Herberzhäuser in Uerdingen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Krefeld
Kreis(e): Krefeld
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 21′ 14,55″ N: 6° 38′ 57,62″ O 51,35404°N: 6,64934°O
Koordinate UTM 32.336.323,59 m: 5.691.819,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.545.277,43 m: 5.691.234,12 m
  • Herberzhäuser Uerdingen (2020)

    Herberzhäuser Uerdingen (2020)

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    Veit Berroth / Landschaftsverband Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Veit Berroth
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An der Westseite des Markts stehen die vermutlich prägnantesten und repräsentativsten Reihenhäuser Uerdingens.
1832 errichtete Balthasar Napoleon Herberz für sich und seine beiden jüngeren Brüder die herrschaftliche klassizistische Hauszeile. Die Reihung von drei identischen fünfachsigen Fassaden, jeweils mit mittigem Eingang und einem darüber liegenden Balkon mit durchbrochenem Gußeisengeländer, erinnert an die gereihten Villen des Royal Crescent und des King’s Circus im englischen Bath, erbaut im späten 18. Jahrhundert. Allerdings nicht (wie in Bath) mit säulengeschmückter Schauseite, sondern mit klassizistischer Putzquaderung, in die die Erdgeschossfenster schlicht eingeschnitten wurden. Im 1. Obergeschoss sind die hohen bodentiefen (‚französischen’) Fenstern mit geohrten Stuckgewänden und Verdachung versehen, die sich im 2. Obergeschoss niedriger und ohne Verdachung wiederholen.

In der Literatur als Dreibrüderhaus benannt, könnte es vielleicht treffender als Dreineffenhaus gelten. Das Geld, diese repräsentativen Wohnsitze zu errichten, sollen die drei jungen Kaufleute von ihrem kinderlos verstorbenen Onkel Heinrich Josef Herberz (1766 bis 1827) geerbt haben. Dieser hatte 1805, als Uerdingen – wie der gesamte linke Niederrhein bis weit hinunter in das linke Rheinland – zu Frankreich gehörte, die Erlaubnis zur Anlage einer Zuckerraffinerie erhalten, die aufgrund der damaligen Kontinentalsperre ausnehmend lukrativ gewesen sein soll. 1811 richtete Heinrich Josef Herberz im Wirtschaftshof des säkularisierten Kloster Knechtsteden eine weitere Zuckerfabrik ein, nun für die Verarbeitung von Zuckerrüben. Er galt als reichster Mann Uerdingens – mit einem großen Grundbesitz, zu dem neben dem Topshof (Kaldenhausen), dem Herbertzhof (Bockum), Haus Rahdong bei Osterath, dem Rethenhof (Fischeln), Groß-Isselhof bei Ilverich, dem Dückerhof bei Worringen auch das ehemals kurkölnische Lehen Grypswald gehörte, im Rittergutsmatrikel als landtagsfähiger Rittersitz geführt.

Wer die prägnanten Herberzhäuser entwarf, ist nicht überliefert. Die Qualität des Entwurfs ließ die Architekturhistoriker bevorzugt in den höheren Rängen der Baukunst suchen; der große Klassizist Karl Friedrich Schinkel galt als möglicher Kandidat, mittlerweile werden aufgrund von Quellenfunden und Vergleichsstudien Adolph von Vagedes (1777 bis 1842) und dessen Mitarbeiter angenommen.

Die drei Hauseinheiten sind auch im Inneren gleich angelegt, mit einem Salon im 1. Obergeschoss und zentraler Treppe. Aufgrund von stadträumlicher Positionierung und Wirkung mag es nicht verwundern, dass im linken Haus Nr. 1 zum Ende des 19. Jahrhunderts das Rathaus von Uerdingen, im rechten Haus Nr. 5 das Amtsgericht (zuletzt: Bücherei) angesiedelt wurden, während das mittlere Haus Nr. 3 Apotheke wurde und bis heute in Privatbesitz ist. Für die unverändert bestehende Apothekennutzung sind die Erdgeschossfenster 1933 bodentief abgesenkt worden. Das Brüstungsfries des 2. Obergeschosses wurde in großen Lettern entsprechend der Nutzungen beschriftet, wie historische Fotografien belegen – und über die Jahre neubeschriftet, wenn die Nutzungsänderungen in Haus Nr. 5 dies nahelegten.

Im Jahr 2020 wurde die Sanierung der beiden städtischen Häuser Am Markt 1 und 5 begonnen, Architekten sind das Büro Heinrich Böll, Essen.

Hinweis
Das Objekt „Herberzhäuser Uerdingen“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Stadt Krefeld 2012, Nr. 19/20/502)

(Stephan Strauß, Historische Bauwerke GbR, 2020)

Internet
www.krefeld.de: Denkmalliste der Stadt Krefeld (Stand: 07.2021) (PDF-Dokument, 1 MB, abgerufen 16.12.2021)

Literatur

Kordt, Walter; von Vagedes, Adolph (1928)
Familie Herberz und das Rathaus in Uerdingen. In: Die Heimat Jg. 7, o. O.
Verbeek, Albert; Wesenberg, Rudolf (1967)
Die Denkmäler des Rheinlandes. Krefeld 2. Band Uerdingen – Hohenbudberg, Linn, Gellep, Fischeln, Bockum – Oppum – Verberg, Benrad, Traar. S. 26-28, Düsseldorf.

Herberzhäuser in Uerdingen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Marktplatz 1/3/5
Ort
47829 Krefeld - Uerdingen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1832

Empfohlene Zitierweise

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Stephan Strauß: „Herberzhäuser in Uerdingen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-330534 (Abgerufen: 28. April 2024)
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