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Bahnhof Lobberich. Ehemaliges Hauptgleis (2018)
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Landschaftsverband Rheinland / Claus Weber
Fotograf/Urheber:
Claus Weber
Medientyp:
Bild
Der Bahnhof Lobberich an der Bahnstrecke von Kempen nach Venlo wurde 1897 zusammen mit der Bahnlinie in Betrieb genommen.
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zahlreiche Bemühungen, Anschluss an das neue Verkehrsmittel Eisenbahn zu gewinnen. Durch die Eisenbahnen gab es die Möglichkeiten, die vor Ort hergestellten Waren leichter zu transportieren. Es wurden auch von Anfang an Verbindungen in die Niederlande gesucht, um hier die Nordseehäfen zu erreichen. Nachdem der Bau der Crefeld-Nijmegener Eisenbahn über Kempen feststand, erhielt das Projekt einer Eisenbahnverbindung von Kempen nach Venlo mit Anschluss an die holländische Staatsbahn für die Orte Grefrath und Lobberich erhebliche Bedeutung.
Die Strecke von Kempen nach Venlo sollte von der Gesellschaft gebaut werden, die schon die Bahnlinie von Viersen über Dülken nach Venlo plante, finanzierte und baute: die Aktiengesellschaft der Preußisch-Niederländischen Verbindungsbahn. Für die Strecke zwischen Kempen und Venlo gab es mehrere Varianten. Die von den Gemeinden Grefrath und Lobberich verlangte Trasse musste bei Milbeck über eine Höhe geführt werden. Die Eisenbahngesellschaft wehrte sich vehement gegen die erheblichen Mehrkosten, die beim Bau der Anrampungen und des tiefen Einschnittes entstehen mussten. Die Gemeinden verlangten jedoch diese kostspieligere Trasse, damit die wirtschaftlichen Vorteile einer Bahn von den Bürgern und Gewerbetreibenden besser genutzt werden konnten.
Die Eingaben und Denkschriften von Bürgermeistern und Industriellen der beiden Gemeinden hatten jedoch erst Erfolg, nachdem die Rheinische Eisenbahngesellschaft 1865 die Konzession übernahm. Da die Gesellschaft bereits zwei Jahre zuvor die Linie von Krefeld über Kempen nach Kleve in Betrieb genommen hatte, war ihr an dieser weiteren günstigen Verbindung nach Holland sehr gelegen.
Die Bauarbeiten konnten zügig durchgeführt werden, so dass am 1. Januar 1868 die Strecke eröffnet werden konnte, dem ersten Zug entstiegen in Lobberich sieben Reisende. Noch im Januar 1868 suchte die Rheinische Bahngesellschaft Pächter für die Bahnhofs-Restauration in Lobberich und Grefrath. Der Bahnhof besaß zwei Gleise für die Personenzüge sowie drei Gleise für den Güterverkehr und die Güter-Verladung. Der Güterschuppen stand gegenüber dem Empfangsgebäude auf der Nordseite. Des Weiteren gab es Anschlüsse an die lokale Industrie, auf denen die Güterwagen direkt in die Fabriken fahren konnten. Die seit 1860 in Lobberich tätige Seiden-Industrie profitierte stark von der neuen Verbindung. Aus dem landwirtschaftlich geprägten Ort wurde in wenigen Jahren ein schmuckes Landstädtchen und neue Wohnhäuser und Fabriken entstanden; die Einwohnerzahlen stiegen stark an (1875 5.016 Einwohner). Zum Bahnhof führte die neu angelegte Bahnstraße.
In beiden Weltkriegen wurde der Verkehr auf der Bahnlinie massiv eingeschränkt. Gleich nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kamen am 7. Dezember 1914 die ersten 110 Verwundeten vom westlichen Kriegsschauplatz (Flandern) mit Lazarettzügen auf dem Lobbericher Bahnhof an. Von dort kamen die Verwundeten in das Krankenhaus und in das Mitte September 1914 eingerichtete Lazarett in der Sassenfelder Schule. 1916 musste man die Zahl der Betten auf 180 erhöhen. Und Mitte April 1918 wurde im damaligen Hotel Köster noch ein Notlazarett von 100 Betten errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges, vor allem während der Ardennenoffensive im Winter 1944/45, wurden im Kempener Bahnhof die Lokomotiven von den Truppenzügen abgekoppelt und gedreht. Zusätzliche Schiebeloks sorgten dafür, dass die Truppenzüge den Höhenzug zwischen Grefrath und Lobberich überwinden konnten.
Das Empfangsgebäude in Lobberich wurde 1976 abgerissen, es verblieb ein einfacher Bahnsteig für die Reisenden. Den Personenverkehr stellte die Deutsche Bundesbahn zum 23. Mai 1982 ein. Der letzte Personenzug, der die Gleise zwischen Lobberich und Kaldenkirchen befuhr, war ein Sonderzug, der zu Filmdreharbeiten im Jahr 1991 eingesetzt wurde. Der Güterverkehr zwischen Kempen und Grefrath wurde zum 28. Mai 1983 eingestellt. Es verblieb Güterverkehr auf dem restlichen Abschnitt von Grefrath nach Kaldenkirchen, in Lobberich wurden Anschlüsse bedient. Zuletzt wurden noch zwei Privatanschlüsse am Lobbericher Güterbahnhof angefahren. Dieser Verkehr nahm zu Beginn der 1990er Jahre stark ab und wurde am 31. Dezember 1999 ganz eingestellt. In der Folgezeit wurden die Gleisanlagen abgebaut. Heute verläuft ein Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse.
Empfangsgebäude Das Empfangsgebäude war baugleich mit dem in Grefrath. Es besaß zweieinhalb Stockwerke, mit fünf Fensterachsen an den Breitseiten und drei Fensterachsen an den Schmalseiten. Zur Straße hin gab es einen Vorbau als Entree in das Gebäude. Über Stufen erreichte man die Halle, die durch zwei Türen betreten werden konnte. Der Vorbau trug einen Balkon für das erste Geschoss, in dem sich Wohnungen befanden. Bahnseitig gab es einen direkten Durchgang in die Bahnhofshalle, der Hausbahnsteig besaß ein überkragendes Vordach zum Schutz der Reisenden. Anbauten an den Schmalseiten dienten dem Fahrdienstleiter und der Güter- und Gepäckabfertigung.
ROKAL-Freunde Lobberich Die ROKAL-Freunde Lobberich haben den Bahnhof und sein Umfeld im Modell nachgebildet. Da die bekannte Firma Rokal in Lobberich ihren Firmensitz hatte, wurde der TT-Maßstab für die Nachbildung gewählt (Maßstab 1:120; TT = table top).
(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)
Internet nrwbahnarchiv.bplaced.net: NRW-Bahnarchiv von André Joost, Bahnhof Lobberich (Abgerufen: 26.5.2018) www.rokal-tt.lobberich.de: Homepage ROKAL-Freunde Lobberich (Abgerufen: 29.06.2023) www.lobberich.de: Manfed Albersmann, Die Geschichte der ROKAL-TT Modelleisenbahn (Abgerufen: 29.06.2023) www.lobberich.de: Bahnhof und Eisenbahn in Lobberich - Chronologische Übersicht (Abgerufen: 29.06.2023) de.wikipedia.org: Firma Rokal (Abgerufen: 24.4.2021)
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