Der architektonische Entwurf für das Wasserwerk stammt von dem auch mit der Planung des Goldenberg-Werks betrauten Architekten Alfred Fischer (1881–1950), einem führenden Mitglied des Deutschen Werkbundes. Das in Backsteinbauweise ausgeführte zentrale Pumpenhaus zeigt eine einfache klassizistische Formensprache, die dem in seiner Funktion eher untergeordneten Bauwerk dennoch ein monumentales Erscheinungsbild verleiht. Die Gestaltung von 1913/14 wurde auch auf das vermutlich in den 1950er Jahren seitlich angebaute Schalthaus übertragen.
Mit dem weiteren Ausbau des Goldenberg-Werks – bis 1924 bereits auf 290.000 kW – stießen die Versorgungskapazitäten aus Kierdorf an ihre Grenzen, so dass einige Kilometer westlich 1925 das neue Wasserwerk Dirmerzheim entstand und beide Werke zu einer gemeinsamen Wasserführung verbunden wurden. Die ursprünglichen Kierdorfer Brunnen blieben bis zur Mitte der 1950er Jahre in Betrieb und wurden dann bis auf einen zugeschüttet. Inzwischen hatte die Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation infolge der Grundwasserabsenkung für ihren neuen Zentraltagebau Frechen auf dem Gelände neue Brunnen von jeweils 200 bis 250 m Tiefe angelegt. Anfang 1963 wurde der gemeinsame Betrieb mit Dirmerzheim aufgehoben und seitdem dient das Wasserwerk Kierdorf nur noch der Trink- und Brauchwasserversorgung des Goldenberg-Werks.
Eine der Brunnenschächte von 1913/14 mit darüber gelegenem Pumpenraum, in etwa 20 m Entfernung vom Pumpenhaus gelegen und an den zu Tage tretenden Lüftungshauben erkennbar, blieb mit einer Ende der 1930er Jahre modernisierten Einrichtung erhalten. Bei der Ausstattung handelt es sich um eine vertikal im Pumpenraum aufgestellte Pumpe der Gebr. Sulzer AG mit einer Fördermenge von 139 l/s aus dem Jahr 1938. Oben auf der Pumpe sitzt der Antriebsmotor, ein Dreinutmotor der früheren Rheydter Schorch-Werke AG mit einer Leistung von 57 kW. Diese kleine technische Besonderheit akzentuiert die ansonsten wegen ihrer Architektur und Funktion industriehistorisch bedeutende Anlage.
(Norbert Gilson, Büro für technikhistorische Forschung und Beratung / Aachen; Institut. Industrie – Kultur – Geschichte – Landschaft, 2020)