Wesel, Großer Markt. Romanischer Keller (1988). Aufgang zum Marktplatz mit Lichtnischen.
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Weber, Claus - CC BY 4.0
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Claus Weber
Medientyp:
Bild
Neben dem ehemaligen Rathaus mit der rekonstruierten spätgotischen Fassade wurde bei den archäologischen Untersuchungen 1988 ein romanischer Keller freigelegt und dokumentiert. Das Gebäude westlich des Rathauses enthielt in seinen Fundamenten einen noch zu drei Vierteln erhaltenen Keller. Dessen Südwand hatte man bei jüngeren Erweiterungen des Gebäudes beseitigt. Bei den Umbauten waren die ursprünglichen Tuffmauern von Ziegelmauerschalen verdeckt worden. Die in Zweischalentechnik aus gesägten Tuffquadern und einer Füllung aus Tuffbrocken und Mörtel errichteten Mauern umfassten einen Innenraum von 55,25 Quadratmetern.
Einige Fragmente römischer Ziegel ('tegulae') belegten die sekundäre Verwendung der Baumaterialien. Die Fundamentstickung bestand aus einer Lage lose verlegter, sehr großer Kiesel, unterhalb des Zuganges (vom Marktplatz aus) weniger tief gegründet. Die ehemalige Treppe in der Westwand war noch an rechteckigen Ausnehmungen zur Aufnahme der Köpfe von Holzschwellen zu erkennen. Im Bereich des Aufstieges hatte man zwei ’Lichtnischen‘ aus flachen Tuffquadern in die Wand gesetzt. Weitere dieser Nischen hatten sich in den übrigen Wänden erhalten. Der Boden des Erdgeschosses korrespondierte sowohl stratigraphisch als auch chronologisch mit der ersten Kiespflasterung des Marktplatzes. Wie die noch erhaltenen Ausnehmungen an den Oberkanten des Tufffundamentes zeigten, besaß der Keller eine flache Balkendecke.
Die Baugrube konnte an der Nordseite des Kellers dokumentiert werden. Sie störte ältere Platzschichten des 12. Jahrhunderts. Die Unterkante der Baugrube setzte in Höhe der Kiesstickung an und erweiterte sich nach oben bis auf 1,2 Meter Breite. Innerhalb der Baugrube zeigten Einfüllschichten, die von Norden (vom Platz aus) hereingebracht worden waren, den Baufortschritt in der Höhe an: nach jeweils drei bis fünf Lagen von Tuffsteinen verfüllte man die Baugrube, um eine neue Arbeitsplattform zu schaffen. Die Keramik aus der Baugrube mit schwarzgrauer Ware und Siegburger Protosteinzeug datiert in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts (Datierung G. Krause, Duisburg). Neben der Keramik fanden sich Tierknochen, Eisennägel und Eisenfragmente.
In einer sehr aufwendigen Aktion und mit erheblichen Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen konnte der historische Keller erhalten werden. Er lag in der Abfahrtschnecke der Tiefgarage, so dass es durch die Erhaltung nur zum Wegfall einiger weniger Parkplätze kam. Der Boden unter dem Keller wurde vereist, um die umgebende Baugrube für den Bau der Tiefgarage vollständig ausheben zu können. Nach der Erstellung der Tiefgarage wurde der Boden wieder aufgetaut.
Der Keller kann im Büro der Stadtinformation Wesel besichtigt werden.
Der Große Markt zu Wesel. Leder-, Pflanzen- und Knochenfunde der Grabungen 1987/88 mit einer Einführung von Claus Weber. In: Bonner Jahrbücher 195, S. 371–423. Köln u. Bonn.
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