Eine dem Radom des Fraunhofer-Instituts bei Wachtberg-Berkum optisch und technisch ähnliche, wenngleich mit einem Durchmesser von „nur“ rund 19 gegenüber 47,5 Metern deutlich kleinere Radarkuppel befindet sich in der von Wachtberg aus rund 25 Kilometer entfernten Mercator-Kaserne der Bundeswehr bei Euskirchen. Die Anlage wurde von 1974 bis 2018 in der so genannten „Funkkaserne“ der Bundeswehr als Satelliten-Bodenstation der NATO betrieben. Die markante und bereits von Weitem gut sichtbare kugelförmige Wetterschutzkuppel über einem im Durchmesser 12,8 Meter großen Parabolspiegel erhielt die Anlage 1985.
Die Mercator-Kaserne Die insgesamt gut 13 Hektar Fläche (130.000 Quadratmeter) einnehmende Mercator-Kaserne an der Frauenberger Straße nördlich von Euskirchen entstand ursprünglich zwischen 1936 und 1938 im Zuge des Ausbaus der Wehrmacht im nationalsozialistischen Deutschland. Nach Kriegsende wurden hier zunächst ausgebombte Familien untergebracht, bevor die Belgische Armee die Anlage im Jahr 1951 unter dem Namen „Selzate-Kaserne“ übernahm und erweiterte. „Seit 1970 nutzte die deutsche Fernmeldeweitverkehrskompanie die Kaserne und 1971 richtete die Big Band der Bundeswehr ihren Standort hier ein. Sie wurde auch als ‚Funkkaserne‘ bezeichnet. 1985 wurde die Kaserne stark erweitert und umgebaut und erhielt ihren heutigen Namen, benannt nach dem Geographen und Kartographen Gerhard Mercator.“ (de.wikipedia.org)
Zum 10. Juli 1985 bezog das damalige Amt für Militärisches Geowesen (AmilGeo) die Mercator-Kaserne (mit Ausnahme der NATO-Satcom-Anlage, vgl. nachfolgend). Das AmilGeo wurde nach der Zusammenlegung mit dem Amt für Wehrgeophysik zunächst zum Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr (AGeoBw) und heißt seit 2014 Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBw). Das ZGeoBw stellt den Streitkräften benötigte Geoinformationen wie z.B. umfassende Wetterdaten und meteorologische Vorhersagen für die Flugsicherheit zur Verfügung. Heute ist es dem zum 1. April 2017 aufgestellten militärischen Organisationsbereich des Cyber- und Informationsraums (CIR) der Bundeswehr mit Führungskommando in Bonn unterstellt (www.bundeswehr.de).
Aufgabe und Zweck der NATO-Satcom-Anlage Die Euskirchener Satcom-Anlage (= Satellitenkommunikation) unterstand der NATO-Kommunikations- und Informationsagentur (NATO Communications and Information Agency, NCIA) und ist daher auch innerhalb der Bundeswehr-Kaserne nochmals separat gesichert und eingezäunt. Die von deutschen Soldaten betriebene Einheit NATO Satcom Station F02 diente seit 1972 als Knotenpunkt innerhalb der NATO-Kommunikation. Ihre Hauptaufgabe war die zuverlässige Bereitstellung von Verbindungen zwischen militärischen Einrichtungen und Einheiten. Die Station wurde zum 18. Dezember 2018 geschlossen (vgl. satcom-f02.org).
Die Radaranlagen ermittelten militärisch relevante Geodaten auf der Basis elektromagnetischer Wellen im Radiofrequenzbereich (vgl. ausführlicher das technisch ähnliche Radom bei Wachtberg). Als Radom wird dabei ledlich die Wetterschutzkuppel bezeichnet - welche Anlagen sich darunter befinden, ist unterschiedlich. Das Kunstwort Radom kommt aus dem Englischen und steht verkürzt für Radar dome (= Radarkuppel), das Wort radar bzw. radio detection / direction and ranging bezeichnet die funkgestützte Ortung und Abstandsmessung.
Technik und Ausstattung des Euskirchener Radoms Die an ihrer breitesten Stelle etwa 19 Meter Durchmesser aufweisende weiße Schutzkuppel wurde erst 1985 als Wetterschutz über der eigentlichen Radaranlage errichtet. Sie besteht aus einer metallenen Gitterkonstruktion, über die hunderte dreieckige Flächenelemente aus einem speziellen Kunststoff gespannt sind. Die schon von Weitem gut sichtbare Hülle ist inzwischen zu einem Wahrzeichen von Euskirchen geworden. Der dreh- und schwenkbare Parabolspiegel im Inneren des Euskirchener Radoms hat einen Durchmesser von 12,8 Meter bei einem Gewicht von 24 Tonnen. Der Parabolspiegel lässt sich auf der etwa 3 Meter Durchmesser einnehmenden Lagerung an seinem Sockel innerhalb von etwa 90 Sekunden einmal vollständig drehen.
In den an die Kuppel angrenzenden Gebäuden befinden sich Räumlichkeiten zum technischen Betrieb der Anlage, darunter eine Art Zentrale für die Steuerung des Radoms und für die Auswertung und Vermittlung der erhobenen Daten. Unter anderem sind hier auch zwei große Diesel-Notstromaggregate samt Tanks untergebracht, die zur Aufrechterhaltung der elektrischen Energieversorgung bei einem Ausfall dienen.
Nach dem 2018 erfolgten Betriebsende des Satcom-Radars wird derzeit die Übergabe der Liegenschaft von der NATO an die deutsche Bundeswehr abgewickelt. Für den geplanten Rückbau des Radoms inklusive der Satellitenantenne hat bereits eine Schadstoffüberprüfung stattgefunden und der Rückbau wird dementsprechend stattfinden. Die markante Radarkuppel wurde im Laufe des September 2023 vollständig abgebaut. Als militärische Anlagen stehen die Kaserne und das Radom der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht für Besichtigungen u.ä. offen. In der Kaserne werden jedoch regelmäßig Tage der offenen Tür ausgerichtet.
Quelle Freundliche Hinweise und Informationen von Herrn RAmtm Jürgen Hackbarth, Objektmanager des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Bonn für die Kaserne Euskirchen (Ortsbesuch am 15. April 2021).
Internet www.bundeswehr.de: Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr (abgerufen 18.03.2021) www.bundeswehr.de: Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr (abgerufen 18.03.2021) satcom-f02.org: NATO SGT F02 Euskirchen / SATCOM Ground Terminal F02 (abgerufen 30.06.2021) de.wikipedia.org: Mercator-Kaserne (abgerufen 18.03.2021)
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