Der Hexenturm liegt am Rand der Innenstadt von Rheinbach im Flachland der Köln-Bonner Bucht. Mit seiner beachtlichen Höhe ist er zusammen mit dem benachbarten Torhaus eines der stadtbildprägenden Gebäude in der Stadt, die im Zweiten Weltkrieg schwere Verluste in ihrer historischen Substanz erlitten hat. Der Turm war ursprünglich als Bergfried Teil einer nicht erhaltenen Burganlage mit Wassergraben. Sie war unregelmäßig und polygonal angelegt, der Turm stand frei innerhalb der Mauern. Durch dendrochronologische Untersuchungen eines hölzernen Abort-Sitzes konnte er auf die Zeit um 1175 datiert werden. In der gleichen Zeitstellung wurden auch die Ritter und Herren von Rheinbach erstmalig urkundlich erwähnt, die als Initiatoren des Baus gelten. Sie ließen im Schatten der Burg den Ort, an der Aachen-Frankfurter Heerstraße gelegen, ausbauen und von einer Stadtmauer umgeben.
Vermutlich gleichzeitig mit dem Turm wurde auch das querrechteckige Torgebäude mit zwei Geschossen errichtet. Die Gestaltung deutet darauf hin, dass sich im Obergeschoss über dem Tor die Kapelle befand. Als Baumaterial für die Burg sind unter anderem Gussbetonblöcke aus der ehemaligen nahegelegenen römischen Wasserleitung von der Eifel nach Köln verwendet worden. Die Burg wurde bald um eine Vorburg erweitert, später wurde der Turm in die Stadtbefestigung einbezogen.
Mitte des 14. Jh. fiel Rheinbach an das Erzbistum und Kurfürstentum Köln und die nunmehrige Landesburg wurde zum Verwaltungsmittelpunkt der umliegenden Gebiete. Ende des 18. Jh. wurden die Stadtbefestigungen in Rheinbach zum großen Teil abgebrochen, darunter auch Teile der Burg. In der französischen Epoche wurde das Burggelände schließlich parzelliert und privatisiert, ein Teil wurde nun als Mühle genutzt.
1913 erwarb schließlich die Stadt Rheinbach die Burg, sie ist seitdem die Eigentümerin. Sie ließ danach alle nicht zugehörigen neuen Gebäude abreißen und den Bergfried sowie das davor liegende zweigeschossige Torgebäude und erhaltene Mauern in mehreren Sanierungsmaßnahmen nach und nach wieder in einen Originalzustand zurückversetzen. An den Hexenturm wurde eine steinerne Treppe zu einem neuen Eingang im ersten Obergeschoss angebaut. Das ursprüngliche oberste Geschoss mit Zinnenkranz auf dem Dach wurde durch ein Kegeldach ersetzt. Auch die ehemaligen Wassergräben sind teilweise rekonstruiert worden. Auf dem Gelände einer benachbarten Schule finden sich auch noch Reste des Südost-Turms der Burganlage.
Der runde Turm hat vier Etagen, die Mauern sind zweischalig mit Treppenaufgang. Im Kellergeschoss befindet sich ein fensterloses Verlies, das als Kerker genutzt wurde. Da in Rheinbach Mitte des 17. Jh. eine Vielzahl von Hexenprozessen stattfand, sind auch die der „Hexerei“ überführten Frauen hier vor ihrer Bestrafung eingekerkert worden. Auf diese schaurigen Zusammenhänge, die die Phantasie den Menschen offenbar stark bewegt haben, geht der Name Hexenturm zurück.
Der Turm ist eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Rheinbach. Die Außenanlagen sind frei zugänglich, der Turm nur nach Vereinbarung. Er wird vom Standesamt für Trauungen in historischem Ambiente genutzt und kann für private Veranstaltungen in einer Größenordnung bis etwa 30 Personen angemietet werden.
(Christoph Wilmer, 2020)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2020)
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