Über die Errichtung der äußeren Landwehr, die auf Veranlassung des Herzogs von Geldern zwischen 1420 und 1424 angelegt wurde, gibt ein Beleg über Schanzarbeiten vom 23. Dezember 1423 Auskunft. Bepflanzt war der Wall mit einer großen Zahl von verschiedenen dornigen Sperrpflanzen und knorrigen Buchenstöcken als Gerüstbäumen, die ein Hindernis darstellten. In Kriegszeiten war die Landwehr allerdings kein dauerhaftes militärisches Hindernis. Die Undurchlässigkeit des dornigen Landwehrbewuches erforderte eine angepasste Unterhaltung.
Aus dem älteren sogenannten Meetbuch und dem Urkataster des 19. Jahrhunderts geht hervor, dass die Landwehr in kleine Parzellen eingeteilt war. Nachdem sie funktionslos war, wurde sie als Niederwald bewirtschaftet und von neuen Verkehrsverbindungen durchschnitten. Durch den Ackerbau war die Landwehr seit 1850 bis heute starken Zerstörungen ausgesetzt. Es ist noch 2670 m Landwehr erhalten, der längste erhaltene Abschnitt misst 975 m. An dem südlichen Knick ist die Landwehr bastionsartig mit mehreren parallel verlaufenden Wällen und Gräben auf Gladbacher Gebiet verbreitert. Die Landwehr besteht aus einem Wall, zwei Gräben und noch geringen Resten der für Landwehren typischen Vegetation. Im westlichen Abschnitt bei Rasseln stehen noch einige markante alte Stockrotbuchen als Gerüstbäume und Kopfbuchen als Markierungsbäume. Im östlichen Abschnitt dominieren dagegen Birken und junge Eichen, die als Folge des Kahlschlags nach 1945 durch natürliche Sukzession entstanden sind. Vereinzelt kommen noch ursprüngliches Schwarz- und Weißdorn- sowie Buchengebüsch vor. Die Strauchschicht setzt sich heute aus Holunder, Faulbaum, Hasel und Eberesche zusammen.
Einzelstellungen und Geschützstände wurden unter Nutzung des Landwehrwalles vom Herbst 1944 bis Februar 1945 für die „Heimatverteidigung“ geschanzt.
Die Innengräben sind am besten erhalten, obwohl sie im östlichen Abschnitt, wo sie an Grünland grenzen, von der Beweidung erheblich tangiert wurden. Die Außengräben sind dagegen wegen Verlandung weniger ausgeprägt. In den bewaldeten Gebieten ist die Landwehr noch gut erkennbar erhalten. Im Offenland ist sie nicht mehr vorhanden. Bei den heute noch überlieferten Abschnitten der Landwehr hat die Erhaltung die höchste Priorität.
(Ute Schumacher und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)
Quellen
- Meetbuch V. Hoser und Bockerter Vroge 1706, 1748. Meetbuch VI. Bebericher Vroge 1706, 1747. Erstellt 1706 vom „verijdten Landmeeter“ MICHAEL SUIJCKERS, 1747/48 copiert von MICH. JOH. LAMBERTS „Schepen des gerichts viersen“ (Stadtarchiv Viersen).
- Plan cadastrale de la commune de Viersen K8: Section G de Butzlohn (1812), K9: Section H de Bocketerbusch (1812), K10: Section I de Bockert (1812) und Verzeichnis der Güterbesitzer, der Grundgüter und ihres Flächen Inhalts vom 27.11.1812. Die Sektionen G: Butzlohn, H: Bocketerbusch und I: Bockert. Karten der Sektionen G, H, und I von 1812 (Stadtarchiv Viersen).