Bahnhof Mülhausen-Oedt

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Grefrath
Kreis(e): Viersen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 20′ 26,33″ N: 6° 22′ 8,97″ O 51,34065°N: 6,36916°O
Koordinate UTM 32.316.764,13 m: 5.690.993,23 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.525.767,36 m: 5.689.608,29 m
Der Bahnhof in Mülhausen-Oedt liegt an der 1868 eröffneten Bahnstrecke von Kempen nach Venlo. Der Bahnhof wurde erst 1896 auf Initiative des Klosters in Mülhausen errichtet.

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zahlreiche Bemühungen, Anschluss an das neue Verkehrsmittel Eisenbahn zu gewinnen. Durch die Eisenbahnen gab es die Möglichkeiten, die vor Ort hergestellten Waren leichter zu transportieren. Es wurden auch von Anfang an Verbindungen in die Niederlande gesucht, um hier die Nordseehäfen zu erreichen. Nachdem der Bau der Crefeld-Nijmegener Eisenbahn über Kempen feststand, erhielt das Projekt einer Eisenbahnverbindung von Kempen nach Venlo mit Anschluss an die holländische Staatsbahn für die Orte Grefrath und Lobberich erhebliche Bedeutung.

Die Strecke von Kempen nach Venlo sollte von der Gesellschaft gebaut werden, die schon die Bahnlinie von Viersen über Dülken nach Venlo plante, finanzierte und baute: die Aktiengesellschaft der Preußisch-Niederländischen Verbindungsbahn. Für die Strecke zwischen Kempen und Venlo gab es mehrere Varianten. Die von den Gemeinden Grefrath und Lobberich verlangte Trasse musste bei Milbeck über eine Höhe geführt werden. Die Eisenbahngesellschaft wehrte sich vehement gegen die erheblichen Mehrkosten, die beim Bau der Anrampungen und des tiefen Einschnittes entstehen mussten. Die Gemeinden verlangten jedoch diese kostspieligere Trasse, damit die wirtschaftlichen Vorteile einer Bahn von den Bürgern und Gewerbetreibenden besser genutzt werden konnten.

Die Eingaben und Denkschriften von Bürgermeistern und Industriellen der beiden Gemeinden hatten jedoch erst Erfolg, nachdem die Rheinische Eisenbahngesellschaft 1865 die Konzession übernahm. Da die Gesellschaft bereits zwei Jahre zuvor die Linie von Krefeld über Kempen nach Kleve in Betrieb genommen hatte, war ihr an dieser weiteren günstigen Verbindung nach Holland sehr gelegen.

Die Bauarbeiten konnten zügig durchgeführt werden, so dass am 1. Januar 1868 die Strecke eröffnet werden konnte. Ein Halt in Mülhausen bzw. Oedt war nicht vorgesehen.

1894 schrieb die Generaloberin der Schwestern Unserer lieben Frau (Kloster Mühlhausen) an die Eisenbahndirektion in Köln und bat um die Errichtung einer Haltestelle in Mühlhausen, weil das dortige Mutterhaus viele Filialen besitze sowie ein Pensionat mit 130 Zöglingen. Der Bürgermeister von Oedt unterstützte das Gesuch und stellte einen Baukostenzuschuss in Aussicht, wenn der Bahnhof den Namen Mühlhausen-Oedt erhalten würde. Die Eisenbahndirektion forderte aber die Übernahme der Gesamtkosten in Höhe von 2.765 Mark. Oedt zahlte davon 750 Mark und die Schwestern den „Rest“ von 2.015 Mark. Auf Anordnung der Eisenbahnverwaltung wurde der Bahnhof dann Mühlhausen-Oedt genannt und am 1. Oktober 1896 für den Personenverkehr freigegeben (nach Albersmann).

In beiden Weltkriegen wurde der Verkehr auf der Bahnlinie massiv eingeschränkt. Während des Zweiten Weltkrieges, vor allem während der Ardennenoffensive im Winter 1944/45, wurden im Kempener Bahnhof die Lokomotiven von den Truppenzügen abgekoppelt und gedreht. Zusätzliche Schiebeloks sorgten dafür, dass die Truppenzüge den Höhenzug zwischen Grefrath und Lobberich überwinden konnten.
Den Personenverkehr stellte die Deutsche Bundesbahn zum 23. Mai 1982 ein. Der Güterverkehr zwischen Kempen und Grefrath wurde zum 28. Mai 1983 eingestellt. In der Folgezeit wurden die Gleisanlagen abgebaut. Heute verläuft ein Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse.

Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude ist vergleichbar mit denen in Lobberich und Grefrath. Es besaß zweieinhalb Stockwerke, mit fünf Fensterachsen an den Breitseiten und drei Fensterachsen an den Schmalseiten. Bahnseitig gab es einen direkten Durchgang in die Bahnhofshalle, der Hausbahnsteig besaß wohl ein überkragendes Vordach zum Schutz der Reisenden. Anbauten an den Schmalseiten dienten dem Fahrdienstleiter und der Güter- und Gepäckabfertigung. Das ehemalige Empfangsgebäude ist heute äußerlich stark verändert und wird gastronomisch genutzt.

(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)

Internet
nrwbahnarchiv.bplaced.net: NRW-Bahnarchiv von André Joost, Bahnhof Mülhausen-Oedt (Abgerufen: 26.4.2021)
manfred-albersmann.de: Private Seite mit ausführlicher Darstellung der Linie Kempen – Kaldenkirchen - Venlo (Abgerufen: 23.4.2021)

Bahnhof Mülhausen-Oedt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 66
Ort
47929 Grefrath - Mülhausen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1896, Ende 1983

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Claus Weber: „Bahnhof Mülhausen-Oedt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332622 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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