Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel

Station auf dem Wassererlebnisweg durch Bad Vilbel

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Fachsicht(en): Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Vilbel
Kreis(e): Wetteraukreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 10′ 58,63″ N: 8° 44′ 27,22″ O 50,18295°N: 8,7409°O
Koordinate UTM 32.481.501,33 m: 5.559.004,64 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.481.568,78 m: 5.560.789,14 m
  • Ehrenmal Bad Vilbel (2021)

    Ehrenmal Bad Vilbel (2021)

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  • Einweihung des Ehrenmals im Kurpark bad Vilbel im Sommer 1934

    Einweihung des Ehrenmals im Kurpark bad Vilbel im Sommer 1934

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  • Ehrenmal Bad Vilbel (2021)

    Ehrenmal Bad Vilbel (2021)

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  • Plan des Ehrenmals von Paul Seiler (1930er Jahre)

    Plan des Ehrenmals von Paul Seiler (1930er Jahre)

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  • Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel (1930er Jahre)

    Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel (1930er Jahre)

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  • Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel (1936)

    Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel (1936)

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Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918) wurde auch in Vilbel der Wunsch nach einem Denkmal für die gefallenen Soldaten geäußert, das dem Ehrenmal für die gefallenen von 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg) am Südbahnhof entsprechen sollte. Die Idee dazu kam maßgeblich aus dem national gesinnten politischen Lager, wurde hauptverantwortlich vom „Kriegerverein“ (Veteranenorganisation) getragen, politisch aber durch die Arbeiterparteien abgelehnt.

Eine politische Mehrheit dafür fand sich erst nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Vilbel im März/April 1933. Der neu eingesetzte Bürgermeister Joseph Seitz und der Vorsitzende des Kriegervereins Wilhelm Beuler nutzten die Gunst der Stunde, um das Projekt durchzusetzen. Bereits im Mai 1933 fand die erste Planungssitzung zum Bau des Denkmals statt. Fünf Bildhauer wurden gezielt aufgefordert, Entwürfe einzureichen. In der Begutachtung setzte sich der Entwurf des Frankfurter Bildhauers Paul Seiler (1873-1934) durch, vermutlich weil er dem herrschenden Zeitgeist am ehesten entsprach. Die Vorgaben des Auswahlverfahrens sind nicht überliefert.

Das Denkmal wurde am 21. und 22. Juli 1934 mit einem aufwändigen Festprogramm eingeweiht. Weitgehend über private Spenden ist der Bau finanziert worden. Der extra dafür eingerichtete Denkmalfond verzeichnete bis September 1934 einen Mittelzufluss in Höhe von 7.500 Reichsmark. Unbekannt ist die Höhe der einzelnen Spendenbeträge.

Das Denkmal bildete den optischen Abschluss der damals neu entstehenden Kurparkanlage, mit direkter Sichtachse zur Kurhausmitte.

Der Entwurf von Paul Seiler kombiniert Elemente klassischer, antiker Bauformen mit regionalen Materialien. Für die Ringmauer sowie die Treppenstufen wurden örtliche Materialien verwendet (behauene Vilbeler Sandsteine). Für die Stele kam Taunusgestein (Mammolshainer Bruch) und Muschelkalkstein zum Einsatz. Durchaus typisch für zeitgenössische Denkmalkonzeptionen, wurde damit doch Erdverbundenheit und Heimattreue zum Ausdruck gebracht.

Im Zentrum der Anlage befindet sich die zwölf Meter hohe Stele mit rechteckigem Grundriss. Mit dem aufgesetzten Eisernen Kreuz auf einer Kugel ist sowohl das militärische Ehrenzeichen als auch christliche Symbolik aufgerufen. Die zwei Relieftafeln auf den Längsseiten der Stele zeigen jeweils drei marschierende Soldaten in Uniform und Waffen. Ihre Ausrichtung nach Westen vermittelt eine doppelte Bedeutung: Einerseits sind fast alle Vilbeler Gefallenen an der Westfront ums Leben gekommen. Und andererseits drücken diese sechs Soldaten eine unverhohlene Drohung gegen den sogenannten Erbfeind Frankreich aus.

Auf der Frontseite der Stele steht die Widmung an die Gefallenen: „Den gefallenen Helden Ehre und Dank“, mit einem übergroßen, ornamental ausgeschmückten „H“ und somit einer besonderen Betonung der Helden. Auf diese Vorbilder soll man stolz sein und ihnen nacheifern. Auf der Rückseite steht: „Die Stadt Vilbel ihren gefallenen Söhnen“.

In dieser heroisierenden Darstellung ist dem Elend des Krieges, dem Leiden der Soldaten und der Trauer der Hinterbliebenen kein Raum gegeben. Stattdessen wurde so ein nationalistisches und militärisches Denken gestärkt, das wenige Jahre später in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und zu über 60 Millionen Opfern von Krieg und Gewalt führte.

An der halbkreisförmig gemauerten Umrahmung waren ursprünglich fünf Tafeln angebracht. Die Namen der Gefallenen sind auf den vier seitlichen festgehalten. Als Besonderheit ist zu vermerken, dass auch ein jüdischer Gefallener genannt ist. Auf der mittleren Tafel stand unter einem Hakenkreuz der Text: „Den von 1919 bis 1933 für Deutschlands Freiheit und Auferstehung gefallenen Helden in Ehrfurcht gewidmet“. Gemeint sind hier Todesopfer aus den Reihen der nationalsozialistischen Bewegung in den politischen Auseinandersetzungen und Kämpfen der Weimarer Republik. Diese Tafel ist vermutlich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt worden.

Die Form des Halbkreises wurde in der ursprünglichen Anlage durch eine parallel zur Ummauerung verlaufende Baumreihe aufgenommen (Hain). Zwei kleinere Bruchstein-Säulen links und rechts vor der Denkmalsäule trugen eiserne Feuerschalen. Damit wurde der ganzen Anlage ein sakraler, pseudoreligiöser Charakter gegeben. Vor der eigentlichen Anlage - in Richtung Kurhaus - entstand weiterhin ein mit Kies und Schlacke bestreuter, ebenfalls symmetrisch angelegter Festplatz.

Für die Zeit nach 1945 liegen keine gesicherten Daten vor. Vermutlich auf Anordnung der amerikanischen Besatzung wurde die formale NS-Symbolik entfernt (Hakenkreuze, Schalen, die mittlere Platte), erhalten blieb so jedoch die zeittypische, oben beschriebene Gestaltung der Herrschaft des Nationalsozialismus.

Die Anlage selbst steht zusammen mit dem Kurpark bis einschließlich dem Kurhaus unter Denkmalschutz. Die Diskussion in den 1970er Jahren über eine Umgestaltung des Denkmals ist ohne Ergebnis verlaufen.

(Stadt Bad Vilbel, 2022)

Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Parkstraße
Ort
61118 Bad Vilbel
Fachsicht(en)
Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1934

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Stadt Bad Vilbel (2022): „Ehrenmal im Kurpark Bad Vilbel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-329513 (Abgerufen: 19. Mai 2024)
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