An der Niedermosel, zwischen Hang- und Steillagen des moselländischen Schiefergebirges und dem mäandernden Verlauf des Flusses, liegt die Gemeinde Sankt Aldegund. Der historische Kernbereich dieses typischen Moselweinortes geht vermutlich auf eine keltoromanische Siedlung des 4. Jh. zurück und steht als Denkmalzone „Ortskern Sankt Aldegund“ unter Schutz (Abb. 1). Orts -und Baugeschichte sind seit jeher eng mit dem regionalen Weinanbau und der Tradition des Flößerwesens verbunden.
Der Ortskern von Sankt Aldegund erstreckt sich zwischen zwei Landmarken, die diesen innerhalb des Talverlaufs verorten: in Ufernähe und am südlichen Ortseingang gelegen, die historistische, neue kath. Pfarrkirche St. Aldegundis und St. Bartholomäus (Abb. 2); oberhalb des Ortes die von weitem sichtbare, historische kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus mit spätromanischem Glockenturm (Abb. 3). Weitere Charakteristika eines moselländischen Winzerdorfes finden sich in Ortsgrundriss und -bild. So entwickelte sich der Ort unterhalb der am Hang gelegenen Kirche entlang einer zentralen Achse, der ehemaligen Oberdorfstraße (heute die Straßen Christophorusstraße und Auf der Teusch). Hier befand sich bis weit in das 19. Jh. das historische Dorf- und Wirtschaftszentrum, wovon noch heute der Rathausbrunnen (Abb. 13) sowie die bemerkenswerte Dichte erhaltener Winzerhäuser zeugen. Von dieser parallel zum Moselufer verlaufenden Straße gehen geradlinig sogenannte Fährgassen in Richtung Fluss ab, die das Zentrum mit der Uferzone verbinden. In bevorzugter Position zur Ufernähe gruppieren sich die repräsentativen Höfe und Zehnthäuser der Grundherrschaften (Abb. 4). Diese großvolumigen Putzbauten dienten dem örtlichen Bauwesen als Vorbild. Vom Florieren des moselländischen Weinbaus und dem Aufstieg des Bürgertums im 19. Jh. zeugt die Bebauung des Moselufers. Das in Bruchsteinmauerwerk aus lokalem Schiefer ausgeführte Schulhaus von 1842 entspricht dem damaligen Baugeschmack der bayerischen Herrschaftszeit und wurde in Formen des regionaltypischen Moselklassizismus ausgeführt, wohingegen die nebenstehende, auf einem massiven Sockel thronende Villa von 1896 mit einer Klinkerfassade und reichen, späthistoristischen Schmuckformen aufwartet (Abb. 10).
Aushängeschild und Herzstück der Denkmalzone sind jedoch die moselländischen Winzerhäuser entlang der Christophorusstraße und Auf der Teusch (Abb. 5). Diese schmalen und hochaufragenden Häuser, vereinten die Funktion des Wohnens und mit den Belangen eines Winzeranwesens unter einem Dach. Die auf das massive Erdgeschoss folgenden Fachwerk-Obergeschosse zeugen vom regionalen und hochentwickelten Fachwerkbau des 15. bis 18. Jh. (Abb. 6-8). Typischerweise findet sich ab 1600 ein Zwischengeschoss, das an der Fassade durch einen Kastenerker gekennzeichnet wird, oftmals geschmückt mit reichen Fachwerk-Schnitzereien (Abb. 7). Traufständige Anbauten des Barocks überführten diese lokale Bautradition, in teils noch schmuckreichere Formen, in das frühe 18. Jh. wie etwa der Erweiterungsbau zum sogenannten ‚Christophorushaus' (Abb. 9). Von den steilen Weinterrassen überblickt man die historische Dachlandschaft des Ortskerns mit den charakteristisch steilen und schiefergedeckten Sattel- und Krüppelwalmdächern (Abb. 12).
Eine bauliche Besonderheit Sankt Aldegunds findet sich In der Brunnenstraße/ Ecke Christophorusstraße, die von einem großen Brand an dieser Stelle im Jahr 1899 zeugt (Abb. 11). Noch im selben Jahr wurde mit dem Wiederaufbau der Häuser begonnen, so dass eine Reihe städtisch anmutender Backsteinbauten entstand, die das Straßenbild dieses zentralen Bereichs gegenüber dem alten Rathaus und dem Dorfbrunnen prägen. Rundbogige Kellerabgänge, barocke und quergeteilte Türblätter (Abb. 14), Hochkeller aus Bruchstein sowie der Dorfbrunnen von 1790 (Abb. 13) sind weitere Details im Straßenbild, die den qualitätsvollen Charakter und die Gesamterscheinung der Denkmalzone „Ortskern Sankt Aldegund“ auszeichnen.
Orts- und Straßenbild weisen somit die regionaltypische Ortsstruktur eines Winzerdorfes auf und werden geprägt durch eine kleinteilige, dichte Bebauung der engen Straßenzüge, schmuckhafte Fachwerkfassaden des 15. bis 18. Jahrhunderts, repräsentative Putzfassaden und, in der Nähe zum Moselufer, durch repräsentative Bürgerhäuser des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Straßenbildprägende Details sind u. a. neben dem Hauseingang liegende Kellerbögen sowie an das Wohnhaus angrenzende Hochkeller aus Schieferbruchstein. Zur Ermittlung und Beschreibung derjenigen Aspekte, die den Denkmalwert der Denkmalzone bestimmen und eindrücklich prägen, wurde in Kooperation der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine detaillierte wissenschaftliche Untersuchung durchgeführt.
Internet gdke.rlp.de: Inventarisation (abgerufen 25.11.2020) gdke.rlp.de: Nachqualifizierung der Denkmalzonen in Rheinland-Pfalz (abgerufen 25.11.2020)
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