Leben in der Natur und inmitten der Naturgewalten war für Traud normal. Sie schlief in Ställen, Scheunen oder Viehunterständen, wärmte sich an Feuern, die sie selbst anfacht hatte. So trotzte sie Unwettern und bitterem Frost. Häufig übernachtete sie im Wald, was vielen heute bedrohlich erscheint.
Leben im Einklang mit der Natur Natur wird heute meist mit Freizeitvergnügen, beispielsweise wandern, verbunden. Unsere Vorfahren lebten in einer sehr engen Wechselbeziehung mit der Natur und ihren Ressourcen. Nichts wurde verschwendet. Die Menschen waren abhängig von ihrem Land und wussten, dass Naturgewalten oder Missernten Hungersnöte nach sich ziehen konnten. Sie kannten sich gut aus mit dem, was im Wald und auf der Wiese wuchs, was davon essbar oder giftig war und was als Medizin verwendet werden konnte. Da die ganze Familie in den Arbeitsalltag auf dem Hof integriert war, lernten Kinder von klein auf, wie man in und von der Natur lebt. Unser Überleben hängt heute immer weniger vom Land und von der Natur ab. Wir sind uns zwar der globalen Bedrohung durch Klimawandel und Umweltkatastrophen bewusst, aber die körperliche Erfahrung und die Vertrautheit mit Naturereignissen schwindet immer mehr.
Trauds Verhältnis zur Natur „Traud hat gelernt, sich in der Natur zurechtzufinden. Sie weiß, wo welche Pflanzen wachsen und wo es Quellen mit frischem Wasser gibt. Sie kann auch Wetter deuten. Sie schläft in Ställen und Scheunen, oft auch in Viehunterständen, wärmt sich an Feuern, die sie selbst anfacht, trotzt Unwettern und bitterem Frost. Häufig übernachtet sie im Wald, was nicht selten gefährlich und bedrohlich für sie ist. Dennoch sind Natur und Landschaft für Traud ein Gehöchtnis. Damit meint man in der Eifel eine Zuflucht oder einen Ort, an dem man sich trotz aller Umstände wiederfinden und beheimaten kann. (...) Gegen Abend zog Nebel herauf. Die Wiesen verschwammen und mit ihnen die kreisförmig angeordneten schwarzlila Pilze, die auf hohen, wässrigen Stielen standen. “Hexenringe„, sagte Maria. Bald lag Köttelbach vor ihnen, zur Nacht hin Boxberg und noch einmal galt es ein Nachtlager zu suchen, bevor sie bei Wolles an die Tür klopfen wollten. Die Nacht war feucht und kalt, Dunst hing in den Bäumen, die Tannen standen wie Riesen. In der Nähe eines Bachlaufs fanden sie in einem Unterstand für das Vieh nur dürftigen Schutz.“ (Auszug aus dem Roman „Kamillenblumen“ von Ute Bales).
Aufgabe für Kinder Hast du schon einmal im Wald geschlafen? Lege dich doch mal auf die Lauschplattform und schließe deine Augen. Was hörst du? Was spürst du? Stell dir vor, du müsstest im Wald übernachten und dürftest nur vier Teile mitnehmen. Was würdest du mitnehmen?
(Verbandsgemeinde Kelberg; Universität Koblenz-Landau, 2021)
Literatur
Bales, Ute (2016)
Kamillenblumen. Roman aus der Eifel. (Edition Schrittmacher Band 15, 6. überarbeitete Auflage.) Zell/Mosel.
Ferber, Franz-Josef (1980)
Nochmal: Die Kolverather Traud. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1980, S. 30. o. O.
Ferber, Franz-Josef (1977)
Mir ward keine Liebe, kein heimatliches Land .... Erinnerungen an die Kolverather Traud oder: Ein Mensch am Rande der Gesellschaft. In: Jahrbuch des Kreises Daun 1978, S. 49-52. o. O.
Pauly, Theo (1991)
Kindheitsbegegnung mit Kollewada Traud. Im heutigen Amtsdeutsch: Person mit häufig wechselndem Aufenthaltsort. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1991, S. 160-161. o. O.
Retterath, Tamara (2010)
Meine Erinnerungen an die Kolverather Traud. In: Landkreis Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2010, S. 178-191. o. O.
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