Wie auch andere Gebäude der Gewerkschaft Carolus Magnus, wie die Waschkaue, wurde das Verwaltungs- und Betriebsgebäude nach den Plänen des Ingenieurbüros des Aachener Professors Josef Pirlet (1880-1961) errichtet. Das T-förmige Gebäude mit seiner verzierten Backsteinfassade liegt einige Meter zurückversetzt an der parallel zum Zechengelände verlaufenden Carlstraße. Die zum Zechengelände hin abfallende Fastradastraße führt auf die Mittelachse des ursprünglichen Haupteingangs mit seiner großzügigen Vorfahrt zu. So steht das Gebäude in Verbindung mit der Werkssiedlung Palenberg, auch wenn es sich bei dieser Straße um eine untergeordnete, nur etwa 100 Meter lange Wohnstraße handelt und nicht um eine der Hauptstraßen der Siedlung. Zwischen Gebäude und Straße befanden sich früher Rasenflächen und Heckenbepflanzungen.
Entlang der Carlstraße liegt der viergeschossige (inklusive Sockelgeschoss) frühere Verwaltungstrakt mit seiner symmetrischen 19-achsigen Fassadengliederung. Jeweils ein Fenster des Erd- und des Obergeschosses bilden ein vertikales Fensterband, dass durch vor- und zurückspringende Ziegel akzentuiert wird. Die halbkreisförmige Vorfahrt führt zu einem erkerartigen vorgezogenen Haupteingang, über dem sich ursprünglich eine Reiterfigur des Namenspatrons der Gewerkschaft, Karl des Großen (748-814) befand. Im rechten Winkel zum Verwaltungstrakt schließt sich das dreigeschossige Betriebsgebäude an, dessen äußere Gestaltung zurückhaltender ist. Zur Waschkaue besteht auch heute noch eine bauliche Verbindung. Im 2. Obergeschoss setzte zudem an der Nordostfassade ein Übergang zur Lampenstube an, dessen ursprüngliche Lage an der Außenwand noch erkennbar ist. Die Konstruktion des Baus aus tragender Ziegelsteinfassade und Eisenbetonpfeilern bot die Möglichkeit, die Zuschnitte des Innenraums durch das Versetzen des Schwemmsteinmauerwerks anzupassen; diese wurde allerdings von der Gewerkschaft nicht genutzt.
Die Geschosse des Verwaltungstrakts wurden verschieden genutzt. Im Untergeschoss lag, neben Werkstätten und der Wohnung des Hausmeisters, ein Theater für bis zu 1.300 Personen, das unter anderem für Volkstheater, Boxkämpfe und Musikveranstaltungen genutzt wurde. Büros mit Publikumsverkehr waren im Erdgeschoss und im Obergeschoss lagen die Direktion, Konferenzräumlichkeiten und weitere Büros. Hierüber befanden sich die Beamtenkantine sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher.
Im Betriebsgebäude befindet sich die eindrucksvolle Lohnhalle der Gewerkschaft Carolus Magnus. Hier lagen verteilt über zwei Geschosse die Büros der Betriebsführer, Lohnbuchhalter und Steiger um einen Hof mit Glasoberlicht und Sprossenwerk. Die Wände sind mit dunklen Ziegeln verklinkert und bilden einen Kontrast zu den hellen Emporen und Fensterrahmen der zahlreichen Schalterfenster und dem hell und dunkel gemusterten Fußboden.
Nach der Zechenschließung 1962 wurden der Großteil der Bergwerksanlagen abgerissen, auch das Verwaltungs- und Betriebsgebäude sollte zumindest teilweise abgerissen werden. 1986 übernahm die Landesentwicklungsgesellschaft von Nordrhein-Westfalen das ehemalige Zechengelände mit den noch bestehenden Gebäuden. Kurze Zeit später, im Jahr 1989, wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und zwischen August 1992 und Juni 1996 für 28 Millionen Mark aufwendig saniert, sodass am 28. Juni 1996 hier das Carolus Magnus Centrum für Umwelttechnologie, ein Technologie- und Gründerzentrum, eröffnen konnte. Trotz der Nutzungsveränderung blieb das Gebäude im Wesentlichen in seiner ursprünglichen Struktur erhalten und, vor allem die Lohnhalle bildet heute eine architektonische Besonderheit im Aachener Raum. Allerdings 2014 wurde in unmittelbarer Nähe des Verwaltungsgebäudes ein moderner Neubau errichtet, welche Teile des Verwaltungsgebäudes und die Waschkaue verdeckt.
Denkmalschutz
Das Objekt „Verwaltungsgebäude der Gewerkschaft Carolus Magnus“ ist als „Hauptverwaltungsgebäude mit Lohnhalle und Theatersaal der Zeche Carolus Magnus“ ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Stadt Übach-Palenberg, laufende Nr. 28).
(Robert Gansen, Universität Bonn, 2021)
Internet
www.limburg-bernd.de: Denkmale in der Stadt Übach-Palenberg, Hauptverwaltungsgebäude (abgerufen 09.06.2021)