Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war noch weitgehend Handarbeit. In der Feldflur von Kolverath dominiert heute Grünland. Zu Lebzeiten der Traud wurde die Flur dagegen überwiegend ackerbaulich genutzt. Angebaut wurden vor allem Kartoffeln, Getreide und Hülsenfrüchte.
Landwirtschaft um 1900 Um das Jahr 1900 waren die Felder sehr viel kleiner parzelliert als heute. Das lag am damals gültigen Realteilungserbrecht: Ein Bauer vererbte Hof und Felder nicht allein dem ältesten Sohn, sondern bedachte alle seine Kinder gleich, auch die Mädchen. So konnte ein Morgen Land bei einer kinderreichen Familie schnell reduziert werden. Die Realteilung, so gerecht sie auch zunächst erscheinen mag, führte dazu, dass die Grundstücksflächen mit der Zeit immer kleiner wurden. Da die Fluren kaum von Feldwegen erschlossen waren, musste man wohl oder übel zum Bearbeiten des eigenen Grundstücks über benachbarte Grundstücke gehen. Dieser Umstand hatte zur Folge, dass Aussaat, Feldbewirtschaftung und Ernte durchgeplant werden mussten. Die Parzellen, die am weitesten zum Weg lagen, mussten zuerst bestellt werden. Bei der Ernte war es genau andersherum. Sonst wäre die Saat bzw. die Frucht von den anderen Bauern zertrampelt worden. Wegen dieser Verpflichtungen, Flurzwang genannt, kam es oft zu Streitigkeiten. Die dringende Zusammenlegung der zersplitterten Parzellen wurde aufgrund des Flurbereinigungsgesetzes der Preußischen Rheinprovinz 1885 verwirklicht. Dieses Gesetz veränderte die Agrarlandschaft der Vulkaneifel nachhaltig.
Bei der Ernte war die ganze Familie im Einsatz, auch die Kinder. Eine Kartoffelernte dauerte Wochen. Von morgens bis abends wurde bei Wind und Wetter geschuftet, die kostbaren Knollen rechtzeitig aus dem Boden zu holen. Ein gut gefüllter Kartoffelkeller gab die Gewissheit, ohne Hunger über den Winter zu kommen.
Traud als Erntehelferin Häufig half Traud als Erntehelferin für einen kleinen Betrag oder eine warme Mahlzeit aus:
„Traud und ihre Mutter wissen oft nicht, wie sie den Tag überstehen sollen, arbeiten hart für ein Stück Brot und einen Schlafplatz und bleiben doch nur Bettelpack. Sie helfen beim Pflanzen, beim Sähen, beim Ernten, beim Schlachten und bei der Hausarbeit. Immer dort, wo man sie brauchen kann. Sie dürfen im Stall oder in der Scheune schlafen, wo man ihnen einen Strohsack zur Verfügung stellt. Sie werden nicht immer gut behandelt. Nur beim Essen machen die Bauern keinen Unterschied. Gegen Ende der Woche begann die Kartoffelernte. Traud buddelte bei feuchter Witterung kniend oder gebückt, durchwühlte eine Furche nach der anderen, legte Knolle um Knolle in Körbe, kippte sie später in Säcke, trug die schweren Säcke, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. So waren sich die Bauersleute bald einig, Traud zu behalten, so lange, bis die Felder bestellt wären, höchstens aber bis St. Martin.“ (Auszug aus dem Roman „Kamillenblumen“ von Ute Bales)
Aufgabe für Kinder Weißt du, was man mit Kartoffeln alles machen kann? Kennst du Döppekuchen? Frage den nächsten Spaziergänger, der dir begegnet und du wirst ein Eifeler Geheimnis entdecken.
(Verbandsgemeinde Kelberg; Universität Koblenz-Landau, 2021)
Literatur
Bales, Ute (2016)
Kamillenblumen. Roman aus der Eifel. (Edition Schrittmacher Band 15, 6. überarbeitete Auflage.) Zell/Mosel.
Ferber, Franz-Josef (1980)
Nochmal: Die Kolverather Traud. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1980, S. 30. o. O.
Ferber, Franz-Josef (1977)
Mir ward keine Liebe, kein heimatliches Land .... Erinnerungen an die Kolverather Traud oder: Ein Mensch am Rande der Gesellschaft. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1978, S. 49-52. o. O.
Pauly, Theo (1991)
Kindheitsbegegnung mit Kollewada Traud. Im heutigen Amtsdeutsch: Person mit häufig wechselndem Aufenthaltsort. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1991, S. 160-161. o. O.
Retterath, Tamara (2010)
Meine Erinnerungen an die Kolverather Traud. In: Landkreis Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2010, S. 178-191. o. O.
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