzeichnis von dem Jahr 1464/1465 unter Bischof Matthias von Rammung )1417-1478, regierte ab 1461) wird ein neues Haus mit Kammern für den Amtmann, den Schaffner und weitere Bedienstete erwähnt. Als im Jahr 1689 die Stadt Speyer zerstört worden war, diente das Schloss in Kirrweiler bis zum 20. April des Jahres 1702 für den fürstbischöflichen Statthalter von Rollingen als zeitweiligen Regierungssitz. Zu dieser Zeit war zeitweilig das Gnadenbild der Gottesmutter, welches sich ursprünglich im Speyerer Dom befand, in Kirrweiler untergebracht. Aufgrund dieser Tatsache erhielt die Burg im 18. Jahrhundert den Beinamen Marienburg.
Ausbau zum Schloss In den Jahrhunderten der Nutzung als Verwaltungszentrum wurden an der Wasserburg sowie an den Nebengebäuden immer wieder Umbauten, Erweiterungen und Erneuerungen vorgenommen. Über die frühere Bebauung und Nutzung der Burg sowie über die baulichen Änderungen geben unterschiedliche Aufzeichnungen Auskunft. So wird im Jahr 1415 von einer zweiten Brücke berichtet. Zwischen den Jahren 1478 und 1504 werden unter Bischof Ludwig von Helmstatt (1435-1504, regierte ab 1478) zwei neue Brücken, eine Bäckerei und ein neuer Marstall im Bauhof errichtet. Sein Nachfolger, Fürstbischof Eberhard von Dienheim (1540-1610, regierte ab 1581), erweiterte die Schlossanlage.
Bischof Marquard von Hattstein (1529-1581, regierte ab 1560) ließ die Burg selbst befestigen und einen neuen Zwinger im Osten der Burg errichten. Zu dem als Hattensteiner Hof (auch Fronhof genannt) geführten Bereich gehörten wohl nach Skizzen aus den Burgenlexikon der heutige Edelhof, das Wachthaus und das heutige Pfarrhaus mit Pfarrgarten.
Mit Beginn der Amtszeit von Bischof Damian Hugo von Schönborn (1676-1743, regierte ab 1719) und auch unter seinem Nachfolger Franz Christoph von Hutten (1743-1770, regierte ab 1743) begann eine rege Bautätigkeit. Die Burg wurde zu einem dreiflügeligen Barockschloss umgebaut. Fensteröffnungen wurden besonders am Westflügel eingebaut. Noch erhaltende Pläne und Grund- und Aufrisszeichungen des Schlosses und verschiedener Amtsgebäude gehen auf diese Zeit zurück. Mit den Planungen war der fürstbischöfliche Baumeister Johann Leonhard Stahl (1729-1774) und dessen gleichnamiger Sohn betraut. Neben dem Ausbau des Schlosses wurden viele Nebengebäude, unter anderem auch der Edelhof, das Amtshaus in der Hautstraße, eine neue Pfarrkirche und weitere Gebäude erbaut. Im Winter des Jahres 1720 sollten die ersten Bauarbeiten, so etwa auch die Eindeckung des Daches, abgeschlossen werden. In den Jahren 1722 bis 1726 wurde der Ausbau fortgeführt. Nach dem Jahr 1739 wurden die Bauarbeiten abgebrochen. Johann Leonhard Stahl und dessen Sohn überarbeiteten die Pläne im Jahr 1753.
Zwischen den Jahren 1753 und 1770 kam es wieder nach einem zeitweisen Stillstand zu vielen Bauaktivitäten. Das Wirtschaftsareal wurde umgestaltet und erweitert, es wurde ein großer mehrgeschossiger Speicher mit Weinkeller am Südende der Insel errichtet. Ein neues Kelterhaus sowie ein repräsentatives Verwaltungsgebäude als Sitz des Schaffners wurde erbaut, der vordere Schaffnereihof wurde eingerichtet.
Zerstörung Im Herbst 1792 durchzogen französische Truppen die Vorderpfalz. Im selben Jahr endete die weltliche Herrschaft des Fürstbischofs im Hochstift Speyer. Am 4. März 1793 konnten das wertvollste Mobiliar zuvor noch von bischöflichen Beamten über den Rhein gerettet werden. Zum Ende des Jahres fielen französische Truppen in das Schloss ein und plünderten es aus. Zwei Jahre später wurde das Schloss in den Kriegsereignissen nach der französischen Revolution gebrandschatzt und später ausgeraubt. Aus einem Brief von Bischof Damian August von Limburg-Stirum (1721-1797, regierte ab 1770) vom 18. Juni 1794 kann folgendes zitiert werden: „Unsere Schlösser und Häuser zu Edesheim, Kirrweiler, Deidesheim, Marientraut und Speyer sind, sammt den dabei befindlichem Amtshäusern und Kellerein, theils vollends zerstört, teils verbrannt (…)“ In den darauffolgenden Jahren wurde die Burganlage von den Einwohnern aus Kirrweiler als Steinbruch benutzt.
Im Rahmen der Nationalgüterversteigerung am 21. Juni 1803, andere Quellen nennen den 6.12.1803 als Datum, wurde das Schloss durch die französische Gebietsverwaltung per Los für insgesamt 12.350 Franken versteigert. Dabei teilten die Beamten das Schloss in drei Teile auf, die veräußert werden sollten. Der erste Teil mit einer Größe von 1 Hektar, 51 Ar, 20 Quadratmetern, bestand aus dem Edelhof mit Stall, Garten und Hof. Das stark beschädigte Schloss selbst mit Gräben, Hof und Garten mit 75 Ar, 60 Quadratmetern wurde als eine Einheit verkauft. Der dritte Teil mit einer Größe von 27 Ar und 60 Quadratmetern, bestand aus dem Kellereihaus mit gewölbten Gebäuden. Zu den ersteigerten Personen zählten Leonard Becker aus Kirrweiler, Jakob Volker und Jakob Steinbrunn aus Edenkoben. Das sogenannte Herrschaftshaus (Sitz des Amtsmannes), das sich am Rand des Schlossareals befand, wurde am 13. Juli 1803 an Isaac Hund und Gilbert Born aus Kirrweiler für 4.700 Franken ersteigert.
Heute Vom Schloss selbst ist heute nichts mehr zu sehen. Teile der Nebengebäude, die in unmittelbarer Umgebung des Schlosses lagen, Teile des Wirtschaftsareals sowie die ummauerten Gärten sind noch erhalten. Auch der Edelhof (Teil des ehemaligen Hattensteiner Hofes), das Wachthaus, die Schaffnerei („Schlössel“) mit Vorhof, der ummauerte Schlossgarten sowie der ebenfalls ummauerte Amtsgarten und Kapitelgarten, die Pfarrkirche Kreuzerhöhung, das Pfarrhaus mit Pfarrgarten und das heutige Rathaus, das als Amtshaus (=Verwaltungssitz) diente, stammen noch aus der fürstbischöflichen Zeit. Das als „Schlössel“ bezeichnete Gebäude ist der Sitz des Weinguts Schwaab. Der Weinkeller, der sich unter dem oben beschriebenen Speicher befand, ist noch original erhalten und voll funktionsfähig.
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